Gelsenkirchen. Michael Langer, 38 Jahre alt, ist beim FC Schalke 04 noch einmal auf dem Platz gefragt. Was die etatmäßige Nummer vier der Schalker auszeichnet.
Im Sommer zeichnete sich eine weitere Saison ab, in der Michael Langer sehr viel mit den Profis des FC Schalke 04 trainieren, es aber nur in den seltensten Fällen mal auf die Ersatzbank schaffen würde. Was denn seine Motivation wäre, fragte ihn diese Zeitung im Trainingslager in Mittersill offen, und Langer, stolze 38 Jahre alt, begann eine Liebeserklärung an den Fußball: „Als kleiner Bub hast du mal angefangen, gegen die Pille zu hauen, weil du es einfach liebst und gern machst. Mich motiviert es, dem Sport jeden Tag nachzugehen, die Jungs zu pushen, mich mit ihnen zu messen. Es braucht in der Truppe jeden.“ Und ihn aktuell ganz besonders. Wenn Schalke 04 am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky) beim FC St. Pauli am Millerntor antritt, wird aus der Nummer vier wahrscheinlich die Nummer eins.
Marius Müller (Adduktoren-Operation) und Ralf Fährmann (Achillessehnen-Beschwerden) fallen aus, Justin Heekeren (22) fehlt für den Hexenkessel St. Pauli noch die Erfahrung. Im Gegensatz zu Langer. „Michi ist kein Opa“, sagte beispielsweise Mittelfeldspieler Lino Tempelmann während der Woche. „Er war gegen Magdeburg unser Matchwinner.“ Kurz vor der Halbzeitpause war Langer für Müller gekommen, rettete mit einer Glanztat in der Nachspielzeit den wilden, glücklichen 4:3-Sieg.
Michael Langer: Sechs Spiele in sechs Jahren für Schalke
Schon seit ein paar Jahren befindet sich der 1,95 Meter große Langer auf der Zielgerade seiner Karriere, doch immer wieder unterschreibt er neue Verträge. „Mein Körper hält ganz gut mit. Ich mache es noch zu gern, mit den Jungs auf den Platz zu gehen“, sagte er – und schmunzelt, wenn er bedenkt, dass zum Beispiel der 17-jährige Assan Ouédraogo auch sein Sohn sein könnte.
Michael Langer im Schalke-Talk 19:04: Hier geht es zum Video bei YouTube
In sechs Jahren Schalke bestritt er lediglich sechs Pflichtspiele – doch so lange er schon im Ruhrgebiet spielt, so wild war seine Karriere, bevor er zu Schalke 04 kam. Er stammt aus Bregenz, der malerischen österreichischen Stadt am Bodensee, wechselte als 18-Jähriger zum VfB Stuttgart. Im Stuttgarter Meisterjahr 2006/2007 war er der zweite Torwart, bestritt ein Spiel. In Deutschland wollte er im Profibereich Stammkeeper sein, das gelang ihm aber weder in Stuttgart noch beim SC Freiburg (2008 bis 2010), dem FSV Frankfurt (2010 bis 2012) und dem SV Sandhausen (2012 bis 2014). Er musste ins Ausland nach Norwegen (Valerenga Oslo, 2014/2015) und Schweden (IFK Norrköping, 2016/2017) wechseln, um Stammtorwart zu werden.
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Auf Schalke hat er sich inzwischen zu einer unantastbar wichtigen Kabinen-Instanz entwickelt, mit Dauer-Sitz im Mannschaftsrat. Redet er, sind alle ruhig. Er ist sympathisch im Auftreten, auf dem Platz kann er aber auch ausfallend werden, wenn es einmal nicht so läuft. Ins Scheinwerferlicht musste er selten, seine Rolle wird von den Fans meistens unterschätzt.
Und auf Schalke kennt er sich auch in der Geschäftsstelle aus. Ein Trainee-Programm hat er durchlaufen, jeweils einen Monat lang zum Beispiel in die Bereiche Knappenschmiede, Scouting, Kaderplanung und Analyse geschaut. „Das war für mich unglaublich lehrreich“, sagte er, erwähnte besonders das U19-Training bei Norbert Elgert.
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Es sieht sehr danach aus, als würde er auch die Karriere nach der Karriere auf Schalke beginnen, wenn es die Situation zulässt. Im Ruhrgebiet ist Langer mit Frau und Tochter längst sesshaft geworden. „Ich fühle mich unglaublich wohl, wir haben ein schönes Eckchen gefunden. Fußball und privat – das passt einfach perfekt“, sagte er.
Schalke: Keine Garantie für Ralf Fährmann
Und wer weiß, vielleicht wird er mit 38 sogar Stammtorwart. Fährmann bekam keine Einsatzgarantie für die Rückkehr. Langer und Heekeren, sagte Trainer Thomas Reis, hätten genauso eine Chance. Das hätte selbst Langer in Mittersill wohl nicht vermutet.