Gelsenkirchen. Auch aus dem Home-Office hat Schalkes neuer Trainer Mike Büskens schon Schwachstellen ausgemacht. Nach Einzelgesprächen will er dort ansetzen.
In Seelenruhe beantwortet Mike Büskens am Freitag die Fragen der Journalisten. Und vor dem Auswärtsspiel von Schalke 04 beim FC Ingolstadt am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gibt es viele Fragen an den 53-Jährigen, der seit Montag Cheftrainer des Zweitligisten ist. So viele, dass Büskens nach rund 45 Minuten mit einem Schmunzeln anmerkt, dass die Medienabteilung ihm im Vorfeld gesagt hätte, die Pressekonferenz würde maximal 20 bis 30 Minuten dauern.
Für kurze Gespräche allerdings ist die Situation auf Schalke derzeit zu brisant. Neun Spieltage vor Saisonende liegen die Königsblauen als Tabellensechster sechs Punkte hinter dem Relegationsrang zurück. Die Mission Wiederaufstieg droht zu scheitern. Klub-Ikone Büskens soll nun dafür sorgen, dass das Ziel der Bundesliga-Rückkehr doch noch erreicht werden kann. Vorerst aber aus dem Home-Office, denn der Trainer wurde am Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich in Isolation – auch das Spiel in Ingolstadt droht er deshalb zu verpassen.
Schalke-Trainer Büskens: „Wir brauchen mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld"
Anstatt mit seinen Spielern auf dem Rasen zu stehen, sie anzuleiten und zu motivieren, sitzt Heißsporn Büskens derzeit in seinem Keller. Ihm bleiben nur Live-Übertragungen der Trainingseinheiten und viele Telefonate mit Spielern und seinem Trainer-Team. Per Ferndiagnose hat er allerdings schon Schwachpunkte im Spiel der Schalker analysiert – und will da jetzt ansetzen.
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Ein Dorn im Auge ist Büskens die fehlende Torgefahr der Mittelfeldspieler. Obwohl die Schalker mit Danny Latza, Dominick Drexler, Rodrigo Zalazar oder Blendi Idrizi für die offensiveren Positionen im Zentrum eigentlich gut aufgestellt sind, kommt keiner dieser Spieler auf mehr als zwei Saisontore. Für Büskens ist das viel zu wenig. „Es reicht nicht, wenn wir uns vorne auf Bülti (Marius Bülter) und Simon (Terodde) verlassen“, stellt der Trainer klar. „Wir brauchen mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld. Da müssen wir die Jungs in die Pflicht nehmen.“ Vor allem die fehlende Effizienz im Abschluss ärgert den 53-Jährigen. Denn zu Schüssen kommen die Schalker häufig genug.
Diese Kritik hat Büskens im Laufe der Woche in einem persönlichen Gespräch auch Dominick Drexler mitgeteilt. Der Sommer-Zugang aus Köln sollte in der Schalker Zweitligamannschaft eigentlich ein Unterschied-Spieler sein. Bislang kommt der 31-Jährige allerdings erst auf ein Tor und zwei Vorlagen. „Dome ist doch ein Spieler, der es bewiesen hat – bei all seinen Stationen“, sagt der Trainer. „Er kann auf seiner Position torgefährlich sein. Genau das brauchen wir.“
Schalke: Kapitän Danny Latza fehlt der Rhythmus
Luft nach oben hatte zuletzt auch Rodrigo Zalazar, den Büskens einen „kleinen Arturo Vidal“ nennt, weil der 22 Jahre alte Uruguayer „wahnsinnig viel Energie hat“. Zalazar sei in der Lage, zwischen beiden Strafräumen zu arbeiten, und habe einen guten Fernschuss. Zuletzt zeigte er das aber zu selten, weshalb er unter Dimitrios Grammozis nicht mehr unumstritten war. „Er weiß, dass er noch Luft nach oben hat“, stellt Büskens klar, denn er ist sich sicher, dass Zalazar ein Spieler sei, „der den Unterschied machen kann“.
Den Unterschied machen sollte auf Schalke eigentlich auch Danny Latza. Der langjährige Bundesligaprofi kehrte im Sommer von Mainz 05 zu seinem Heimatklub nach Gelsenkirchen zurück und wurde auf Anhieb Kapitän. „Wer ihn in der Vorbereitung erlebt hat, gesehen hat, mit welcher Energie er die Mannschaft angeführt hat“, erinnert sich Büskens. „Der weiß, wie wichtig Danny für uns sein kann“. Mehrere Verletzungen haben Latza allerdings ausgebremst. „Er konnte seinen Rhythmus nie so richtig finden“, erklärt der Trainer. Noch war er den Schalkern deshalb keine große Hilfe in der 2. Liga. Die Hoffnung, dass Latza noch wichtig werden kann, hat Büskens allerdings nicht aufgegeben – vorerst aber wird der 32-Jährige wegen Corona-Verdachts fehlen.
Weil das Trio Drexler/Latza/Zalazar nie komplett überzeugen konnte, kamen selbst Blendi Idrizi (23), der bis vor einem Jahr noch in der Regionalliga spielte, und Yarolsav Mikhailov (18, Leihgabe aus St. Petersburg) immer wieder zu Einsätzen. Nachhaltig überzeugen konnten auch sie nicht. Die Spielzeit für das Duo offenbart allerdings, dass die Zentrale im Schalker Spiel eine Baustelle ist.
Geht es nach Mike Büskens, soll sich das aber schnellstmöglich ändern. „Wir haben auf dieser Position gute Spieler“, betont der Trainer. Beweisen könnten es die Profis schon am Sonntag in Ingolstadt.