Hannover/Gelsenkirchen. Hannovers Ron-Robert Zieler stand schon oft gegen Schalke im Tor. Der Keeper über das Spiel, das Thema S04 in der 96-Kabine und die 2. Liga.
Am Samstag (13.30 Uhr) kommt mit Ron-Robert Zieler ein Weltmeister in die Veltins-Arena. Der Hannoveraner Torwart zählte 2014 zum Kader der Deutschen Nationalelf, die in Brasilien den WM-Titel holte und Millionen Fans begeisterte. In dieser Saison begeistert Zieler mit Hannover. Die Niedersachsen zählen zum Kreis der Aufstiegsanwärter und reisen mit viel Selbstvertrauen nach Schalke. Im WAZ-Interview verrät Zieler, warum das Duell trotz der Schalker Krise mit Vorsicht zu genießen ist und welche Erinnerungen er an große S04-Stars hat.
Herr Zieler, Sie spielen bisher eine gute Saison mit Hannover und liegen mit 18 Punkten in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrennen. Haben Sie eine Erklärung für den sportlichen Höhenflug?
Ron-Robert Zieler: Erfolg ist nur bedingt planbar. Wir haben uns vorgenommen, nach unserer letzten Saison einen weiteren Schritt zu gehen. Wir haben eine gute Mannschaft mit einem guten Teamspirit. Unser Ziel ist es, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen. Aber man darf niemals vergessen, dass die 2. Liga eine ganz enge Liga ist.
Beste 2. Liga aller Zeiten? – „Man hört das ja wirklich jedes Jahr“
Die Fußball-Experten übertreffen sich fast jährlich in neuen Superlativen und sprechen immer wieder auf ein Neues von der „stärksten 2. Liga aller Zeiten“. Wie stark ist sie denn nun, diese 2. Liga?
(lacht) Es ist schwierig zu sagen, ob es jetzt tatsächlich die beste 2. Liga aller Zeiten ist. Man hört das ja wirklich jedes Jahr. Es sind tolle Vereine in dieser Spielklasse, sie ist einfach superattraktiv. Es gibt Woche für Woche volle Stadien – ob das jetzt bei uns ist, bei Schalke 04 - oder zuletzt bei unserem Auswärtsspiel in Kaiserslautern, bei dem eine sensationelle Stimmung herrschte, oder in Hamburg. Und ich könnte auch noch mehr aufzählen. Schalke und der HSV sind Klubs mit einer Riesenwucht. Wenn man solche Spiele erlebt, dann fühlt sich das schon nach Bundesliga an. Es gibt viele Stadien mit hoher Zuschauer-Kapazität.
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Und es gibt ein großes Gerangel um die vorderen drei Plätze.
In dieser Liga sind nicht nur Schalke 04 und Hannover 96, sondern auch viele andere Traditionsvereine. Alle wollen in das vordere Tabellendrittel. Den Erfolg muss man sich Woche für Woche hart erarbeiten. Du weißt eigentlich nie, wie die Spiele ausgehen.
Schalke 04 wurde vor dem Start hochgehandelt und war für etliche Liga-Kenner Aufstiegsfavorit Nummer eins. Jetzt stehen die Königsblauen mit nur sieben Punkten tief im Tabellenkeller. Ist das für Sie eine der größten Überraschungen der bisherigen Spielzeit?
Es ist definitiv eine Überraschung, dass Schalke aktuell unten steht. Das hätte wirklich kaum einer gedacht, wenn man bedenkt, welche Qualität Schalke im Kader hat und welche Wucht dieser Verein besitzt. Man sieht an dem Beispiel, dass die Leistungsdichte in der 2. Liga unglaublich eng ist.
Sind Sie mit Hannover 96 Favorit auf Schalke?
Man muss trotz der Tabellenkonstellation schon vorsichtig sein. Das Schalke-Spiel wird für uns alles andere als einfach. Sie sind Bundesliga-Absteiger und haben viel Qualität im Kader. Man muss sich nur mal die ganzen Namen anschauen. Es wird ein interessantes, spannendes Spiel. Wir werden den Fight annehmen. Die 2. Liga ist oft erst Abnutzungskampf. Man muss die Basics verinnerlichen.
Ron-Robert Zieler: Es gab schon viele Aufeinandertreffen mit Schalke
Fällt Ihnen aus Ihrer Torwart-Zeit ein besonderes Spiel, ein besonderes Duell ein, wenn Sie an Schalke 04 denken?
Vor zwei Jahren hatten wir ein Abendspiel gegen Schalke. Da stand ich einige Male im Blickpunkt und musste dann aber verletzt ausgewechselt werden. Wir haben in der Nachspielzeit 0:1 verloren. Ich kann mich an eine besondere Atmosphäre erinnern – und daran, dass ich zwei, drei Monate ausgefallen bin. Das war eher ungewöhnlich, weil ich bislang eher selten verletzt draußen sitzen musste. Duelle mit Schalke sind immer tolle Spiele. Ich erinnere mich noch an Begegnungen, bei denen Klaas-Jan Huntelaar, Raul oder auch Benedikt Höwedes für Schalke spielten. Ich bin jetzt im 13. oder 14. Profijahr. Da gab es schon viele Aufeinandertreffen mit Schalke.
In Ihrer Mannschaft tummeln sich mit Cedric Teuchert, Phil Neumann, Brooklyn Ezeh, Fabian Kunze mehrere Spieler mit S04-Vergangenheit. Dazu hat Torwart-Trainer Michael Ratajczak früher bei Schalke in der Jugend gespielt. War das Spiel auf Schalke im Wochenverlauf Kabinenthema?
Ja, mir war es gar nicht so bewusst, dass wir so viele Spieler bei uns im Kader haben, die früher das S04-Trikot getragen haben. Unser Verein hatte das auch in sozialen Netzwerken zum Thema gemacht. Vielleicht ist es für die ehemaligen Schalke-Spieler von uns ein besonderer Anreiz. Wir versuchen uns aber ganz normal auf das Spiel am Samstag zu fokussieren.
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Cedric Teuchert konnte sich als Stürmer zu Schalker Zeiten nicht durchsetzen und ist jetzt bei Hannover ein wichtiger Torgarant. Was zeichnet ihn aus?
Cedric hat schon acht Tore erzielt und liegt damit vorne in der Torjägerliste. Sicher waren auch ein paar Elfmeter dabei, aber die muss man auch erst einmal verwandeln. Cedric Teuchert ist gut drauf, aber er alleine kann es auch nicht richten: Fußball ist und bleibt ein Mannschaftssport. Wenn er weiter so erfolgreich spielt, dann halten wir ihn sicherlich nicht zurück (lacht). Und wenn es wieder einen Elfmeter für uns geben sollte, dann bin ich ziemlich sicher, dass er reingeht.
Wie wichtig ist Neuzugang Marcel Halstenberg, der als ehemaliger Nationalspieler enorm viel Routine mitbringt?
Er hat uns einen Schub gegeben, sich sportlich und menschlich super eingeführt. Marcel strahlt eine große Ruhe aus, hat überhaupt keine Star-Allüren. Er tut uns mit seiner Art und seiner Spielweise extrem gut und wollte auch unbedingt zu uns nach Hannover kommen. An ihm können sich unsere Spieler orientieren.