Dortmund. . Die immer noch instabile Mannschaft von Felix Magath verdankt es ihrem Torhüter, dass sie nicht im Abstiegskampf steht - obwohl der Schalke-Trainer verhindern wolle, dass nur Manuel Neuer Lob abbekam.
Felix Magath wollte verhindern, dass nur einer seiner Spieler nach dem 0:0 in Dortmund Lob abbekam. Der Trainer hätte den Punktgewinn am liebsten dargestellt als Werk eines Teams, als den verdienten Lohn für gemeinschaftliche Arbeit. Deshalb fiel seine Bewertung von Neuers Leistung anfangs noch etwas spärlich aus: „Ich will nicht von Glück sprechen, schließlich gehört ein Torhüter auch zum Spiel.“
Nun, auch Magath verfeinerte anschließend noch sein Urteil, als er feststellte: „Den Punkt haben wir natürlich Manuel Neuer zu verdanken, wir haben einen überragenden Torhüter.“ Denn auch Magath wird wissen: Es ist ein Segen für Schalke, überhaupt einen solchen Ausnahmetorhüter zu besitzen. Die Punkte, die Neuer dieser immer noch instabilen Mannschaft schon gerettet hat, machen den entscheidenden Unterschied aus zu Teams wie Stuttgart oder Mönchengladbach, die sich monatelang um den Klassenerhalt sorgen müssen. Es sei dabei besonders an das Schlüsselspiel gegen Bayern München nach dem 0:5 in Kaiserslautern erinnert, das Schalke Anfang Dezember schließlich mit 2:0 gewann, nachdem allein Neuer sein Team in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten hatte. Ähnlich war es diesmal in Dortmund, wo die Borussen bereits in den ersten zehn Minuten mit 3:0 hätten führen können, wenn sich ihnen nicht der einzige Schalker entgegengeworfen hätte, der das Wort Nervosität nicht zu kennen scheint.
Sogar Spieler des Gegners sangen deshalb Lobeshymnen in höchsten Tönen, Manuel Neuers Nationalmannschafts-Kollege Mats Hummels tat sich dabei besonders kraftvoll hervor: „Leider haben wir gegen den weltbesten Torwart gespielt“, meinte der starke Innenverteidiger. Auch Bundestrainer Joachim Löw verneigte sich: „Das war ein Derby Dortmund gegen Neuer.“
Der Hochgelobte selbst gab zu, dass Dortmund den Sieg verdient gehabt hätte, seine eigene Leistung spielte er als Kapitän herunter, um den Teamgeist zu beflügeln: „Nicht ich habe den Punkt gewonnen, sondern die Mannschaft“, sagte Neuer, bevor er aber die Probleme offen ansprach: „Es stimmt – wir sind alle derzeit ein bisschen verunsichert. Das Selbstvertrauen müssen wir uns erarbeiten. Ein Punkt in Dortmund ist ein guter Anfang.“ Seine spektakulärste Rettungstat, bei der er in der zweiten Hälfte weit vor dem Strafraum Angreifer Robert Lewandowski mit ausgestreckten Armen und Beinen entgegen sprang, erklärte er humorvoll: „Ich habe zuletzt die Handball-WM verfolgt und mir einiges abgeschaut.“
Mit solchen Leistungen weckt Deutschlands Nummer eins natürlich Begehrlichkeiten. Dass ihn die Bayern holen wollen, ist bekannt. Dass Felix Magath ihn nicht abgeben will und ihn notfalls sogar nach dem Vertragsende 2012 ablösefrei ziehen lassen würde, um ihn auf jeden Fall in der nächsten Saison noch als Rückversicherung auf dem geplanten Weg nach oben zu haben, ist ebenfalls bereits klar formuliert. Unklar erscheint lediglich, mit welchen Summen Manchester United in dieses Gerangel einsteigen könnte. Die Engländer suchen zum Saisonende einen Nachfolger für die niederländische Torhüter-Legende Edwin van der Sar und sind angeblich bereit, für Manuel Neuer ganz tief in die Tasche zu greifen.
Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders, vielleicht verlängert die größte königsblaue Identifikationsfigur ja sogar den Vertrag bei Schalke 04. Das allerdings dürfte mittlerweile als echte Überraschung gewertet werden.