Gelsenkirchen. Florent Mollet und Tom Krauß verstärken das Mittelfeld von Aufsteiger Schalke. Beide sollen eine wichtige Rolle spielen. Eine Analyse des Duos.

Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 bastelt weiter an seinem Kader für die kommende Saison im deutschen Oberhaus. Zwei wichtige Transfers hatten die Verantwortlichen um Sportdirektor Rouven Schröder bereits in der vergangenen Woche unter Dach und Fach gebracht. Die Mittelfeldspieler Florent Mollet (30, HSC Montpellier) und Tom Krauß (20, RB Leipzig) sollen künftig für die Zentrale im Schalker Spiel verantwortlich sein. Von beiden Spielern erhoffen sich die Schalker viel. Krauß gilt als Schlüsselspieler, Mollet, ein zentraler Mittelfeldspieler, der in Frankreich bisher über 300 Pflichtspiele bestritten hat, wurde bei der Vorstellung von Schröder ebenfalls in den höchsten Tönen gelobt. Doch wie gut ist das neue Schalker Mittelfeld-Duo wirklich? Wie können beide Seite an Seite unter dem neuen Trainer Frank Kramer funktionieren? Der Scoutingbericht unseres Kooperationspartners "Createfootball" beantwortet diese Fragen. Lesen Sie hier unsere ausführliche Daten-Analyse zum neuen Schalker Mittelfeld-Duo.

Schalke-Zugang Florent Mollet in der Transferanalyse

Florent Mollet (r.) bei seiner Vorstellung auf Schalke mit Sportdirektor Rouven Schröder.
Florent Mollet (r.) bei seiner Vorstellung auf Schalke mit Sportdirektor Rouven Schröder. © FC Schalke 04

Stärken

  • Passsicherheit
  • Torgefährlichkeit
  • Standardspezialist
  • Gutes Raumverhalten

Schwächen

  • Durchsetzungsvermögen im Zweikampf
  • 1 vs 1-Situationen
  • Flanken

Spielstil und Analyse von Schalke-Zugang Florent Mollet

Der Franzose gilt als vorgeschobener, äußerer Spielmacher (Advanced/Wide Playmaker). Er kam in der vergangenen Saison für HSC Montpellier in der Ligue 1 vorwiegend über rechts, ist allerdings variabel einsetzbar auf den offensiven Mittelfeldpositionen sowie im Zentrum. Mollet ist torgefährlich, sucht häufig den Abschluss (1,8 Schüsse pro Spiel) und schießt auch aus größeren Distanzen. Sechs Tore gelangen ihm in der letzten Saison.

Schwach ist seine Erfolgsquote in Zweikämpfen. Er sucht deshalb auch seltener das direkte Duell (siehe Tabelle unten) und konnte in der letzten Spielzeit nur 0,9 erfolgreiche Dribblings pro Spiel vorweisen. Der Durchschnitt aller anderen Spieler auf seiner Position betrug 2,3 pro Partie. Der neue Schalke-Spieler wählt lieber den Sicherheitspass, ist damit aber sehr erfolgreich. Er ist sehr ball- und passsicher, auch in den torgefährlichen Räumen. Seine Passgenauigkeit (86 Prozent) lag weit über dem Durchschnitt in der Ligue 1. (79 Prozent). Mollet geht selten bis zur Grundlinie, sondern positioniert sich mit und ohne Ball lieber im rechten Halbraum. Dadurch schlägt er nicht viele Flanken pro Spiel (1,7).

Schalke-Zugang Florent Mollet: Die wichtigsten Daten in der Übersicht

Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen Flügelspielern der Ligue 1 mit mind. zehn Startelfeinsätzen in der Saison 2021-22 (63 Spieler).

 

 

Mollet

21/22

Avg. Flügelspieler Ligue 1

21/22

Schüsse (% Genauigkeit)

1.8 (35%)

1.4 (36%)

Flanken (% Genauigkeit)

1.7 (26%)

2.6 (32%)

Pässe (% Genauigkeit)

34.3 (86%)

34.6 (79%)

Erfolgreiche Dribblings

0.9

2.3

Progressive Läufe*

0.9

2.2

Torschussvorlagen

0.6

1.1

*) Progressive Läufe = Ein Lauf mit Ball gilt als progressiv, wenn der Spieler danach mindestens 30 Meter näher am gegnerischen Tor ist bei Start- und Endpunkt in eigener Hälfte, mindestens 15 Meter näher dran ist bei Startpunkt in eigener und Endpunkt in gegnerischer Hälfte oder mindestens zehn Meter näher dran ist bei Start- und Endpunkt in gegnerischer Hälfte.

Schalke-Zugang Tom Krauß in der Transferanalyse

Schalke-Zugang Tom Krauß (m.) hat seine Qualität auch bei der deutschen U21-Nationalmannschaft unter Beweis gestellt.
Schalke-Zugang Tom Krauß (m.) hat seine Qualität auch bei der deutschen U21-Nationalmannschaft unter Beweis gestellt. © firo

Stärken

  • Defensivarbeit
  • Stellungsspiel
  • Schusstechnik

Schwächen

  • Dribbling
  • Passqualität

Spielstil und Analyse von Schalke-Zugang Tom Krauß

Der 20-Jährige wird als ballgewinnender Mittelfeldspieler (Ball Winning Midfielder) bezeichnet. Denn besonders im Spiel gegen den Ball ist Tom Krauß trotz seines jungen Alters schon sehr stark, kann durch exzellentes Stellungsspiel immer wieder Pässe des Gegners abfangen. 6,2 pro Spiel waren es in der vergangenen Zweitliga-Saison in Diensten des 1. FC Nürnberg. Der Schnitt aller anderen zentralen Mittelfeldspieler in der zweiten Liga lag bei 4,4 (siehe Tabelle unten). Krauß gewinnt durch geschicktes Zweikampfverhalten viele Zweikämpfe am Boden, besonders in der Defensive. 10,2 Defensiv-Duelle gewann er 2021/22 pro Spiel (Liga-Schnitt 6,5) - ein überragender Wert.

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Der neuer Schalker Mittelfeldspieler schaltet sich auch in das Offensivspiel der eigenen Mannschaft ein und sucht häufig den Abschluss. 1,9 Abschlüsse waren es in der letzten Saison pro Spiel. Vorzugsweise kommt er über rechts auf der zentralen (defensiven) Mittelfeldposition, kann allerdings auch den alleinigen defensiven Mittelfeldspieler geben. Schwächen hat Krauß im Dribbling und Passspiel. Vor allem im Passspiel ist er häufig noch zu leichtsinnig. Nur 79 Prozent seiner Zuspiele finden den richtigen Abnehmer. Damit liegt er auf seiner Position knapp unter dem Liga-Durchschnitt (80 Prozent).

Schalke-Zugang Tom Krauß: Die wichtigsten Daten in der Übersicht

Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga mit mind. 10 Startelfeinsätzen in der Saison 2021-22 (56 Spieler)

 

 

Krauß

21/22

Avg. Zentrale Mittelfeldspieler

2. Bundesliga

21/22

Erfolgreiche Defensivaktionen

13.0

8.8

Defensivzweikämpfe (% gewonnen)

10.2 (64%)

6.5 (60%)

Luftzweikämpfe (% gewonnen)

2.6 (42%)

3.7 (44%)

Abgefangene Pässe

6.2

4.4

Pässe (% angekommen)

33.6 (79%)

37.0 (80%)

Progressive Läufe*

1.0

1.1

Schüsse

1.9

1.2

Ballaktionen im Strafraum

1.5

1.5

Florent Mollet und Tom Krauß gemeinsam auf Schalke? Analyse und Fazit

Beide Spieler sind geholt worden, um eine wichtige Rolle bei Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 einzunehmen. Ob im von Frank Kramer bevorzugten 4-2-3-1-System auf der rechten defensiven Mittelfeldposition (Krauß) und auf der rechten offensiven Mittelfeldposition (Mollet) oder im 4-3-3-System auf der rechten zentralen Mittelfeldposition (Krauß) und auf dem rechten Flügel (Mollet): Die Kombination Mollet/Krauß wird es in der anstehenden Bundesliga-Saison häufiger zu sehen geben.

Mentalität und Laufstärke passen bei beiden Spielern zum Fußball von Frank Kramer. Absteiger Arminia Bielefeld, die letzte Station des neuen Schalke-Trainers, war letzte Saison das laufstärkste Team in der Fußball-Bundesliga. Mollet (30) bringt zudem Erfahrung und Ruhe am Ball mit, was besonders wichtig im möglichen Abstiegskampf sein dürfte. Offensiv hat der Franzose einiges zu bieten. Er schlägt gefährliche Standards und ist somit in dieser Disziplin eine wichtige Alternative zu Thomas Ouwejan. Mollet könnte auf Schalke auch den Abgang von Darko Churlinov kompensieren, der nach seiner Leihe wohl zum VfB Stuttgart zurückkehrt.

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Schalke: Tom Krauß könnte von Florent Mollet profitieren

Tom Krauß hat hingegen klare „Abräumer“-Qualitäten, allerdings ist er noch sehr fehlerbehaftet im Passspiel. Eine klassische Flügelkombination inklusive Hinterlaufen und Flanke von der Grundlinie wird es von den beiden Spielern nicht geben, keiner der beiden Spieler schlägt häufig Flanken oder geht gerne ins Dribbling. Beide Spieler bevorzugen den Abschluss aus dem halbrechten Rückraum. Ein Szenario, das es auf Schalke öfter geben könnte: Nach Ballgewinn durch Krauß wird dieser versuchen, Mollet zu finden, der dann wiederum offensive Akzente setzen soll. Dazu könnte gehören, den von Krauß bevorzugten Abschluss von der Strafraumkante aufzulegen. Möglicherweise stellt der erfahrene Mollet den Ruhepol für den jungen Krauß dar, um sich noch deutlich im Passspiel steigern zu können.

Die beiden Schalke-Transfers zeigen eine gute Mischung aus Jung und Alt, wie im gesamten Kader des FC Schalke 04. Es gibt einige Spieler mit Erfahrung, weitere junge Spieler mit Entwicklungspotenzial. Das sollte nach dem Aufstieg Hoffnung machen.