Gelsenkirchen. Der amerikanische Zahlen-Experte Silver glaubt bei seiner Berechnung nicht an ein glückliches Ende für Schalke - er rechnet mit Platz 18.

Gerade einmal 26 Prozent – so gering ist laut Nate Silver (44) die Chance, dass der Tabellenletzte Schalke 04 den Klassenerhalt in der Fußball Bundesliga packt.

Schalke zu 74 Prozent zurück in Liga zwei

Im Umkehrschluss bedeutet das: Der wohl renommierteste Statistiker der Welt und langjährige Betreiber des Wissenschafts-Portals fivethirtyeight.com sieht Königsblau nach 15 Spieltagen zu 74 Prozent zurück in der 2. Liga.

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Zum Vergleich: Die Abstiegsgefahr für den mit vier Punkten mehr ausgestatteten Vorletzten VfL Bochum beziffert Silver auf 52 Prozent.

Stuttgart steigt nur zu 18 Prozent ab

Der VfB Stuttgart, der sich derzeit auf dem Relegationsrang aufhält, steigt nur zu 18 Prozent ab. Schalkes Pleiten-, Pech- und Pannenserie im bisherigen Saisonverlauf hat dem Revierklub einen Fünf-Punkte- und 16-Tore-Rückstand auf den rettenden 15. Platz, der im Moment von Hertha BSC belegt wird, eingehandelt.

Königsblau hat den schlechtesten Soccer Power Index

Außerdem weist Königsblau bislang den ligaweit schlechtesten „Soccer Power Index“ (kurz: SPI) auf. Diese von Nate Silver entwickelte Kennzahl zwischen 0 und 100 berechnet sich aus objektiv messbaren Spieldaten. Maßgebliche Faktoren sind Anzahl und Qualität der selbst erspielten Torchancen einer Mannschaft sowie Anzahl und Qualität der gegnerischen Torchancen.

Schalke: Mit nur 27 Punkten auf Platz 18

Schalke kommt nach 15 Spieltagen auf einen SPI von 56,1 (vor Reis: 55,1). Schwächer sah Nate Silver zuletzt nur den VfL Bochum (54,6).

Aus dem SPI und der bisherigen Punkteausbeute errechnet der Statistiker mithilfe einer komplizierten Formel das voraussichtliche Abschneiden nach 34 Spieltagen – und hier wird’s bitter für Schalke: Der Mann aus Michigan erwartet Königsblau am Saisonende auf Platz 18, mit nur 27 Punkten.

Bochum käme auf 31 Zähler - und würde auch absteigen

Bochum käme demnach auf 31 Zähler und Platz 17, Drittletzter würde der FC Augsburg (SPI 57,2) mit 34 Punkten. Auf dem 15. Platz erwartet Silver Hertha BSC (SPI 63,1) mit 36 Zählern. Schalkes Distanz zum rettenden Ufer nach 34 Spieltagen demnach: neun Punkte. Das klingt entmutigend.

Guru Silver ist nicht unfehlbar

Doch Silvers Vorhersagen sind nicht unfehlbar, denn eines kann der Wissenschaftler kaum vorherberechnen: sprunghafte Leistungssteigerungen. Das zeigte die vergangene Zweitliga-Saison deutlich auf: Nach 25 Spieltagen unter Chefcoach Dimitrios Grammozis hatte S04 sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz angehäuft, lag auf Rang sechs.

Thomas Reis (r.) und seine Schalker Mannschaft wurden nach dem 0:2 gegen die Bayern mit viel Applaus verabschiedet. Das macht Mut für die zweite Halbserie.
Thomas Reis (r.) und seine Schalker Mannschaft wurden nach dem 0:2 gegen die Bayern mit viel Applaus verabschiedet. Das macht Mut für die zweite Halbserie. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Silver sagte Königsblau zu diesem Zeitpunkt Platz fünf in der Abschlusstabelle voraus, mit fünf Zählern Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Dann kam Mike Büskens, änderte das Spielsystem, den Geist in der Truppe und flog mit acht Siegen aus den letzten neun Partien zum Aufstieg. Die Euphorie auf Schalke kannte anschließend keine Grenzen mehr.

Neu-Coach Reis hat Hoffnung auf die Rettung

Auch Schalkes aktueller Übungsleiter hofft auf einen starken „Schlussspurt“ in den verbleibenden 19 Runden: „Jetzt ist erst mal ein kleiner Break, wo die Jungs ein bisschen Home-Office machen – den Begriff Urlaub finde ich einfach nicht passend“, sagte Reis nach dem jüngsten 0:2 gegen Bayern. „Danach werden wir versuchen, die Dinge, die wir schon gut gemacht haben, zu verfeinern, und die Defizite, die natürlich auch noch zu erkennen sind, zu minimieren.“

Nachjustieren auf Schalke

Er sei froh, dass „vielleicht nochmal die Möglichkeit besteht, etwas nachzujustieren – in allen Dingen.“ Genau das ist die Hoffnung auf Schalke: dass sich der erkennbare Reis-Effekt nach gut zwei Monaten Winterpause auch punktemäßig noch klarer niederschlägt. Bislang holte der gebürtige Hesse drei Zähler aus vier Spielen (0,75 pro Partie). In den elf Bundesliga-Runden vor seinem Amtsantritt waren es lediglich 0,54 Punkte im Schnitt – eine schwere Hypothek.

„Im zweiten Saisonteil sind wir der Jäger“, ballte der Chefcoach nach dem Bayern-Spiel die Fäuste. „Wir starten von Platz 18 und tun gut daran, nur auf uns selbst zu schauen und nicht auf die Tabelle.“ Auch die Prognose des Nate Silver wird der ehemalige Coach des VfL Bochum tunlichst ausblenden. Unterm Strich, das weiß Reis, zählt nur eine Statistik: „Wir müssen Punkte sammeln. Man weiß ja ungefähr, wie viele man braucht.“