Gelsenkirchen. Der frühere Schalke-Boss kritisiert die aktuelle Klubführung deutlich. Die muss ihre Kritiker nun überzeugen. Ein Kommentar
Unruhe kennt man auf Schalke, sie scheint zur DNA des Klubs ebenso dazuzugehören wie das Vereinslied und die Abneigung gegen alles in schwarz-gelben Farben. Der Verein ist ebenso reich an Folklore wie an verrückten und teils auch tragischen Geschichten, an Skandalen und Skandälchen. Es gab hier einen Drei-Tages-Präsidenten und eine Vier-Minuten-Meisterschaft. Es gab den Torhüter Jens Lehmann, der nach einer Auswechslung zur Halbzeit aus Leverkusen mit der S-Bahn nach Hause fuhr. Es gab den Bundesliga-Skandal samt Meineid. Aber stand es schon einmal so ernst um den Verein wie aktuell?
Abstiegskampf in der 2. Bundesliga – da gehört dieser einst so stolze Klub mit seinen ebenso stolzen wie leidensfähigen Fans sicher nicht hin. Ebenso sicher aber ist: Dort steht er völlig zu Recht. Eine ganze Kaskade von sportlichen und wirtschaftlichen Fehlentscheidungen über viele, viele Jahre haben Schalke an den Rand des Abgrunds geführt. Denn ein Abstieg in die Dritte Liga wäre sportlich fatal – und finanziell wohl kaum zu überleben für einen Klub, bei dem strukturell noch immer vieles aufs europäische Geschäft ausgerichtet ist. Schon jetzt leidet der Verein ja massiv darunter, dass wegen des schlechten Abschneidens in der Zweiten Liga einige TV-Millionen fehlen, mit denen man vielleicht nicht fest geplant, insgesamt aber schon gerechnet hat.
Schalke braucht die Millionen der Sponsoren und die vielen Fans
Das ist der Hintergrund, vor dem sich nun der einstige Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies – bei dem wohlgemerkt auch nicht alles perfekt lief – mit sehr deutlichen Worten und andere Sponsoren zumindest mit erkennbarer Sorge äußern. Im Klub mag man darüber die Faust ballen, zumindest in der Tasche, denn öffentliche Kritik hört niemand gern. Man wird aber damit leben müssen, mehr noch: Man wird sich anstrengen müssen, diese Sponsoren und mit ihnen die 180.000 Mitglieder zu überzeugen, dass dieser Klub eine Zukunft hat. Denn Schalke braucht die Sponsoren und ihr Geld, aktuell mehr denn je, und Schalke braucht die Unterstützung seiner treuen Fans. Denn ohne sie stünde man schon nicht mehr am Abgrund – ohne sie wäre man schon einen Schritt weiter.