Hamburg. Keke Topp ist beim FC Schalke 04 zu einem Fan-Liebling geworden - doch während der Saison hatte er eine schwierige Zeit.
Keke Topp hätte jeden Grund gehabt, ausgelassen zu jubeln oder eine halbe Ehrenrunde zu drehen - doch nachdem der Stürmer des FC Schalke 04 die Gratulationen seiner Mitspieler nach seinen beiden Toren beim 4:0 (2:0) gegen den VfL Osnabrück am Millerntor in Hamburg entgegengenommen hatte, blieb er stehen, faltete seine Hände, richtete sie dann den dem Himmel entgegen. Einmal inne halten. Ruhige, nachdenkliche Momente.
Nach dem Spiel und dem vollbrachten Klassenerhalt, verriet der erst 20 Jahre alte Topp den sehr traurigen Grund für diesen besonderen Jubel. „Meine Mutter lebt nicht mehr. Der Jubel ist für sie, um an sie zu denken und ihr das Tor zu widmen“, sagte er mit ruhiger Stimme. Abgeschaut hat er sich den Jubel bei seinem großen Idol Cristiano Ronaldo: „Er hat das damals für seinen verstorbenen Sohn gemacht.“
Schalke-Talent Topp: „Das war keine einfache Zeit“
Topp stammt aus Gnarrenburg, einer 10.000-Einwohner-Gemeinde in Niedersachsen in der Nähe von Bremen. Seine Familie blieb auch nach dem Wechsel des begabten Sohns aus dem Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen ins Ruhrgebiet in der Heimat. Sein Vater führt dort immer noch eine Fleischerei. Im September 2023 starb Mutter Antje. „Das war keine einfache Zeit“, sagte er nun.
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Ablenkung von diesem schlimmen Verlust, sofern das überhaupt möglich ist, lieferte der Fußball, lieferte Schalke. Sportlich lief es zu Beginn der Saison nicht blendend für Topp, der im Sommer 2023 aus der Knappenschmiede aufgerückt war. „Ich habe die normale Entwicklung eines Jugendspielers genommen. Am Anfang habe ich keine Rolle gespielt, so ehrlich muss man sein. Das war auch verdient, weil ich noch nicht auf dem nötigen Level war. Ich denke, weil ich jung bin, habe ich mich stetig entwickelt. Jetzt bin ich, glaube ich, auf dem Niveau, Zweite Liga spielen zu können, angekommen. Am Anfang der Saison war ich das nicht“, sagte er. Trainer Thomas Reis setzte auf eine 4-3-3-Taktik mit einem zentralen Stürmer - und der hieß entweder Simon Terodde oder Sebastian Polter.
Keke Topp: Fünf Tore in 23 Spielen für Schalke
Dass er danach so viel Spielzeit bekam - in mittlerweile 23 Einsätzen erzielte er fünf Tore und legte zwei weitere Treffer vor - lag auch an der sportlichen Krise des Vereins, wie er selbst in einer früheren Phase der Saison einmal sagte. Die sorgte dafür, dass Reis-Nachfolger Karel Geraerts immer wieder neue Strategien ausprobierte - und Topp eine immer wichtigere Rolle spielte. Die 4-4-2-Taktik mit Doppelspitze, die Schalke in der Endphase zu inzwischen sechs ungeschlagenen Spielen in Folge führte, kommt ihm besonders entgegen: sehr körperbetont spielen, lange Bälle der Abwehrspieler annehmen, abschirmen und auf nachrückende Mitspieler ablegen - und offensiv im Strafraum glänzen, abgezockt treffen. Ein nicht zu unterschätzender weiterer Grund: Sturmpartner Simon Terodde war während der ganzen Saison ein wichtiger Ansprechpartner für Topp.
Sein Vertrag bei den Königsblauen gilt noch bis Juni 2025, die Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung haben begonnen, wie er dieser Zeitung sagte. Die Fans lieben den jungen Stürmer. Weil er aus der Knappenschmiede kommt, Talente aus dem eigenen Nachwuchs haben immer einen großen Vorsprung. Aber es ist seine Art zu spielen, die noch mehr begeistert: Ein Arbeiter auf dem Platz, der sich von Spiel zu Spiel weiterzuentwickeln scheint. Außerhalb des Platzes hat er sich bisher seine Unbekümmertheit bewahrt, seine Authentizität ebenso. Das ist im Profifußball-Business nicht selbstverständlich, nicht einmal von 20-Jährigen. Er wählt seine Worte überlegt, scheut sich aber nicht vor Klartext.
Nach dem 1:1 in Elversberg vor zwei Wochen beispielsweise beschwerte er sich darüber, dass er von Geraerts nicht für die Startelf nominiert worden war - und das trotz guter Form. Heißt das, dass Topp nach seinem Doppelpack gegen Osnabrück am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen Hansa Rostock wieder nicht in der Anfangsformation steht?
Die Antwort fiel Topp leicht, denn neben ihm stand Geraerts selbst, als er danach gefragt wurde. „Ich glaube nicht, dass er mich auf die Bank setzt. Aber fragen Sie doch ihn selbst“, sagte Topp den Reportern und deutete auf seinen Trainer. Geraerts lächelte, antwortete: „Auf die Bank? Wenn du willst...“ Da lachte Topp und wies darauf hin, dass Geraerts und er in Gelsenkirchen Nachbarn sind - so wie er eben ist: unbekümmert, aber eben auch nachdenklich.
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