Gelsenkirchen/Magdeburg. Der 1. FC Magdeburg dominiert die 3. Liga. Mittendrin: Drei ehemalige Jugendspieler von S04. Offensivspieler Jason Ceka berichtet vom Höhenflug.
Seine Trikots mit der Rückennummer 41 waren schon bedruckt. Bei den Zeugwarten von Schalke 04 lagen die Jerseys mit dem Namen von Jason Ceka in der vergangenen Saison bereit, um an Spieltagen in der Kabine aufgehängt zu werden. Doch dazu kam es nicht. Nie hat es der Offensivspieler der U23 im Abstiegsjahr in den Profi-Kader geschafft. Die ersten Minuten in der Bundesliga blieben dem gebürtigen Essener verwehrt.
„Es gab eine Zeit, die für mich sehr schwer war“, sagt Ceka nun im Gespräch mit der WAZ. „Zwischenzeitlich habe ich von Sonntag bis Freitag bei den Profis trainiert, jede Woche habe ich gehofft, es mal in den Kader zu schaffen.“ Auf Einsätze kam der 1,68 Meter große Ceka aber nur in der U23. Mit zwölf Toren in 25 Regionalligaspielen konnte er sich in der Schalker Reserve allerdings für höhere Aufgaben empfehlen. „Mein Ziel war zumindest die 3. Liga“, erklärt er. „Für mich war klar, dass ich Schalke verlassen möchte.“
Da Ceka in Gelsenkirchen keine Perspektive mehr gesehen hat, war der Wechsel zum ambitionierten Drittligisten 1. FC Magdeburg nur folgerichtig. Nach nur einem halben Jahr in Sachsen-Anhalt ist klar: Der Transfer hat sich sowohl für Ceka als auch für den FCM ausgezahlt. Fünf Tore und sechs Vorlagen konnte der 22-Jährige in der laufenden Saison schon beitragen – und das in seiner ersten Spielzeit als Profi.
Vier Ex-Schalker beim 1. FC Magdeburg
Auch wegen kluger Transfers wie dem des Ex-Schalkers spielt der einstige DDR-Meister und Europapokalsieger eine überragende Saison. Magdeburg führt die 3. Liga mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten an, seit elf Spielen ist das Team schon ohne Niederlage. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga scheint nur noch Formsache zu sein.
Auffällig dabei: Neben Jason Ceka haben auch drei weitere Ex-Schalker maßgeblichen Anteil am Höhenflug der Magdeburger: Luca Schuler, Connor Krempicki und Co-Trainer André Kilian (34, 2002 bis 2010 in der S04-Jugend). Alle haben eine Vergangenheit in der Knappenschmiede, schafften bei S04 allerdings nicht den Durchbruch. „Es gibt immer mal wieder Sprüche im Training“, erzählt Ceka mit einem Grinsen, als er auf die vielen ehemaligen Schalker beim FCM angesprochen wird. „Ich erinnere mich noch gut an eine Situation zu Saisonbeginn. Als ich mich zusammen mit Luca und Connor warmgemacht habe, und wir uns im Kreis den Ball zugespielt haben, hieß es sofort, wir seien der Schalker Kreisel.“
Anders als Ceka durfte Schuler in der vergangenen Saison zwar zweimal für die Schalke-Profis in der Bundesliga ran, doch eine Perspektive hat der 22 Jahre alte Stürmer bei S04 nicht gesehen. „Dass Luca mit mir zusammen nach Magdeburg gewechselt ist, hat mir vieles erleichtert“, sagt Ceka. Beide spielten in der Vorsaison zusammen für die U23 von S04 und sind befreundet. Gemeinsam konnten sie die neue Heimat erkunden. „Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können.“ Denn auch für Schuler läuft es sportlich sehr gut in der 3. Liga. Mit zehn Toren ist er hinter Baris Atik der zweitbeste Torjäger beim FCM. Längst ist Schuler Stammspieler und Leistungsträger.
Ex-Schalker Jason Ceka schwärmt vom Zusammenhalt in Magdeburg
Das gilt auch für den dritten Ex-Schalker Connor Krempicki (27). Der gebürtige Gelsenkirchener spielte zwischen 2003 und 2013 in der Knappenschmiede und wurde 2012 U19-Meister mit S04. Zu Saisonbeginn wechselte der zentrale Mittelfeldspieler vom MSV Duisburg nah Sachsen-Anhalt. Wie Ceka kommt auch Krempicki auf fünf Saisontore für Magdeburg.
Dass dieser „Schalker Kreisel“ der Magdeburger in der 3. Liga mächtig wirbelt, mussten schon so einige Gegner feststellen – vor drei Wochen unter anderem auch Krempickis Ex-Klub aus Duisburg. Mit 5:0 wurde der MSV im eigenen Stadion vom Tabellenführer abgeschossen.
Doch was ist das Erfolgsgeheimnis von Trainer Christian Titz, der in der Saison 2019/2020 Rot-Weiss Essen trainierte, und dem 1. FC Magdeburg? „Der Schlüssel ist das Team“, sagt Ceka. „Der Zusammenhalt ist außergewöhnlich, so etwas habe ich vorher noch nicht erlebt.“ Selbst beim Umzug vom Hotel in seine erste eigene Wohnung hätten ihm seine neuen Teamkollegen geholfen, erzählt der 22-Jährige. „Wir haben alle ein Ziel und geben dafür 100 Prozent.“
Jason Ceka könnte in der 2. Bundesliga bald auf Schalke treffen
Dass dieses Ziel der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist, liegt auf der Hand. Aussprechen will es Ceka allerdings nicht. „Wir haben noch so viele Spiele und schauen von Woche zu Woche“, sagt er und grinst. „Am Saisonende werden wir sehen, was dabei herauskommt.“ Eine Vorentscheidung im Aufstiegsrennen könnte dabei schon am kommenden Samstag fallen, wenn der FCM auswärts beim Tabellenzweiten 1. FC Kaiserslautern spielt.
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Siegen Magdeburg und der „Schalker Kreisel“ auch am Betzenberg, würde der Vorsprung auf 15 Punkte anwachsen, die 2. Liga noch ein Stück näher rücken. Dort könnten Ceka, Schuler und Krempicki in der kommenden Spielzeit dann womöglich auf ihren Ex-Klub treffen. Für das Trio wären es besondere Begegnungen, wie Ceka zugibt. „Aber warten wir mal ab, wie die Saison läuft. Vielleicht steigt Schalke ja auch auf.“ Gönnen würde der Magdeburger es den Königsblauen: „Schalke gehört einfach nicht in die 2. Bundesliga“, sagt er.