Essen. .
Während Schalke 04 am ersten Bundesliga-Spieltag einen Fehlstart hinlegt, jubeln die Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern und FC St. Pauli.
Eine Woche hatte sich Felix Magath mit Fragen aus Fan-Kreisen nach seinem Führungsstil konfrontiert gesehen, die ein kühler Erfolgsmensch wie er auszuhalten gewohnt ist. Unangenehmer dürften für den Schalker Coach die nach dem Fehlstart in seine zweite Saison zwangsläufig aufkommenden Fragen nach seinem sportlichen Konzept werden.
Schon am ersten Bundesliga-Spieltag sahen sich viele königsblauen Anhänger beim 1:2 in Hamburg vor allem in ihrer Sorge bestätigt, Magath könnte mit dem Verkauf von Bordon, Rafinha und Westermann die seit Jahren stabile Abwehr der Königsblauen entscheidend geschwächt haben. Der ohnehin bei vielen Anhängern umstrittene Ex-Dortmunder Christoph Metzelder machte jedoch noch nicht den Eindruck, als könne er schon bald – wenn überhaupt - der Hintermannschaft den nötigen Halt geben. Noch weniger verspricht Raul nach seinem dürftigen Pflichtspiel-Debüt in kurzer Zeit zur erhofften Verstärkung zu werden.
Auch wenn eine Niederlage in Hamburg grundsätzlich natürlich kein Beinbruch ist und Schalke in Unterzahl gute Moral zeigte -Tatsache ist: Nachdem es bei Magaths erster Saison von Anfang an (Sieg in Nürnberg) rund lief, muss sich der Münchener und Wolfsburger Meistermacher diesmal von Anfang an mit Gegenwind vertraut machen. Der Bonus des sensationellen zweiten Platzes ist – mit Recht - gewaltig, aber auch Magath weiß, dass er besser gleich beim ersten Heimspiel gegen Hannover 96 ein positives Zeichen setzen sollte. Ausgerechnet der Ex-Schalker Slomka war es im Endspurt der vergangenen Saison, der Königsblau auf dem Weg zum Titel entscheidend straucheln ließ ...
Anders als auf Schalke träumen sie in Hamburg, wo der Frust nach der letzten Spielzeit groß war, schon nach dem ersten Spieltag wieder von höheren Zielen. Nicht zuletzt dank des Doppelpacks von Ruud van Nistelrooy. Im zur Aggressivität und Spritzigkeit des Holländers wirkte dessen früherer Real-Teamkollege Raul wie das Mitglied einer Prominentenelf.
Fulminant gestartete Aufsteiger
Träumen ist nach dem Saisonauftakt auch bei den fulminant gestarteten Aufsteigern angesagt. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, was am kommenden Wochenende am Betzenberg und am Millerntor los sein wird, wenn der 1. FC Kaiserslautern – gegen Bayern München – und der 1. FC Kaiserslautern – gegen Hoffenheim – zwei weitere Startsieger empfangen. Verheißungsvoller hätte das Abenteuer Bundesliga für die Kiezkicker und die Roten Teufel, die samt ihrem Anhang und ihrer Kult-Spielstätte für Emotionen pur stehen, nicht beginnen können.
So viel Gemeinsamkeiten die beiden Überraschungssieger haben, so unterschiedlich fällt wohl die Reaktion bei ihren Gegnern aus.
Während Robin Dutt in Freiburg nach dem 1:3 gegen St. Pauli wenig zu befürchten hat und gewohnt ruhig weiterarbeiten wird, käme es einer Sensation gleich, würde in Köln nicht gleich wieder der Trainer in Frage gestellt werden. Erstaunlich genug nach einschlägigen Erfahrungen in der Domstadt, dass Wolfgang Overath und seine Vorstandskollegen in der vergangenen Saison die Nerven behielten und an Zvonimir Soldo trotz der unbefriedigenden Saison festhielten. Aber wenn der schweigsame Kroate, der zur Karnevalshochburg in etwa so passt wie Jürgen Drews zu einem Kammerkonzert, diesmal nicht ganz schnell die Kurve kriegt, wird in Köln bald Schluss mit lustig sein.
Mögen die beiden Aufsteiger am ersten Spieltag der 48. Saison die größte Euphorie unter ihren Anhängern ausgelöst haben – für den lautesten Paukenschlag hat ein Neuling der vorletzten Spielzeit gesorgt: Mit dem 4:1 über Werder Bremen meldete sich Hoffenheim 1899 nach einer durchwachsenen zweiten Bundesliga-Saison eindrucksvoll zurück und weckte Erinnerungen an den Hurrastil des Aufstiegsjahres. Werder dagegen muss sich schon nach 90 Minuten wieder fragen lassen: Kriegen sie an der Weser – trotz eines hervorragenden Torhüters – die Abwehrprobleme eigentlich nie in den Griff?
Mit einer Ernüchterung, wenn auch einer nicht so herben wie bei Werder, ist Borussia Mönchengladbach in die Saison gestartet. Ein mageres 1:1 gegen die als Absteiger gehandelten Nürnberger macht wenig Hoffnung, dass in dieser Saison mehr als bloß der Klassenerhalt drin ist. Im Zeichen des Abstiegskampfes stand für Hannover 96 bereits das erste Heimspiel gegen Frankfurt – angesichts der kommenden Gegner Schalke, Leverkusen, Wolfsburg und Bremen. Unter diesen Vorzeichen waren die ersten drei Punkt vor allem für Mirko Slomka schon überlebenswichtig. Nach diesem Start wird der Coach vergleichsweise entspannt nach Schalke reisen.
Ach ja, und die Bayern? Auf den ersten Blick wie immer mit dem Dusel des Last-Minute-Tores gegen starke Wolfsburger. Aber eine solche Sichtweise greift natürlich zu kurz. Es muss schon viel passieren, wenn die unbestrittene Klasse dieser Mannschaft sich am Ende nicht souverän durchsetzen würde. Aber für Spannung ist in der Bundesliga zum Glück auch abseits des Titelkampfes gesorgt.