Gelsenkirchen. .
Nach fünf Knie-Operationen hat Schalkes Dauer-Pechvogel Christian Pander sein Comeback gefeiert. Ein Einsatz am Samstag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach kommt für ihn aber noch zu früh.
Christian Pander hat schon berauschendere Comebacks erlebt als dieses auf der Sportanlage Lüttinghof in Hassel. Zum Beispiel am 5. November 2006. Damals machte Christian Pander sein erstes Spiel nach einer 19 Monate langen Pause vor 61 500 Zuschauern in der Arena gegen Bayern München: Mirko Slomka wechselte den Verteidiger in der Bundesliga ein, ohne dass dieser nach seiner schweren Knieverletzung zuvor auch nur ein einziges Testspiel absolviert hatte. Das gibt es auch nicht alle Tage…
Pander ist eben einer der wichtigsten Spieler bei Schalke 04. Er ist so wichtig, dass man seine rasche Rückkehr auf den Rasen geradezu herbei sehnt, wenn er sich nach einer Verletzung eben erst wieder herangekämpft hat. Pander hat dann niemals nein gesagt – „es ist ja auch ein gutes Gefühl, wenn man gebraucht wird.“ Aber heute, nach mittlerweile fünf Operationen am linken Knie, weiß der 26-Jährige: „Vielleicht habe ich manchmal auch zu früh angefangen.“
Das soll ihm nicht wieder passieren. Also verlief seine Rückkehr diesmal so, wie es unspektakulärer kaum geht: Vor 3 000 Zuschauern am Lüttinghof in Hassel beim Schalker Benefizspiel gegen eine Kreisauswahl (7:0). Pander hielt die vollen 90 Minuten durch, strahlte hinterher vor lauter Freude wie ein Honigkuchenpferd – und trat dennoch gleich wieder auf die Bremse. Ein Einsatz am Samstag im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach? „Das wäre zu früh“, erklärte er. Gewiss, ein paar Minuten Bundesliga noch in dieser Saison wären „ein Traum“, ein Etappenziel vielleicht. Aber eigentlich geht es ihm jetzt um etwas anderes: „Ich will fit in die neue Saison starten und die Vorbereitung beschwerdefrei absolvieren.“
Schließlich: Nach all den Rückschlägen und Operationen kommt es jetzt auf ein paar Monate mehr oder weniger auch mehr an. Vor elf Monaten, am 10. Mai 2009 beim Auswärtsspiel in Mönchengladbach, verletzte er sich erneut an seinem linken Sorgenknie, das durch einen Kreuzbandriss von 2005 vorgeschädigt ist. Diesmal hatte sich das Narbengewebe gelöst – die Ärzte sprachen von zwei, drei Monaten Pause.
Man schafft es
nicht häufig,
so einen Weg zu gehen
Doch dann, gleich bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining im August, erwischte es ihn richtig. Bei einem Schussversuch trat Pander in den Boden, riss sich das Innenband im linken Knie – und fürchtete zum ersten Mal, dass es das gewesen sein könnte mit der Karriere: „Diesmal ging es nicht mehr darum, wann ich wieder spielen kann, sondern ob überhaupt.“ Die paar Tage bis zur Operation bei Professor Boenisch in Augsburg seien „ein bisschen wie die Hölle“ für ihn gewesen: „Das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe.“ Und er hat vieles erlebt in dieser Hinsicht.
Vor Jahren hat Christian Pander sogar einmal ein Lied über diesen ewigen Kampf mit seinem Körper aufgenommen. In Münster betreibt der 26-Jährige mit Freunden ein kleines Plattenstudio – dort ist er der Rapper „Funky Pee“ und hat seine „Story“ besungen. Immer wieder aufstehen.
Wie oft er dafür noch die Kraft aufbringt – er weiß es nicht. „Man schafft es nicht häufig, so einen Weg zu gehen“, sagt er leise und will lieber nicht daran denken, was bei der nächsten schlimmen Verletzung sein könnte.
Ohne diese Rückschläge, darin sind sich alle einig, würde ihm die Tür für eine große Karriere offen stehen. Er hat zweimal in der Nationalmannschaft gespielt, hatte sogar eine Anfrage von Real Madrid.
Doch darum geht es jetzt nicht mehr. Pander ist einfach nur froh, „es wieder einmal geschafft zu haben.“ Und Felix Magath sagt: „Es macht wieder Spaß, Christian spielen zu sehen. Er ist fast schon wieder der Alte, es fehlt ihm nur noch die nötige Kraft.“
Das x-te Comeback läuft. Pander, der ewige Rückkehrer.