Wien. Schalke führte bei Rapid Wien mit 2:0, doch der österreichische Rekordmeister glich noch zum 2:2 aus. Das Spiel bot viele Chancen – und Diskussionsstoff.
Ein normales Freundschaftsspiel war das nicht zwischen Rapid Wien und dem FC Schalke 04 am Freitagabend: Es gab Chancen in Hülle und Fülle, einen Pfosten-, einen Lattenschuss, einen umstrittenen Elfmeter, einen nicht gegebenen Strafstoß, Proteste an der Seitenlinie – und vier Tore. Das Testspiel zwischen dem österreichischen Traditionsklub und dem Bundesliga-Schlusslicht endete 2:2. Schalke hatte zur Pause mit 2:0 geführt.
Bereits am Donnerstag war Schalke angereist. In Mauerbach, einem Vorort von Wien, hatten sich die Königsblauen in einem Wellnesshotel einquartiert – doch zur Erholung sollte der Kurztrip nach nicht dienen. Schon beim Abflug am Donnerstag hatte Lizenzleiter Gerald Asamoah angekündigt, die Reise sei auch zum Teambuilding gedacht.
Vier U23-Spieler in der S04-Startelf
Viele Profis aber fuhren aber gar nicht mit. Zwölf Spieler fehlten in Schalkes Kader, weshalb Trainer Thomas Reis auf sechs U23-Spieler zurückgriff. Vier von ihnen gehörten direkt zur Startformation: Julius Schell, Joey Müller, Andreas Ivan und Soichiro Kozuki. Doch nicht nur auf dieses Quartett achtete Reis ganz besonders.
Auffällig: Reis ordnete seine Mannschaft im 4-1-2-3-System an. Jordan Larsson, bisher stets Außenstürmer, spielte die Achter-Position im Mittelfeld. Rechtsaußen war Kozuki – und der 21-jährige Japaner machte vor 9100 Zuschauern direkt auf sich aufmerksam. In der achten Minute schoss er den Ball nach einem klugen Pass von Marius Bülter mit dem linken Fuß aufs Tor – 1:0 für Schalke. Reis jubelte an der Seitenlinie, als sei ein Treffer in der Bundesliga gefallen. Noch hat S04 keinen Flügelspieler verpflichtet – Kozuki schoss sich in den Kreis der Kandidaten für eine interne Beförderung.
Ex-Schalker Burgstaller scheitert an Schwolow
Während es für S04 das erste Spiel der Winter-Vorbereitung war, bestritt Rapid die letzte Partie im Jahr 2022 vor einem langen Urlaub. Der Traditionsklub startete sehr schwerfällig ins Spiel, erst ab der 20. Minute erreichte er auch mal den Schalker Strafraum. Direkt wurde es gefährlich. Der Ex-Schalker Guido Burgstaller (23./29.) und Martin Moormann (24.) scheiterten aber am glänzend reagierenden Schalker Torwart Alexander Schwolow.
Die Schalker überstanden diese Druckphase mit Glück und Geschick und nutzten ihre zweite große Chance eiskalt. Jordan Larsson sprintete an der linken Seite auf und davon, seinen Querpass schob Torjäger Simon Terodde mühelos an Rapid-Torwart Niklas Hedl vorbei – 2:0 (31.). Während Terodde sein Soll erfüllt hatte, blieb Burgstaller torlos. Auch seinen dritten Versuch wehrte Schwolow ab (44.). Zur Pause blieb es bei der Schalker Führung, Reis klatschte alle elf Spieler ab, er war zufrieden.
Das änderte sich aber in den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte. Die hatte im Nieselregen bei eisiger Kälte kaum begonnen, da schlenzte Christoph Knasmüllner den Ball bei einem Freistoß aus 20 Metern Entfernung über die Mauer hinweg ins Netz (48./1:2). In der 60. Minute stand der Schalker Tobias Mohr im Mittelpunkt. Er bekam bei einer Flanke den Ball gegen den Ellenbogen – und das im Strafraum. Schiedsrichter Gerhard Grobelnik zeigte auf den Elfmeterpunkt. Reis und Asamoah waren außer sich vor Wut. Roman Kerschbaum war das egal – er traf sicher zum 2:2-Ausgleich (62.). Und Rapid drängte nun auf die Führung: Bernhard Zimmermann traf vier Minuten später den Pfosten.
Schalker ärgern sich über Schiedsrichter
Obwohl beide Teams oft ausgewechselt hatten und nicht mehr viele Stammspieler dabei waren, entwickelte sich eine hektische Schlussphase. In der 71. Minute ärgerten sich die Schalker zum zweiten Mal über den Schiedsrichter. Tom Krauß war allein aufs Tor zugelaufen und nach einem Zweikampf mit dem Wiener Moritz Oswald zu Boden gegangen. Es gab diesmal keinen Elfmeter. Wieder sprang die komplette Schalker Bank auf und beschwerte sich.
In den letzten Minuten bekamen beide Teams noch große Chancen. Zunächst Rapid: In der 74. Minute lief Bajic allein auf Fährmann zu, der Torwart konnte den Ball aber abwehren. Für Schalke vergab Florent Mollet zweimal (74./83.). Es blieb beim 2:2 in einem interessanten, nie langweiligen Test. Während Rapid Wien nun Weihnachten feiert, geht für Schalke die Vorbereitung nun richtig los.