Gelsenkirchen. Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert spricht über die Voraussetzungen für eine große Karriere und Unterschiede zwischen den Spielergenerationen.

Seit mittlerweile 26 Jahren ist Norbert Elgert für den FC Schalke 04 tätig. Mit einer kurzen Unterbrechung als Co-Trainer von Frank Neubarth bei den Profis (Juli 2002 bis März 2003) ist er für die U19 der Königsblauen tätig.

So ziemlich jedes ehemalige Schalke-Talent, das im Profibereich durchgestartet ist, durchlief seine Schule. Manuel Neuer, Leroy Sané, Julian Draxler, Benedikt Höwedes, Joel Matip, Thilo Kehrer und viele, viele mehr. Im Interview mit dem Online-Berufsportal Xing sprach Elgert darüber, was es braucht, um Profi zu werden und was davon auch an die Arbeitswelt abgegeben werden kann.

Manuel Neuer traute der Trainer eine Profikarriere als Feldspieler zu

Talent sei dabei eine wichtige Voraussetzung, aber auch „ein Muskel, der, um zu wachsen, jeden Tag intensiv trainiert werden muss“: „Großen Talenten gelingt es, Rückschläge und Schwierigkeiten zu überwinden und zu meistern. Fußballerische Begabung stellt dich nur in die Tür, aber erst Eigenschaften wie Einstellung, Wille, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Anstrengungsbereitschaft über einen langen Zeitraum bringen dich durch diese Tür hindurch.“ Elgert habe noch nie jemanden erlebt, der - wie er sagt - mit den Händen in der Hosentasche auf der Erfolgsleiter bis nach ganz oben gekommen sei. „Es ist eine Tatsache, dass sowohl im Leistungssport als auch im Berufsleben vermeintliche Überflieger mit schwacher Einstellung häufig überholt werden von durchschnittlichen Talenten mit maximaler Einstellung.“

Freilich hat er davon viele in seinem gut Vierteljahrhundert als A-Jugendtrainer des FC Schalke 04 gesehen. Nationalkeeper Neuer hätte er dabei sogar eine Profikarriere als Feldspieler zugetraut: „Extrem auffällig war seine sprichwörtliche stoische Ruhe, seine Gelassenheit gepaart mit großer Spielfreude.“

Norbert Elgert über Jugendliche: "Es wird ihnen zu viel abgenommen"

In seiner Zeit habe er zudem viele Generationen an Fußballern, aber auch an Menschen gesehen. Die Jugendlichen von heute seien „gut drauf und total in Ordnung“, aber auch nicht mehr so belastbar: „Viele haben weniger Widerstandfähigkeit und Durchhaltevermögen. Da ist der Fußball ein Vergrößerungsglas der Gesellschaft.“ Ihnen würde es häufig zu leicht gemacht. „Es wird ihnen zu viel abgenommen. Es müsste bereits in der Schule ein Fach geben, in dem unterrichtet wird, wie man pragmatisch und erfolgreich Probleme löst, Schwierigkeiten überwindet und gestärkt daraus hervor geht. Eltern sollten ihre Kinder bedingungslos lieben, aber es ist verantwortungslos, sie nicht zu fordern.“

Von seinen aktuellen, aber auch seinen ehemaligen Schützlingen wird Elgert nur noch „Coach“ genannt. Dies habe sich mit den Jahren so ergeben: „Jeder junge Trainer sollte das Ziel haben sich mit den Jahren vom Trainer zum Coach zu entwickeln.“ Nach 26 Jahren auf Schalke hat er zudem bereits einen klaren Plan, was er einmal machen möchte, wenn er nicht mehr die U19 der Knappenschmiede trainieren wird. Elgert: „Ich werde dem Fußball als Coach, Mentor und Trainerentwickler weiter erhalten bleiben. Vielleicht habe ich dann auch wieder mehr Zeit, um in der freien Wirtschaft Vorträge über Führung und Motivation zu halten.“ (rs)