Gelsenkirchen. Die Position von Frank Kramer ist aktuell gefestigt. Doch jetzt muss der Schalke-Trainer den nächsten Schritt machen. Am Sonntag kommt Augsburg.

Eine Saison wie es sie noch nie gab kündigten die Verantwortlichen des FC Schalke 04 im Sommer an. Das lag nicht nur am gerade vollbrachten Aufstieg oder den ganz bescheidenen Ansprüchen des stolzen Vereins – sondern auch am durch die Winter-WM in Katar verschobenen Spielplan. Schalkes Bosse teilten die erste Hälfte der Saison in zwei Phasen – acht Pflichtspiele vor, neun Pflichtspiele nach der Länderspielpause. Die zweite Phase beginnt am Sonntag mit einem Spiel gegen den FC Augsburg (17.30 Uhr/DAZN).

Die zweiwöchige Pause konnte Schalkes Trainer Frank Kramer in Ruhe verbringen. Bei zwei öffentlichen Trainingseinheiten waren die Fans gut gelaunt, zur Pressekonferenz vor dem Augsburg-Spiel kamen nur drei Reporter, Saison-Minusrekord und ein Zeichen dafür, dass Schalke gerade ruhige Zeiten erlebt. Chaos ist woanders. Erste kleinere Unstimmigkeiten mit unzufriedenen Spielen hat der 50-Jährige gekonnt wegmoderiert. Kramer, dem nicht wenige Schalke-Fans schon bei seiner Vorstellung eine ganz kurze Amtszeit prophezeit hatten, ist noch da. Mehr noch: Seine Position ist gefestigt. Aktuell jedenfalls.

Knäbel: „Das war nicht der perfekte Start in die Liga“

Egal wie das Spiel ausgeht: Durch die Ergebnisse am Samstag steht fest, dass Schalke nach dem achten Spieltag nicht unter den drei letzten Mannschaften steht. Das werten Vorstand und sportliche Leitung als Erfolg. Dass Sportvorstand Peter Knäbel mit sechs Punkten aus sieben Spielen zufrieden ist, sagte er in einem Interview mit den Vereinsmedien: „Das war nicht der perfekte Start in die Liga. Wir wissen aber auch, wie viele neue Spieler wir integrieren mussten. Der Start ist okay, wir lassen ihn uns nicht schlecht reden.“

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Doch nun beginnt die zweite Phase der Saison. Für Kramer ist es eine Neunfach-Chance, dass seine Position gefestigt bleibt. Knäbel gab die Richtung sehr deutlich vor: „Dieser Block hat eine große Bedeutung, denn er wird entscheiden, wo wir in der Tabelle hingehören. Die Ausgangsposition, die man im neuen Jahr hat, wird in dieser Phase entschieden.“ Konkret aufs Augsburg-Spiel bezogen forderte er: „Wir müssen zur Heimstärke finden. Das ist unser Stadion, das ist unsere Stadt.“

Schalkes Team mit klarer Struktur

Damit dies nicht der einzige Sieg bleibt, muss Kramer Schalkes Mannschaft weiterentwickeln. In der ersten Phase galt die Konzentration der Integration von 14 Neuen. Die ist abgeschlossen, in der zweiten Phase geht es darum, die Mannschaft sportlich weiterzuentwickeln. Bisher hat Kramer Schalkes Profiteam eine klare Struktur verpasst. Das gilt zum Beispiel für die Taktik: Viererkette, Verteidigung zuerst, Torchancen durch Umschaltspiel. Aber auch durch den Verlauf der Trainingswoche: An welchem Tag um wie viel Uhr trainiert wird, ist vorhersehbar. Auch für die Dauer der jeweiligen Einheiten sind recht leicht zu tippen.

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Der nächste Schritt ist besonders wichtig – und für Kramer wird sich zeigen, ob er dazugelernt hat. In Bielefeld scheiterte er im April zum Beispiel daran, dass diese Entwicklung ausblieb. Kramers Training sei zu lasch, in taktischen Fragen sei er zu wenig bereit für Experimente gewesen, heißt es in Ostwestfalen. Irgendwann verlor er deshalb den Draht zu verzweifelten Führungsspielern, die nicht mehr an eine Wende unter ihm glaubten.

Kramers erste Mission auf Schalke ist da fast schon simpel: Die Offensive muss besser werden – nur der Sonntagsgegner Augsburg schießt seltener aufs Tor. Noch macht er keine Anzeichen, seine Strategie zu ändern. „Wichtig ist, dass wir bei uns bleiben“, sagte er vor dem Augsburg-Spiel. Die ersten drei Monate in Königsblau haben ihn selbstbewusst gemacht. Das ist nicht jedem gelungen.