Gelsenkirchen. Der Revierklub Schalke 04 will den frischgebackenen Nationaltorhüter Manuel Neuer nicht an Bayern München verlieren. Passieren kann das dennoch.

Der Präsident des FC Schalke 04 hat gegenüber dieser Zeitung ausgeschlossen, dass Manuel Neuer an den FC Bayern verkauft wird. Ausgeschlossen ist dies deshalb natürlich nicht. Was nicht Josef Schnusenbergs Glaubwürdigkeit in Frage stellen soll. Der 68-jährige Steuerberater gilt als integrer Mann, dessen Wort unter Freunden gilt und der nicht gleich beim ersten Windstoß umfällt.

Sein Problem ist das aller Verantwortlichen in einer Branche, in der erstens Verträge kaum noch etwas zählen und zweitens täglich eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird, anders ausgedrückt: wahnwitzig anmutende Finanzakrobatik diverser Milliardäre den Fußball-Markt von heute auf morgen auf den Kopf stellen kann.

Welche Kreise ein einziger Super-Deal ziehen würde, lässt sich am Beispiel Bayern deutlich machen. Scheitern Real Madrid und der FC Chelsea beim Versuch, die Superstars Cristiano Ronaldo (ManU) oder Kaka (AC Mailand) zu verpflichten, würden sich deren Begehrlichkeiten wohl auf Franck Ribery richten.

Nicht wenige Insider gehen davon aus, dass die Münchener bereits mit dem zu erwartenden Erlös (ab 50 Millionen Euro aufwärts) kalkulieren und deshalb so locker 30 Millionen Euro für Mario Gomez gezahlt haben. Von einem eventuellen Verkauf Riberys könnte auch abhängen, wieviel Geld der deutsche Rekordmeister für Manuel Neuer zu zahlen bereit wäre.

Die bisher genannten 18,5 Millionen Euro sind zwar pure Spekulation. Aber die Zahl steht nun einmal im Raum. Wenn Josef Schnusenberg folglich davon spricht, Neuer sei „unverkäuflich”, orientiert sich diese Aussage an dieser Summe. Auch wenn man dem Schalker Vereinschef glauben muss, dass er für kein Geld in der Welt „die Seele des Vereins” verkaufen möchte und ihm erst recht nicht zu unterstellen ist, den Preis hochtreiben zu wollen: Auch er weiß natürlich, dass kein Spieler unverkäuflich ist. Schnusenberg auf seine Aussage gegenüber dieser Zeitung festzunageln, wäre nur legitim, würde Schalke sein Torwart-Juwel demnächst doch für die bisher angesagte Summe ziehen lassen. Bei einem dramatisch höheren Angebot wäre es unredlich, ihn des Wortbruchs zu bezichtigen.

70 Millionen für Kaka

Wie sagte doch gestern erst Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani angesichts des auf 70 Millionen Euro erhöhten Real-Angebotes für Kaka: „Wir können uns nicht erlauben, 70 Millionen Euro zu verlieren. Wir haben alle ein Herz, doch wenn das Angebot derart hoch ist, muss sich auch ein großes Herz mit Zahlen beschäftigen.”

Ein angeblich noch höheres Angebot von Manchester City (110 Millionen Euro) hatte der Verein nach eigenen Angaben im Februar noch ablehnen müssen, weil „Kaka damals nicht gehen wollte”. Mit der Begründung übrigens, sein Herz hinge an Milan. Folglich muss Real Madrid inzwischen sein Herz gebrochen haben. Weil Geld aber bekanntlich auch im Fußball der größte Herzensbrecher ist, gilt eben nicht nur für Toyota: Nichts ist unmöglich.

Manuel Neuer, das aktuelle Objekt der Bayern-Begierde, kann dem Liebeswerben um ihn vergleichsweise gelassen zuschauen: Bleibt er auf Schalke, kann er seine Heldenrolle mit noch mehr Leben erfüllen – wechselt er für eine astronomische Ablöse, würde er sein persönliches Ziel (WM) wegen der Teilnahme an der Champions League vermutlich leichter erreichen. Und selbst von eingefleischten Fans wohl nicht mit komplettem Liebesentzug bestraft werden.

Im Übrigen: Schon einmal ist mit Olaf Thon ein Schalker Junge zu den Bayern gewechselt (1988) und bei seiner Rückkehr sieben Jahre später wieder mit offenen Armen empfangen worden.