Gelsenkirchen. Schalke befindet sich schon früh in der Zweitliga-Saison in einer Krise. Gegen den SV Wehen Wiesbaden müssen die Königsblauen liefern.
André Hechelmann feierte am Sonntag seinen 39. Geburtstag, doch die Party hätte sich der Sportdirektor des Zweitligisten FC Schalke 04 wohl etwas anders vorgestellt. Ruhige Tage im Kreise der Familie sind für Hechelmann erst ab dem 2. September möglich – dann ist die Transferperiode beendet und Schalkes letztes Spiel vor der Länderspielpause beim SV Wehen Wiesbaden (Samstag, 13 Uhr/Sky) gelaufen. Bis dahin dürfte das königsblaue Leben unruhig, emotional, in Teilen sogar wütend bleiben. Der Ton wird nach dem schlechten Start rauer.
Schalke: Die Leistungen sind vorne und hinten katastrophal
Denn die Königsblauen haben drei der ersten vier Liga-Spiele verloren, die Lücken in der Abwehr sind bedenklich, die Offensive hat maximal eine Handvoll guter Kombinationen hinbekommen – in 360 Fußballminuten plus Nachspielzeit. Am Samstag arbeitete Hechelmann gemeinsam mit dem Trainerteam und den Profis das miserable Spiel gegen Holstein Kiel (0:2) auf, das am Abend zuvor stattgefunden hatte – Reis bat zu einer Videoanalyse und zum üblichen Auslaufen. „Uns ist es beim Ligaspiel in Braunschweig und gegen Kiel jeweils nicht gelungen, das Potenzial, das in der Mannschaft steckt, auf den Platz zu bekommen“, sagte Hechelmann dieser Zeitung am Sonntag.
+++ Schalke: Kalas ist schon da, Murkin noch nicht +++
Diese Feststellung verband er aber mit einer klaren Forderung: „Trainer-Team und die Mannschaft sind gefordert, gegen Wiesbaden eine bessere Leistung auf den Platz zu bringen und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wir brauchen Punkte vor der Länderspielpause, nur darum geht es in dieser Woche.“ Und Hechelmann verdeutlichte sogar: „Die Erwartungshaltung ist eindeutig: Gegen Wiesbaden müssen wir ein anderes Gesicht zeigen, um zu punkten. Das haben wir klar kommuniziert.“ Für Thomas Reis, im Sommer wegen einer starken, aber letztlich erfolglosen Bundesliga-Rückrunde noch gefeierter Mann, haben sich die Arbeitsvoraussetzungen geändert. Mit viel Geduld der Bosse kann der 49-Jährige nicht rechnen.
In der Kritik der Fans steht auch Hechelmann, dessen Transferpolitik noch nicht griff. Von den bisher sieben Zugängen überzeugte bisher nur Torwart Marius Müller (FC Luzern), der Rest wartet noch auf den Durchbruch. Am Samstag legte Hechelmann auf dem Transfermarkt nach: Tomas Kalas, 30 Jahre alter Innenverteidiger, zuletzt vereinslos, davor beim FC Bristol unter Vertrag, unterschrieb einen bis 2025 gültigen Vertrag. „Er ist schnell, zweikampf- und mentalitätsstark. Er wird uns dabei helfen, unsere Defensive zu stabilisieren“, sagte Reis. Allerdings suggerierte er, noch sei nicht klar, ob Kalas topfit sei: „Wir werden im ersten Schritt schauen, wie schnell wir ihn physisch auf Wettkampfniveau bekommen.“
Schalke: Kalas kommt aus England
Kalas wäre als vereinsloser Spieler auch vor einigen Wochen verfügbar gewesen, dennoch sei dies keine kurzfristige Reaktion auf den Fehlstart, stellte Hechelmann klar: „Ich habe mehrfach in den vergangenen Wochen gesagt, dass wir in der Defensive noch etwas tun werden. Ein vertragsloser Spieler seiner Kategorie ist für uns nicht mal eben so zu bekommen, es gibt viele andere Vereine, für die ein solcher Spieler interessant ist und die ebenfalls Gespräche geführt haben. Dann hat sich eine Tür geöffnet, durch die wir nach guten Gesprächen gehen konnten.“ Kalas selbst deutete an, er habe sich schnell entschieden: „Dass Schalke mich kontaktiert hat, ist eine riesige Ehre. Ich habe nicht lange überlegen müssen.“
Der einzige Neue bleibt Kalas aber wahrscheinlich nicht: Derry John Murkin (24) soll vom niederländischen Erstligisten FC Volendam kommen und ein Konkurrent für den anfälligen Thomas Ouwejan sein. Es geht noch um die Ablöse, wie Hechelmann bestätigte: „Bei Derry Murkin befinden wir uns noch in Gesprächen mit dem abgebenden Verein.“ Es geht dementsprechend nur noch um die Ablöse.
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Schalke auf dem Transfermarkt: "Kein Aktionismus"
Doch bleibt es bei zwei Verpflichtungen? Hatte Hechelmann dem Kader vor wenigen Tagen noch sein Vertrauen ausgesprochen und eine große Anzahl an Zugängen in den kommenden Tagen eher ausgeschlossen, klang das am Sonntag anders: „Wir werden bis zum letzten Tag der Sommertransferperiode die Augen offenhalten und schauen, was für uns möglich ist und vor allem Sinn ergibt. Es wird keinen Aktionismus geben.“
Unruhig wird die Woche aber allemal. Das weiß auch Reis: „In Wiesbaden müssen wir eine andere Leistung zeigen. Das ist Fakt.“