Gelsenkirchen. Erste Hintergründe nach der Freistellung von Thomas Reis auf Schalke sind nun bekannt. Vor allem der Zeitpunkt der Entlassung überrascht.

Schalke-Beben am Mittwochvormittag: Während die meisten Fans wohl noch auf dem Weg zur Arbeit waren und ihre Kinder für einen Tag in Kindergarten oder Schule anzogen, platzte beim abgestürzten Fußball-Zweitligisten eine News-Bombe: Mit sofortiger Wirkung stellt S04 Trainer Thomas Reis frei, Co-Trainer Matthias Kreutzer übernimmt bis auf Weiteres – und definitiv für das Spiel beim SC Paderborn (Freitag, 18.30 Uhr/Sky). Doch warum ließen sich die Verantwortlichen von Schalke 04 so viel Zeit?

podcast-image

Wie diese Zeitung erfuhr, machte es sich die Sportliche Leitung um Sportvorstand Peter Knäbel und André Hechelmann aus Respekt vor der Person Thomas Reis so schwer. Noch vor zweieinhalb Monaten passte zwischen Fans, Trainer, Mannschaft und Klubführung alles, Reis war der gefeierte Mann, hatte in der Rückrunde der Bundesliga-Saison dem Team den perfekten Stil übermittelt. Aus der Emotion heraus nach dem 1:3 beim FC St. Pauli am Samstagabend wollten die Bosse Reis nicht feuern, sondern ausführlich analysieren, ob sie dem Trainer die Wende noch zutrauen.

Schalke: Erste Halbzeit in St. Pauli erneuter Rückschritt

Sie besprachen sich mit dem Aufsichtsrat, checkten die Stimmungslage in der Profimannschaft, ohne die Spieler in die Trainerentscheidung einzubeziehen. Dann stellten sie fest: Die erste Halbzeit in St. Pauli war noch einmal ein Rückschritt zur ersten Halbzeit des Heimspiels gegen Magdeburg (4:3 nach 0:2-Rückstand). Und die Chance, in Paderborn und den folgenden Partien zu punkten, sei mit einem anderen Trainer höher als mit Reis.

Schalkes Timo Baumgartl.
Schalkes Timo Baumgartl. © Firo

Innenverteidiger Timo Baumgartl, der Reis nach dem Pauli-Spiel stark kritisiert hatte, trainiert trotz des Trainerrauswurfs bis Sonntag mit der U23, kehrt erst am Montag zu den Profis zurück. Das hat nicht mit dem Inhalt seiner Aussagen zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie er es öffentlich und nicht intern angesprochen hat. Auch in Paderborn wird Baumgartl nicht spielen.

Fotostrecke: 14 Schalke-Trainer in zehn Jahren

Thomas Reis hielt sich genau elf Monate als Trainer des FC Schalke 04. Am 27. Oktober 2022 startete der vormalige Trainer des VfL Bochum seine Mission Klassenerhalt. Doch letztlich ließ sich die 1. Liga für sein Team nicht halten. Und der Auftakt in der 2. Fußball-Liga war gespickt von sportlichem Misserfolg und Team-Knatsch. Am 27. September 2023 zog die Schalke-Führung dann die Reiß-Leine: Reis wurde freigestellt.
Thomas Reis hielt sich genau elf Monate als Trainer des FC Schalke 04. Am 27. Oktober 2022 startete der vormalige Trainer des VfL Bochum seine Mission Klassenerhalt. Doch letztlich ließ sich die 1. Liga für sein Team nicht halten. Und der Auftakt in der 2. Fußball-Liga war gespickt von sportlichem Misserfolg und Team-Knatsch. Am 27. September 2023 zog die Schalke-Führung dann die Reiß-Leine: Reis wurde freigestellt. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme
Frank Kramer: Seine Zeit auf Schalke stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Am 1. Juli 2022 gestartet, war nach dreieinhalb Monaten am 19. Oktober 2022 Schluss. Die Schalke-Spitze gestand bei ihrer Saison-Bilanz im Juni '23 schließlich ein, die Entscheidung, Kramer zu verpflichten, sei eine
Frank Kramer: Seine Zeit auf Schalke stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Am 1. Juli 2022 gestartet, war nach dreieinhalb Monaten am 19. Oktober 2022 Schluss. Die Schalke-Spitze gestand bei ihrer Saison-Bilanz im Juni '23 schließlich ein, die Entscheidung, Kramer zu verpflichten, sei eine "Fehlentscheidung" gewesen und hätte letztlich die Weichen des Abstiegs zum Saisonende in die zweite Liga gestellt. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing
Schalke-Idol Mike Büskens konnte zum Ende der Saison 2021/22 den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga feiern - mit sich als Interimstrainer an der Spitze. Es war sein dritter Einsatz als Zwischenlösung, er lief vom 7. März 2022 bis 30. Juni 2022. Ein Teil unseres Aufstiegs gehöre auch seinem Vorgänger, hob Büskens hervor. Sein Charakter, sich nicht in die erste Reihe zu drängen, ist wohl auch ein Grund, warum der Uefa-Cup-Gewinner von 1997 als Schalke-Legende gefeiert wird.
Schalke-Idol Mike Büskens konnte zum Ende der Saison 2021/22 den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga feiern - mit sich als Interimstrainer an der Spitze. Es war sein dritter Einsatz als Zwischenlösung, er lief vom 7. März 2022 bis 30. Juni 2022. Ein Teil unseres Aufstiegs gehöre auch seinem Vorgänger, hob Büskens hervor. Sein Charakter, sich nicht in die erste Reihe zu drängen, ist wohl auch ein Grund, warum der Uefa-Cup-Gewinner von 1997 als Schalke-Legende gefeiert wird. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing
Immerhin ein Jahr war Dimitrios Grammozis Chef-Trainer des FC Schalke 04. Doch am 6. März 2022 war plötzlich Schluss. Sportdirektor Rouven Schröder erklärte, man sehe das Ziel des Wiederaufstiegs in die 1. Fußball-Bundesliga in Gefahr; zuvor hatte Schalke gegen den damaligen Zweitliga-Abstiegskandidaten Hansa Rostock 3:4 verloren. 
Immerhin ein Jahr war Dimitrios Grammozis Chef-Trainer des FC Schalke 04. Doch am 6. März 2022 war plötzlich Schluss. Sportdirektor Rouven Schröder erklärte, man sehe das Ziel des Wiederaufstiegs in die 1. Fußball-Bundesliga in Gefahr; zuvor hatte Schalke gegen den damaligen Zweitliga-Abstiegskandidaten Hansa Rostock 3:4 verloren.  © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Marcel Engelbrecht
Die Verpflichtung des Schweizers Christian Gross am 27. Dezember 2020 endete in einem Desaster. Der damals 66-Jährige war als
Die Verpflichtung des Schweizers Christian Gross am 27. Dezember 2020 endete in einem Desaster. Der damals 66-Jährige war als "harter Hund" geholt worden. Doch das Team gewann unter seiner Führung nur eins von zehn Pflichtspielen und war Bundesliga-Schlusslicht. Am Ende war gar von einer "Revolte" von Spielern gegen den Trainer die Rede, was die Schalke-Spitze dementierte. Doch für Gross war am 28. Februar 2022 Schluss. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa
Seinem
Seinem "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens hat der FC Schalke 04 seinen bis dato größten sportlichen Erfolg zu verdanken: Den Sieg seiner "Eurofighter" im Uefa-Cup der Saison 1996/97. Typisch Schalke wird mit Stevens auch der inoffizielle Titel als "Meister der Herzen" des FC Schalke 04 verbunden: Als der FC Bayern München am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2000/2001 noch an Schalke in der Tabelle vorbeizog. Eine Woche, bis zum 26. Dezember 2020, sprang Stevens, damals Aufsichtsratsmitglied des FC Schalke 04, nochmal auf die Trainerbank. Um eine Notlage zu überbrücken. Weil mal wieder dem Chef-Trainer gekündigt worden war... © Jürgen Fromme/firo Sportphoto/POOL | Jürgen Fromme
Manuel Baum sollte den FC Schalke 04 als Chef-Trainer wieder in die Erfolgsspur bringen. Doch nach nicht mal drei Monaten war der Job für Baum schon wieder vorbei. Am 27. September 2020 gestartet, sollte der vergleichsweise junge Trainer Baum es sein, der Schalke endlich die erhoffte
Manuel Baum sollte den FC Schalke 04 als Chef-Trainer wieder in die Erfolgsspur bringen. Doch nach nicht mal drei Monaten war der Job für Baum schon wieder vorbei. Am 27. September 2020 gestartet, sollte der vergleichsweise junge Trainer Baum es sein, der Schalke endlich die erhoffte "Kontinuität" beschert, nach zwei Trainerwechseln zuvor innerhalb von gut zwei Jahren. Klappte aber leider nicht. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto/POOL | Jürgen Fromme
David Wagner war drei Jahre erfolgreich in der Premier League in England tätig, als er am 1. Juli 2019 seinen Job als Chef-Trainer des FC Schalke 04 antrat. Der Verein hoffte endlich auch wieder auf internationale Erfolge, zumal Wagner gar Ergänzungsspieler der
David Wagner war drei Jahre erfolgreich in der Premier League in England tätig, als er am 1. Juli 2019 seinen Job als Chef-Trainer des FC Schalke 04 antrat. Der Verein hoffte endlich auch wieder auf internationale Erfolge, zumal Wagner gar Ergänzungsspieler der "Eurofighter" beim legendären Uefa-Cup-Sieg 1997 war. Am Anfang der Saison sah auch alles gut aus, galt Wagner doch auch als ein Klopp-Schüler (und war dessen Trauzeuge). Doch dann kam es zum Absturz, den Wagner nicht mehr stoppen konnte - Schalke wartete seit 18 Spielen auf einen Sieg. Am 28. September 2020 wartete der Verein dann nicht mehr weiter auf Erfolg: Wagner wurde Ex-Schalke-Trainer. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme
Huub Stevens, Schalkes
Huub Stevens, Schalkes "Jahrhundertrainer", war nicht nur zweimal Chef-Trainer (1996-2002 und 2011-2012), sondern sprang auch dreimal als Interimstrainer ein - auch in der Phase zwischen Domenico Tedesco und David Wagner, vom 14. März 2019 bis 30. Juni 2019. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme
Auch Domenico Tedesco, Chef-Trainer des FC Schalke 04 vom 1. Juli 2017 bis 14. März 2019,  war beim FC Schalke 04 letztlich nicht viel Erfolg vergönnt. Unter seiner Führung spielte Schalke zwar in der Champions League - doch am Ende ließ sich der Erfolg nicht halten. Gegen Manchester City gabs eine 0:7-Klatsche, und in der Bundesliga hatte Schalke seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen. Es folgte Tedescos Rauswurf.
Auch Domenico Tedesco, Chef-Trainer des FC Schalke 04 vom 1. Juli 2017 bis 14. März 2019,  war beim FC Schalke 04 letztlich nicht viel Erfolg vergönnt. Unter seiner Führung spielte Schalke zwar in der Champions League - doch am Ende ließ sich der Erfolg nicht halten. Gegen Manchester City gabs eine 0:7-Klatsche, und in der Bundesliga hatte Schalke seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen. Es folgte Tedescos Rauswurf. © firo Sportphoto | firo/Sebastian El-Saqqa
Ein Archivbild aus seiner Zeit als Schalke-Trainer, das wir hier verwenden dürfen, war nicht aufzutreiben. Irgendwie ist das bezeichnend... Das Foto hier zeigt Markus Weinzierl als Trainer des 1. FC Nürnberg im Januar 2023, bei einem Testspiel gegen den FC Schalke 04 unter dessen damaligem Trainer Thomas Reis. Weinzierl war am 1. Juli 2016 als Schalkes Chef-Trainer vorgestellt worden. Der damalige Sportvorstand Christian Heidel hatte seine Wunschkandidaten Weinzierl für drei Millionen Euro Ablöse vom FC Augsburg weggeist. Gut angelegt war das Geld dann nicht: Weinzierl kam mit Schalke nicht klar, Platz 10 in der Bundesliga war zum Abschluss der Saison 2016/17 zu wenig - und erstmals seit damals sieben Jahren stand Schalke auch nicht mehr in einem internationalen Wettbewerb. Das Saison-Ende war dann auch Weinzierls Ende als S04-Cheftrainer. Wobei sein Vertrag noch weiter lief und Schalke einiges kostete... Übrigens: Auch die weiteren Trainer-Stationen waren für Weinzierl nicht von Erfolg gekrönt. In Nürnberg wurde er Ende Februar entlassen, wenige Wochen nachdem obiges Foto entstand.
Ein Archivbild aus seiner Zeit als Schalke-Trainer, das wir hier verwenden dürfen, war nicht aufzutreiben. Irgendwie ist das bezeichnend... Das Foto hier zeigt Markus Weinzierl als Trainer des 1. FC Nürnberg im Januar 2023, bei einem Testspiel gegen den FC Schalke 04 unter dessen damaligem Trainer Thomas Reis. Weinzierl war am 1. Juli 2016 als Schalkes Chef-Trainer vorgestellt worden. Der damalige Sportvorstand Christian Heidel hatte seine Wunschkandidaten Weinzierl für drei Millionen Euro Ablöse vom FC Augsburg weggeist. Gut angelegt war das Geld dann nicht: Weinzierl kam mit Schalke nicht klar, Platz 10 in der Bundesliga war zum Abschluss der Saison 2016/17 zu wenig - und erstmals seit damals sieben Jahren stand Schalke auch nicht mehr in einem internationalen Wettbewerb. Das Saison-Ende war dann auch Weinzierls Ende als S04-Cheftrainer. Wobei sein Vertrag noch weiter lief und Schalke einiges kostete... Übrigens: Auch die weiteren Trainer-Stationen waren für Weinzierl nicht von Erfolg gekrönt. In Nürnberg wurde er Ende Februar entlassen, wenige Wochen nachdem obiges Foto entstand. © FUNKE Foto Services | Tim Rehbein/RHR-FOTO
Chef-Trainer André Breitenreiter sollte Schalke wieder
Chef-Trainer André Breitenreiter sollte Schalke wieder "in die Spur bringen", hoffte der damalige Manager Horst Heldt. Hatte sich Schalke da womöglich einen neuen 'Jürgen Klopp' geangelt? Am 1. Juli 2015 offiziell gestartet, war für Breitenreiter auf Schalke am 30. Juni 2016 Schluss. Eine Saison immerhin hielt er durch. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Brüning
Roberto di Matteo war 2012 Champions-League-Gewinner, als Co- und dann Interimstrainer des FC Chelsea. Am 9. Oktober 2014 bekam der Schweizer, der sechs Sprachen spricht, die Verantwortung, den FC Schalke 04 auch international wieder groß zu machen. Am Ende aber stand der Misserfolg: Schalke gewann unter Di Matteo nur 14 von 33 Pflichtspielen, die Champions-Leage wurde deutlich verpasst. Zudem habe er keinen Spieler weiterentwickeln können. Sein Vertrag lief bis 30. Juni 2017, doch am 26. Mai 2015 wurde er vorzeitig beendet.
Roberto di Matteo war 2012 Champions-League-Gewinner, als Co- und dann Interimstrainer des FC Chelsea. Am 9. Oktober 2014 bekam der Schweizer, der sechs Sprachen spricht, die Verantwortung, den FC Schalke 04 auch international wieder groß zu machen. Am Ende aber stand der Misserfolg: Schalke gewann unter Di Matteo nur 14 von 33 Pflichtspielen, die Champions-Leage wurde deutlich verpasst. Zudem habe er keinen Spieler weiterentwickeln können. Sein Vertrag lief bis 30. Juni 2017, doch am 26. Mai 2015 wurde er vorzeitig beendet. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Brüning
Auch Jens Keller hatte auf Schalke eine schwierige Zeit. Am 16. Dezember 2012 hatte er als Chef-Trainer übernommen. Am 7. Oktober 2014 war nach manchen Krisen und Querelen dann Schluss für Keller. Der damals 44-Jährige hatte übrigens seinen Posten von Huub Stevens übernommen, der auf Ralf Rangnick folgte und der widerum auf Felix Magath. Keller hatte zuvor Schalkes U17-Mannschaft trainiert.
Auch Jens Keller hatte auf Schalke eine schwierige Zeit. Am 16. Dezember 2012 hatte er als Chef-Trainer übernommen. Am 7. Oktober 2014 war nach manchen Krisen und Querelen dann Schluss für Keller. Der damals 44-Jährige hatte übrigens seinen Posten von Huub Stevens übernommen, der auf Ralf Rangnick folgte und der widerum auf Felix Magath. Keller hatte zuvor Schalkes U17-Mannschaft trainiert. © WAZ FotoPool | Joachim Kleine-Brüning
1/14

Kreutzer übernimmt bis auf Weiteres – es kann gut sein, dass zum Heimspiel gegen Hertha BSC (8. Oktober) ein neuer Trainer übernimmt. Eine abermalige Installierung von Klub-Legende Mike Büskens als Cheftrainer kam für Schalke nicht infrage, da Büskens nach dem Aufstieg 2021 ausgeschlossen hatte, noch einmal einzuspringen. Es ist aber gut möglich, dass Büskens in Paderborn als Co-Trainer auf die Bank rückt. Näheres wollen die Schalker auf einer der beiden Pressekonferenzen um 11.30 Uhr mit Knäbel und Hechelmann und um 14 Uhr mit Kreutzer verkünden.

Schalke feuert Thomas Reis: Alle News und Infos