Lohne. Rund 2700 Zuschauer verfolgten den Schalke-Test bei Blau-Weiß Lohne. Sie mussten viel für die Tickets bezahlen. Das steckt dahinter.

Alle Karten waren noch nicht verkauft, als am Samstagnachmittag die Tore des Heinz-Dettmer-Stadions in Lohne öffneten. Auch Kurzentschlossene konnten sich das Spiel zwischen Regionalligist Blau-Weiß Lohne und Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 noch anschauen. Viele derjenigen, die den Weg ins Oldenburger Münsterland auf sich nahmen, erschraken am Kassenhäuschen beim Blick auf die Eintrittspreise. Ein Sitzplatz kostete 30 Euro (ermäßigt: 20 Euro), ein Stehplatz 15 Euro (ermäßigt: 10 Euro) - für ein Vorbereitungsspiel, in dem die Stars meistens maximal eine Halbzeit auf dem Platz stehen, ungewöhnlich hohe Preise.

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Im Sozialen Netzwerk Twitter ärgerten sich viele Fans der Königsblauen. "Unverschämt, solche Preise zu nehmen", schrieb @TEssnullvier. "Gute Nacht, wer das bezahlt", twitterte @TomHoc1904. "Bei den Preisen kein Wunder, dass es noch Karten gibt", merkte @Dariusz7715 an. "Was sind das für Preise? Das sollte die Hälfte kosten", twitterte @LarsHuntelaar25. Doch warum waren die Karten so teuer? Diese Redaktion ging auf Spurensuche.

Schalke kooperiert mit Firma des Lohne-Trainers

Für die meisten Testspiele mit Beteiligung von Profimannschaften werden Verträge abgeschlossen - auch für dieses. Das Spiel in Lohne vermittelte die Agentur Onside Sports GmbH, mit der Schalke seit etwa vier Monaten kooperiert. Chef von Onside ist Henning Rießelmann - und der ist gleichzeitig Trainer, Sportlicher Leiter und Platzwart in Lohne. Festgeschrieben war nun eine Antrittsprämie in fünfstelliger Höhe für die Schalker. Von vielen Varianten der finanziellen Partizipation ist das die sicherste - denn diese vereinbarte Summe fließt definitiv. Die Schalker verzichteten aber auf eine Gewinnbeteiligung am Ticketverkauf oder am Catering-Erlös. Deshalb überließen sie die Verantwortung für die Eintrittspreise komplett dem gastgebenden Verein Blau-Weiß Lohne.

Für Lohnes Vorstand war dies nun ein Rechenspiel. Das Antrittsgeld für die Schalker und sonstige Kosten standen bereits auf der Ausgabenseite. Und noch ein weiteres Ereignis steht Lohne bevor: Im DFB-Pokal trifft der aktuelle Niedersachsenpokalsieger am 31. Juli auf den Bundesligisten FC Augsburg. Um die Kapazität des Stadions zu erhöhen, stellt der Klub zusätzliche Tribünen auf. Eine LED-Anzeigetafel wurde angemietet und schon vor dem Schalke-Spiel aufgestellt. Um alle Kosten zu decken und zusätzlich noch einen kleinen Gewinn zu erwirtschaften, legte der Vorstand die hohen Preise fest.

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Dennoch hätte der Klub ein Minus gemacht, wenn sich nur ein paar Hundert Zuschauer auf den Weg ins Heinz-Dettmer-Stadion gemacht hätten. Nun kauften 2500 Zuschauer eine Eintrittskarte - und finanziell waren beide Vereine zufrieden.

Und die Fans? Sie wurden für das teure Vergnügen - eine vierköpfige Familie mit Sitzplatz-Tickets musste zum Beispiel 100 Euro zahlen und hatte noch keine Bratwurst, kein Eis und Getränke gekauft - immerhin mit sieben Toren beim Schalker 7:0-Sieg entschädigt. Zudem stellten sich Schalkes Spieler nach Abpfiff für Selfie- und Autogrammwünsche aller Art zur Verfügung.