Gelsenkirchen. Felix Magath macht Schalke vor dem Duell seiner Ex-Klubs Mut. Doch nicht nur der Trainer verbindet S04 und den Gegner VfL Wolfsburg.
Durchs Telefon ist zu hören, dass Felix Magath gerade mit einem Löffel in einer Tasse rührt, so wie er es in seiner Karriere immer gerne tat. An diesem Freitag trifft der FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga auf den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr/DAZN) – in seiner an Stationen nicht armen Karriere waren das für Magath zwei besondere Klubs. „Ich denke gerne daran zurück, wo, wie, mit wem ich gearbeitet habe. So richtig Unterschiede mache ich nicht“, sagt der inzwischen 69-Jährige dieser Redaktion.
Eigentlich vereint die Klubs Schalke und Wolfsburg wenig – S04 ist ein lebhafter Traditionsverein voller Emotionen mit vielen Mitgliedern und Fans. Wolfsburg lebt von Hauptsponsor VW, Popularität und große Gefühle sind aber keine Begriffe, die direkt mit dem VfL in Verbindung gebracht werden. Auch tabellarisch trennen die Klubs gerade Welten. Schalke ist Letzter, Abstiegskandidat Nummer eins, benötigt dringend einen Sieg. Wolfsburg schielt als Tabellensiebter auf die Teilnahme an der Europa League.
Meistertitel 2009 mit dem VfL Wolfsburg
Es sind die Personen, die beide Klubs vereinen – wie zum Beispiel Magath, der 2009 mit Wolfsburg überraschend Deutscher Meister und ein Jahr später mit Schalke Vizemeister wurde, bevor er 2011 schließlich aus vielen Gründen freigestellt wurde – mit großen Teilen des Vereins war Magath wegen fragwürdiger Entscheidungen und Methoden seinerzeit zerstritten.
Vergessen hat Magath die emotionale Zeit nicht, Groll hegt er aber nicht. Obwohl Schalke aus 19 Spielen nur elf Punkte geholt hat, sei der Klassenerhalt denkbar: „Es ist noch fast eine halbe Saison zu spielen. Natürlich kann Schalke die Liga noch halten.“ Und vor allem auf die Fans, die Magath so kritisch sahen, komme es an. „Wenn Fans und Mannschaft eine Einheit sind, sind vor allem im heimischen Stadion Siege möglich“, sagt er. Die Leistung beim 0:0 in Gladbach sei gut gewesen: „Ich habe Schalke in Frankfurt gesehen im Januar, da war die Leistung zweitligareif. Das Spiel in Gladbach aber war Abstiegskampf pur. Das kann die Wende gewesen sein.“
Fast ein Magath-Comeback 2021 auf Schalke
Beinahe wäre er vor zwei Jahren zu S04 zurückgekehrt, jedenfalls lässt er das am Telefon anklingen. In der Abstiegssaison, als es fünf Trainer nicht schafften, Schalke zu retten, war offenbar auch ein Magath-Comeback im Gespräch. „Es gab Menschen, die der Meinung waren, lieber nicht in der Bundesliga zu bleiben, bevor uns der Magath in der Liga hält“, sagt er verschmitzt und rührt danach wieder in seiner Tasse.
Aktuell ist Thomas Reis Schalkes Trainer – und auch er hat eine Wolfsburger Vergangenheit. Bevor er den Cheftrainerposten beim VfL Bochum 2019 übernahm, war er in Wolfsburg für die U19 zuständig. „Die Verbindung dorthin ist geblieben. Es war eine schöne, für mich sehr lehrreiche Zeit, die geholfen hat, mich auf den professionellen Fußball vorzubereiten“, sagte Reis am Donnerstag. Eine zusätzliche Verbindung gibt es seit 1. Februar – da trat Sebastian Schindzielorz seinen Dienst als Sportdirektor in Wolfsburg an. Reis und Schindzielorz waren einst in Bochum ein Erfolgsduo. „Er hat mir damals das Vertrauen geschenkt in Bochum. Aber für dieses Spiel ruht unsere Freundschaft“, sagte Reis. In der Vergangenheit zu schwelgen, kann er sich gar nicht leisten – seine Gedanken um Taktik, Aufstellung und Ansprache sind vielfältig. Außer Danny Latza und Marcin Kaminski stehen alle zur Verfügung.
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Naldo: „Für Schalke wird es sehr schwer“
Einer, der für beide Klubs gespielt hat, ist Naldo. Inzwischen ist er 40 Jahre alt, hat seine Laufbahn beendet und lebt in Monaco. Als Spielerberater ist er aber immer noch bestens informiert – und drückt sich am Telefon möglichst neutral aus, als er über die Perspektiven der Klubs spricht. Und doch ist seine konkrete Prognose eindeutig: „Wolfsburg hat zwar zuletzt drei Spiele in Folge verloren, ist aber eine Mannschaft, die sehr unangenehm zu spielen ist und eine gute Mentalität hat. Für Schalke wird es sehr schwer.“
Reis kennt Vorhersagen wie diese. Er strahlt weiter Optimismus aus: „Das ist ein Spiel, mit dem wir unsere Konkurrenten unter Druck setzen können. Und das wollen wir.“