Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 startet mit Durchhalteparolen in die Rückrunden. Im Kampf um den Klassenerhalt gibt es aktuell wenig Optimismus.

Was hat Thomas Reis nicht alles versucht, um die Fußballer des FC Schalke 04 in sieben Wochen Winter-Vorbereitung auf den Bundesliga-Abstiegskampf einzustimmen: zehn Tage Trainingslager, Teambuilding mit einer Quad-Tour, drei gemütliche Tage in Wien, sechs attraktive Testspiele. Nun ist die Vorbereitung, die neuen Schwung bringen sollte, vorbei. Doch es gibt wenig Optimismus, dafür aber mehr Fragen als Antworten.

Schalke: Das sind die vier Fragen vor dem Start

Zum Beispiel: Warum waren die Testspiele so erfolglos?

Die Gegner hatte Reis mit Bedacht ausgesucht – herausfordernd sollten sie sein, aber nicht unbesiegbar. Und doch steht nach sechs Spielen eine bittere Bilanz: drei Unentschieden, drei Niederlagen, 9:12 Tore. Am Samstagmittag hatte Schalke den letzten Test vor 18.464 Zuschauern gegen Werder Bremen mit 0:1 verloren. In allen sechs Spielen wechselte Reis oft aus – auffällig: Die B-Elf ist aktuell kaum bundesligatauglich. Und die Fehler in Abwehr und Angriff, die in den ersten 15 Liga-Spielen viele Punkte kosteten, sind noch nicht abgestellt.

Vergab im Test gegen Bremen eine große Chance: Schalke-Kapitän Danny Latza.
Vergab im Test gegen Bremen eine große Chance: Schalke-Kapitän Danny Latza. © Tim Rehbein / RHR-Foto

Zum Beispiel: Aber warum sind die Schwächen in Abwehr und Angriff immer noch so erheblich?

Vor allem, weil sich das Personal kaum verändert hat. Im Spiel gegen Bremen fiel durch Nationalspieler Niclas Füllkrug schon in der vierten Minute das Tor des Tages. „Wir müssen wieder die Bilder zeigen, wieder daran arbeiten, die Fehler zu minimieren“, seufzte Reis. „Im Mittelfeld wird unnötig mit der Hacke gespielt, die Flanke wird zugelassen, in der Mitte verlieren wir in Überzahl den Gegner aus den Augen. Ärgerlich“, sagte Reis. Es gab kein Zu-Null-Spiel in der Vorbereitung. Doch auch der Sturm patzte, vergab vier Top-Chancen. „Wie viele Hochkaräter möchtest du noch haben?“, lautete Reis’ rhetorische Frage. „Es ist wieder so viel hätte, wenn und aber“, sagte er.

Zum Beispiel: Warum gibt es so viele Verletzte?

Nur vier Feldspieler aus dem Profikader saßen im Bremen-Spiel auf der Bank. Der Rest: verletzt, angeschlagen (neun Spieler) oder verbannt in die U23 (drei Spieler). Für die meisten verletzten Spieler kann Reis wenig – Rodrigo Zalazar und Sepp van den Berg waren zum Beispiel schon verletzt, als Reis angefangen hatte. Immerhin: Einige angeschlagene Profis erwartet er zurück, wenn Schalke am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt in die Restrunde startet.

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Zum Beispiel: Warum läuft die Kaderplanung für die Rückrunde so schleppend?

Da geht es allein um die wirtschaftlichen Ressourcen der Königsblauen. Reis hatte sich schon im November gewünscht, Zugänge möglichst schon im Trainingslager in Belek ins Team einbauen zu können. Ein Innenverteidiger und offensive Flügelspieler standen auf seiner Liste ganz oben. Bisher kam Niklas Tauer fürs defensive Mittelfeld (der wegen eines Muskelfaserrisses vorerst ausfällt), Jere Uronen ist links hinten erste Wahl. Finanzielle Mittel für weitere Verstärkungen bekommt Schalke durch den Verkauf von Florent Mollet zum FC Nantes, dessen Verkündung nur noch Formsache ist. Doch so kurz vor dem Restart ist es für Neue schwierig, sich einzuspielen. Sollte Tim Skarke (Union Berlin) kommen, wäre er schon ein Kandidat für die Startelf in Frankfurt. Das lässt tief blicken.

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Die Voraussetzungen für das Frankfurt-Spiel benennt Reis deutlich. „Unmögliches zu schaffen“ sei die Aufgabe. „Die Vorbereitung wird etwas kritischer beäugt. Das ist auch völlig in Ordnung“, sagte Reis. „Dann sind wir auf jeden Fall wach genug, um in Frankfurt zu bestehen.“

Gibt es etwas, was Mut macht?

Ja, zwei Dinge. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Testspiele für den Ausgang der Saison keinen Wert haben. Sätze wie „Ich hatte schon Vorbereitungen, die nicht gut liefen – dafür aber das erste Spiel“ (Reis) klingen aber wie Durchhalteparolen. Rechtsverteidiger Cedric Brunner formulierte das ähnlich: „Für Testspiele kann man sich nichts kaufen, das ist das Gute.“

Schalke-Trainer Reis lobt die Fans

Und was Mut macht: die Fans. Über 18.000 Zuschauer beim Test gegen Werder waren außergewöhnlich, der Applaus nach dem Abpfiff spendete Trost. „Es ist eine tolle Atmosphäre gewesen, und die müssen wir mitnehmen“, sagte Reis. Auch das: eine Durchhalteparole.