Sandhausen/Gelsenkirchen.. Rund 10.000 Schalke-Fans haben ihre Mannschaft in Sandhausen unterstützt. Bei Mike Büskens weckt das Erinnerungen an ein legendäres Spiel.
Auch einige Stunden nach Abpfiff des Zweitligaspiels dominierten die Farben blau und weiß das kleine Örtchen Sandhausen noch. Bis tief in die Nacht feierten hunderte Fans von Schalke 04 ihre Mannschaft nach dem 2:1-Sieg gegen den SV Sandhausen auf den Straßen und in den wenigen Bars und Restaurants der 15.000-Einwohner-Gemeinde. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“, wurde beinahe in Dauerschleife gesungen. Es herrschte pure Glückseligkeit.
Die Fans waren stolz auf ihre Mannschaft und euphorisiert von dem dramatischen Sieg im Hardtwaldstadion. Erst in der Nachspielzeit hatte Top-Stürmer Simon Terodde das entscheidende 2:1 für die Schalker erzielt und Schalke somit in der 2. Bundesliga wieder nach ganz oben geschossen. Zwei Spieltage vor Saisonende hat S04 erneut die besten Karten im Aufstiegsrennen. Eine Tatsache, die das beschauliche Stadion in Sandhausen beben ließ. Nachdem er den Ball nach Vorlage von Blendi Idrizi über die Torlinie gespitzelt hatte, raste der 34-Jährige in die Kurve der Gästefans und sorgte für den vielleicht größten Jubelsturm, den der Hardtwald jemals erlebt hat. Die rund 10.000 mitgereisten Schalke-Fans im Stadion konnten ihr Glück kaum fassen.
„Ekstase pur! Als ich die Mannschaft und das Trainerteam gesehen habe, wäre ich am liebsten aus dem Stadion gerannt“, sagte Terodde nach dem Abpfiff. Seine Stimme hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon längst verabschiedet. Die habe er beim Feiern in der Kurve und in der Kabine verloren, so der Torjäger mit einem Grinsen. Und gefeiert haben die S04-Profis in Sandhausen reichlich – zunächst Arm in Arm vor den Fans und dann auch in der Kabine.
Schalke nach Sieg in Sandhausen mit Kabinenparty
Gerald Asamoah, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, war der erste, der den Einblick in die Kabine erlaubte: Über seinen Instagram-Account veröffentlichte Asamoah einen kurzen Videoclip, der tanzende Schalke-Spieler zeigt, die zur Melodie von „Freed from desire“ durch die Kabine tanzen. Auch Torjäger Simon Terodde hüpfte, konnte aber nicht mehr singen. Er war zu heiser und krächzte den Text mit. Etwa anderthalb Stunden nach dem Schlusspfiff fuhren die Schalke-Profis mit dem Mannschaftsbus zurück in Richtung Ruhrgebiet, hupend verabschiedeten sie sich von den Fans, die den Bus umlagerten.
Für alle, die es mit den Königsblauen halten, war dieser Abend in Sandhausen etwas ganz Besonderes – das machten sowohl Spieler, Funktionsteam als auch Fans klar. „Ich habe zwischenzeitlich wirklich gedacht, wir spielen in der Arena, weil man nur Schalker gehört hat“, sagte Flügelspieler Darko Churlinov mit Blick auf die Heimspielatmosphäre im Hardtwaldstadion.
Trainer Mike Büskens zog in seiner Euphorie sogar einen Vergleich zur vielleicht legendärsten Nacht der Schalker Vereinsgeschichte: dem Uefa-Pokal-Sieg in Mailand im Jahr 1997. Angesprochen auf die rund 10.000 S04-Fans, die die Gelsenkirchener in Nordbaden unterstützt haben, sagte Büskens: „Ich bin dem Verein jetzt seit 30 Jahren eng verbunden und kann mich noch gut an Mailand erinnern.“ Rund 25.000 Schalke-Fans sorgten im Final-Rückspiel beim großen Favoriten Inter Mailand beinahe für ein zweites Heimspiel im San Siro. „Das war heute ein zweites Mailand – herzlichen Dank für diesen unfassbaren Support“, schwärmte Büskens. Seit diesem 21. Mai 1997 habe der Trainer nicht noch einmal eine solche Unterstützung gesehen – bis vergangenen Freitag.
Schalke mit Vorfreude auf den FC St. Pauli
Einen ganz so großen Bogen spannte Simon Terodde zwar nicht, doch auch er bedankte sich ausdrücklich bei den Anhängern. Der Stürmer, der mit seinen beiden Toren einen großen Anteil am 2:1-Erfolg hatte, machte die Fans sogar zum Matchwinner. „Sie haben uns zum Sieg gepushed“, sagte der 34-Jährige. „Nur wegen dieser Unterstützung haben wir das geschafft.“ Ähnlich sah es auch Kapitän Danny Latza, der in Sandhausen nach überstandener Knöchelverletzung wieder in der Startelf stehen konnte. „Der großartige Support hat uns sehr, sehr viel Kraft gegeben“, erklärte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler.
Diese Leidenschaft auf den Rängen und auch auf dem Rasen fordert Darko Churlinov nun für das kommende Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1). Mit einem Sieg gegen die Hamburger nämlich könnte der Tabellenführer aus Gelsenkirchen am 33. Spieltag einen riesigen Schritt in Richtung Bundesliga-Rückkehr machen – zumindest die Relegation wäre S04 bei einem Dreier schon nicht mehr zu nehmen. „Die Vorfreude auf das Spiel ist riesengroß“, so Churlinov.