Gelsenkirchen. Schalke hat zuletzt zwei Achtungserfolge gegen Köln und Gladbach erzielt. Das Problem bleibt die harmlose Offensive. Freitag gegen Wolfsburg.
Mit geschwollener, blutroter Lippe nahm sich Cedric Brunner am Samstagabend noch Zeit für Gespräche mit den Reportern. „Ich habe mir in der Kabine noch Botox spritzen lassen“, scherzte der 28 Jahre alte Schweizer mit schmerzverzerrtem Grinsen nach dem Schalke-Spiel. Die Realität war deutlich weniger lustig: Denn Brunner hatte einige Minuten zuvor den Ellenbogen seines Gegenspielers Jonas Hofmann ins Gesicht bekommen. Auch ein Teil seines Schneidezahnes wurde dem Rechtsverteidiger von Schalke 04 in dieser Szene herausgeschlagen.
Schalke schon acht Punkte hinter Nicht-Abstiegsplatz
Doch die lockere Reaktion von Brunner zeigt: Trotz des mageren 0:0 im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach und des anhaltenden Abstiegskampfes ist die Stimmung beim Bundesliga-Letzten längst nicht so schlecht, wie es die Tabelle vermuten lässt. Auf acht Punkte ist der Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz inzwischen angewachsen.
Dass die Königsblauen trotz des drohenden Abstieges noch nicht die Nerven verlieren, liegt am erkennbaren Aufwärtstrend der vergangenen Wochen. Wie schon gegen Köln (0:0) war Schalke auch in Mönchengladbach nah dran am Sieg. Wieder konnte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Reis brauchbare Chancen herausspielen – doch wieder fehlte die Konsequenz im Abschluss. „Wir investieren viel, aber belohnen uns nicht. Daran müssen wir arbeiten“, sagt Reis.
Schalke-Angreifer Marius Bülter in schwacher Verfassung
Der amtierende Zweitliga-Torschützenkönig Simon Terodde (34) ist weiter vom Glück verlassen. Seine wenigen Chancen nutzt er aktuell nicht. Nicht besser machen es derzeit auch Neuzugang Michael Frey (28) und Marius Bülter (29). Frey ist noch nicht in der Bundesliga angekommen, Bülter völlig außer Form, wie auch in Mönchengladbach zu sehen war. Kurz vor Schluss vergab er kläglich eine gute Gelegenheit zum Siegtreffer.
„Ich will niemanden in die Pfanne hauen, denn die Spieler, die daneben schießen, hadern am meisten mit sich“, sagt Sportvorstand Peter Knäbel zur Tor-Allergie seiner Stürmer. „Aber bei einem von ihnen muss jetzt der Knoten platzen.“ Aktuell – so ehrlich ist der 56-Jährige – sieht Knäbel ein Qualitätsproblem in der Schalker Offensive.
Ein mickriges Tor konnte Schalke in den vier Ligaspielen dieses Jahres erzielen – bundesligatauglich ist das nicht.
In der Defensive präsentiert sich Schalke gegenwärtig stabil
Was die Schalker trotz dieser mageren Ausbeute positiv stimmt? Die übrigen Mannschaftsteile. Denn in der Abwehr, aber auch im Mittelfeld präsentiert sich Schalke stabil. Auch eine Spielidee ist inzwischen erkennbar. Das liegt an Rückkehrern wie dem Mittelfeld-Chef Alex Kral (24), aber auch an Neuzugang Moritz Jenz (23). Zwei Wochen nach seiner Unterschrift in Gelsenkirchen gibt die Leihgabe des FC Lorient der Schalker Abwehr viel Sicherheit. „Moritz sieht schon jetzt nach einem Bessermacher aus“, lobt Knäbel.
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Tatsächlich ist auffällig, dass sich die Ruhe des gebürtigen Berliners auch auf seine Nebenleute überträgt. Auch der in der Hinrunde oft überforderte Maya Yoshida (34) spielte zuletzt ordentlich. Es ist kein Zufall, dass Schalke seit der Jenz-Verpflichtung in der Liga zweimal die Null halten konnte.
Weil Jenz und auch andere Neuzugänge wie Eder Balanta (29), Jere Uronen (28) und Tim Skarke (26) in Ansätzen gezeigt haben, dass sie zu Verstärkungen werden könnten, sieht Knäbel wieder eine Schalker Mannschaft mit Gesicht. „So spielt kein Absteiger“, sagt er und verspricht: „Im Abstiegskampf wird noch ganz viel passieren.“
Schalke am Freitag gegen den VfL Wolfsburg
Zur Wahrheit gehört allerdings: Mithalten ist das eine, den Klassenerhalt schaffen das andere. Als abgeschlagener Tabellenletzter muss Schalke erst einmal den Anschluss an die Konkurrenten im Keller herstellen. Dafür braucht es Siege. Am besten schon im Heimspiel am Freitag gegen den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr/DAZN).