Mönchengladbach. . Irgendwie ist man geneigt zu sagen: Jeder blamiert sich so gut, wie er kann. Und Schalke blamierte sich am Sonntagabend mit der 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach bis auf die Knochen.

Irgendwie ist man geneigt zu sagen: Jeder blamiert sich so gut, wie er kann. Und Schalke blamierte sich am Sonntagabend beim Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach bis auf die Knochen und verhalf Gladbachs neuem Trainer Lucien Favre zu einem Traum-Einstand: Mit 2:1 gewann die Elf vom Niederrhein völlig verdient gegen Schalke und findet im Abstiegskampf damit wieder Anschluss.

Es war der erste Heimsieg für die Gladbacher seit dem 9. April 2010 (2:0 gegen Frankfurt). Danach hatte es 13 Heimspiele ohne Sieg gegeben, zuletzt sogar fünf Heimpleiten am Stück – bis nun Schalke kam. Die Tore erzielten Marco Reuss (12.) und Mohamadou Idrissou (23.), nachdem die völlig enttäuschenden Schalker durch Peer Kluge (2.) sogar in Führung gegangen waren.

Es ist ja nicht so, als wenn die Schalker vorher nicht gewarnt gewesen wären. Der Trainerwechsel würde bei den Gladbachern neue Kräfte freisetzen, hatte Felix Magath gepredigt – doch seine Spieler hatten die Ohren bei dieser Ansage wohl auf Durchzug gestellt.

Auf jeden Fall sah Schalke nur hilflos zu, wie sich die Gladbacher den Frust der vergangenen Wochen von der Seele spielten. Die Borussen ließen sich selbst von dem frühen Rückstand nicht aus der Bahn werfen: In der zweiten Minute hatte ausgerechnet der frühere Gladbacher Peer Kluge im Mittelfeld Roman Neustätter den Ball geklaut und brachte Schalke mit 1:0 in Führung. Doch die Blauen wussten mit diesem Vorteil schlicht und einfach gar nichts anfangen und verschenkten ihn geradezu fahrlässig.

Schalkes Abwehr völlig außer Rand und Band

Schalke und auch Felix Magath hatte sich selbst in die Tasche gelogen mit dem Verweis, dass man in den vergangenen acht Bundesliga-Spielen nur zwei Gegentore kassiert hatte. „Da entwickelt sich etwas“, hatte Magath mit Blick auf die Defensive gesagt – und dabei ignoriert, dass diese Bilanz vor allem den Taten von Manuel Neuer zu verdanken war. Und nicht der Abwehr, die im Borussia-Park wieder einmal völlig außer Rand und Band war.

Verteidiger Lukas Schmitz dürfte nach dem Spiel gar nicht mehr wissen, wo links oder rechts ist – so orientierungslos lief er bisweilen über den Rasen. Dabei hatte Schalke zunächst sogar noch Riesen-Dusel: In der fünften Minute traf Mohamadou Idrissou mit einem Kopfball erst die Latte, zwei Minuten später donnerte der starke Marco Reuss den Ball gegen den Pfosten. Schon da hätte die frühe Schalker Führung wieder futsch sein können, doch in der zwölften Minute war es dann soweit: Schmitz ging zimperlich zum Kopfball, Patrick Hermann legte für Marco Reuss auf, und der traf mit einem Traumtor zum 1:1 genau in den Giebel.

Schalke war total konsterniert und ließ sich geradezu überrennen. Juan Arango, den Favre ebenso wie Torwart Logan Bailly zurück in die Elf geholt hatte, scheiterte mit einem prächtigen Schuss an Neuer (17.). Und nach 23 Minuten war die längst überfällige Borussia-Führung perfekt: Arango lief auf der linken Seite Uchida davon, flankte vors Tor, wo Idrissou viel entschlossener als Metzelder zum Ball ging und per Kopf zum 2:1 traf. Einzige Entschuldigung für Metzelder: Der Abwehrmann war zu diesem Zeitpunkt schon angeschlagen, acht Minuten später wurde er gegen Joel Matip ausgewechselt. In der Halbzeit brachte Magath dann auch noch den eigentlich bereits ausgemusterten und inzwischen begnadigten Hans Sarpei.

Vorne fand Schalke nach der Führung zunächst praktisch gar nicht mehr statt. Kein Farfan, kein Raúl, kein Huntelaar – es war einfach nur peinlich. Selbst die Kabinenpredigt von Magath brachte kaum Besserung, weil Schalke im Offensivspiel so gefährlich wie eine Blindschleiche blieb. Erst nachdem Hermann für die Gladbacher den dritten Treffer vergab (79.), hatte Huntelaar im Gegenzug eine Chance. Doch die eigentliche Chance des Tages, nämlich mit einem Sieg bis auf fünf Punkte an den fünften Tabellenplatz heranzurücken, die hatte Schalke geradezu kläglich vergeben.