Gelsenkirchen. Nach dem irren 4:3 gegen Magdeburg ist der FC Schalke 04 emotional in der 2. Bundesliga angekommen. Eine frühe Auswechslung bringt die Wende.

Noch rund zehn Minuten nach dem Abpfiff des Zweitligaspiels zwischen dem FC Schalke 04 und dem 1. FC Magdeburg war die Gelsenkirchener Arena noch fast voll. Ein Großteil der Fans war geblieben, um mit der Mannschaft den dramatischen 4:3-Sieg am Samstagabend zu feiern. Profis und Anhang besangen gemeinsam den „Mythos vom Schalker Markt“. Es ist ein Lied, das die Anhänger nur in ganz besonderen Momenten anstimmen. Und dieses Spiel gegen Magdeburg war besonders. Es taugt womöglich sogar zu einem Wendepunkt in der bislang enttäuschenden Zweitligasaison.

Schalke-Torwart Michael Langer mit Dauergrinsen

Mit einem Dauergrinsen auf den Lippen hüpfte auch Michael Langer vor der Nordkurve auf und ab und sang fast jede Liedzeile mit. Langer – eigentlich nur noch Torwart Nummer vier – wurde für den an den Adduktoren verletzten Marius Müller eingewechselt und war dank einer tollen Parade in der Nachspielzeit einer der Schalker Sieg-Garanten.

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Von seinen Teamkollegen wurde Langer direkt im Anschluss gefeiert wie sonst nur Stürmer nach Torerfolgen. „Ich habe dem Michi gesagt, er ist ein junger Gott, wie er da mit 38 Jahren den Ball rausfischt“, erzählte Stürmer Sebastian Polter. In seinem siebten Jahr auf Schalke stand Langer am Samstagabend das erste Mal so richtig im Mittelpunkt. „Ich habe nach dem Spiel in den Himmel geschaut und gedankt, dass ich so etwas erleben darf. Abendspiel, Magdeburg, die Hütte ist voll, 0:2 hinten, die Stimmung wird unruhig und dann kommst du so zurück“, sagte Langer.

Miserabler Start des FC Schalke 04

Dass ausgerechnet der Österreicher zum Helden wurde, war aus Schalker Sicht das i-Tüpfelchen eines komplett verrückten Abends, der die komplette Bandbreite an Emotionen bot. Auf Unglauben folgten Fassungslosigkeit und Wut, bevor die Königsblauen doch noch jubeln durften. Das Spiel hatte aus Schalker Sicht miserabel begonnen. In der Anfangsphase spielten die Königsblauen unterirdisch. Dem guten Magdeburger Kombinationsfußball konnten die S04-Profis genau so viel entgegensetzen wie Markierungshütchen auf einem Trainingsplatz. Mit dem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand durch zwei Tore von Silas Gnaka war Schalke daher noch gut bedient. Viele Fans quittierten die Leistung mit lauten Pfiffen.

Bei Schalke-Trainer Thomas Reis war die Freude nach dem wilden 4:3 gegen Magdeburg groß.
Bei Schalke-Trainer Thomas Reis war die Freude nach dem wilden 4:3 gegen Magdeburg groß. © firo

Trainer Thomas Reis wütete an der Seitenlinie und entschied sich für einen frühen Wechsel, brachte noch vor der Pause Yusuf Kabadayi für den schwachen Tobias Mohr. „Das war vielleicht ein Schlüsselmoment“, analysierte Sebastian Polter. „Dieses Zeichen gepaart mit den Pfiffen und der Unruhe auf der Tribüne haben uns einen Ruck geben, wirklich alles nach vorn zu werfen.“ Durch gewonnene Zweikämpfe und erste gute Abschlüsse schafften es die Königsblauen anschließend, das Publikum wieder auf ihre Seite zu ziehen. Mit dem Anschlusstor von Polter kurz vor der Pause war der Glaube zurück – dank weiterer Treffer von Derry John Murkin, Thomas Ouwejan und einem verwandelten Foulelfmeter von Sebastian Polter ging Schalke als Sieger vom Platz. „Hier zu Hause so ein Spiel noch zu drehen, kann für einen Ruck in der Mannschaft sorgen“, erklärte Doppeltorschütze Polter, der anstelle des verletzten Kapitäns Simon Terodde starten durfte, mit Blick auf den missratenen Saisonstart.

Neue Hoffnung auf Schalke

Die Leistungssteigerung gegen Magdeburg macht Hoffnung, dass Schalke emotional nun endlich in der 2. Bundesliga angekommen ist – wenngleich sich die Reis-Elf taktisch und in der Defensivabstimmung weiter dringend verbessern muss. Davon darf auch die Euphorie nicht ablenken, die das 4:3 ausgelöst hat. „Meine Mannschaft hat alles gegeben und niemals aufgegeben. Auch nicht, als wir nach dem Ausgleich direkt den nächsten Nackenschlag kassiert haben“, lobte Reis. Genau diese Einstellung wollen der Trainer und auch die Fans sehen – im Idealfall auch am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1), wenn in der Liga das Spiel beim FC St. Pauli ansteht.

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