Gelsenkirchen. Bei Schalke 04 wurde Guido Burgstaller nach langer Torlosigkeit weggeschickt. Inzwischen zeigt er sich bei St. Pauli wieder treffsicher.

Nein, sprechen wollte Guido Burgstaller in dieser Woche nicht. Etliche Medien hatten im Vorfeld des kommenden Heimspiels des FC St. Pauli ein Interview mit dem 32 Jahre alten Österreicher angefragt. Doch auch ohne Aussagen von Burgstaller steht er dieser Tage besonders im Fokus. Der kommende Gegner der Kiez-Kicker nämlich ist Schalke 04 (Samstag, 20.30 Uhr/Sky und Sport1).

Für Guido Burgstaller zweifelsfrei eine besondere Begegnung, denn erst vor eineinhalb Jahren wechselte er aus Gelsenkirchen zu den Hamburgern. Schweren Herzens verließ er damals den Ort, an dem er die erfolgreichste Zeit seiner Karriere hatte. Auf Schalke erfüllte er sich seinen Traum von der Bundesliga, spielte sogar Champions League – und er wurde für seine Einsatzbereitschaft und Tore von den Fans verehrt. Anfangs.

Burgstaller auf Schalke: Aus Zuneigung wurde Häme

Diese Liebe allerdings hielt nicht ewig. Nach starken Leistungen und regelmäßigen Toren zu Beginn seiner Schalke-Zeit verließ den Österreicher allmählich das Selbstvertrauen und die Treffer wurden weniger. In Burgstallers letzter Schalke- Saison 19/20 blieb der Stürmer in 21 Ligaeinsätzen komplett torlos. Selbst größte Gelegenheiten ließ er aus, aus der Liebe der Fans wurde mehr und mehr Häme.

„Bei einem Stürmer kann es schnell gehen, vieles hängt am Selbstvertrauen“, erklärt mit Verteidiger Markus Suttner (34, Austria Wien) ein Profi, der Burgstaller gut kennt. Zusammen spielten sie in Österreichs Nationalmannschaft, häufiger aber waren sie Gegenspieler. 19-mal traf Burgstaller in seiner Laufbahn auf Suttner, gegen keinen Profi spielte er häufiger. Und Suttner weiß: „Burgi ist jemand, der immer an sich glaubt und hart arbeitet. Er gibt nie auf. Mit seiner Art hat er deshalb auch gut zu Schalke gepasst.“

Zum Ende seiner Schalke-Zeit glücklos: Guido Burgstaller.
Zum Ende seiner Schalke-Zeit glücklos: Guido Burgstaller. © firo

Auf Schalke allerdings glaubten die Verantwortlichen im Sommer 2020 nicht mehr an Burgstaller. In den Planungen von S04 spielte der Villacher damals keine Rolle mehr, er wurde ablösefrei an den FC St. Pauli abgegeben. Burgstaller selbst erhielt sogar noch eine Millionen-Abfindung von den Schalkern.

Abstiegskampf in der 2. Bundesliga hieß die neue Realität für den Österreicher. Auf dem Kiez allerdings veränderten sich Wahrnehmung und Stellenwert von Guido Burgstaller rasch. Statt ein ungewollter Nebendarsteller zu sein, wurde er schnell zu einer der Hauptfiguren der Hamburger. Und auch sportlich ging es für den Klub seit Burgstallers Ankunft bergauf. Längst ist St. Pauli ein Anwärter auf den Bundesliga-Aufstieg – auch dank der Tore des Ex-Schalkers.

Guido Burgstaller: Bei St. Pauli ein Unterschiedsspieler

Starke 23 Treffer sind Burgstaller in den 37 Partien seit seinem Wechsel nach Hamburg gelungen. Von kläglicher Chancenverwertung beim Österreicher nichts mehr zu sehen – schon gar nicht in der laufenden Spielzeit, in der ihm auch spektakuläre Fernschusstreffer gelungen sind. „Es freut mich für ihn, dass es wieder so gut läuft“, sagt der ehemalige Bundesligaprofi Markus Suttner (spielte Fortuna Düsseldorf und FC Ingolstadt).

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Doch allein die Tore sind es nicht, die Burgstaller zum Aushängeschild des Zweitliga-Tabellenführers FC St. Pauli machen. „Guido ist für uns mehr wert, als es in der Scorerliste ablesbar ist“, lobt etwa Trainer Timo Schulz seinen Angreifer. Noch wichtiger für die Mannschaft der Kiez-Kicker sind Burgstallers Erfahrung, seine Führungsstärke und sein Trainingseifer. „Neben dem Platz ist er ein ganz lässiger, relaxter Typ“, erklärt Suttner. „Auf dem Platz aber steht er für Kampf und harte Arbeit.“

Tugenden, die St. Pauli schon bald wieder in die in die Bundesliga führen könnten.

Schalke sollte vor Burgstaller gewarnt sein

Einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Aufstieg könnten die Hamburger an diesem Samstag mit einem Sieg gegen Schalke machen. In vertauschten Rollen. Denn allein der Blick auf die Tabelle zeigt, dass nicht etwa das Bundesliga-Urgestein Schalke 04, sondern der rebellische kleine FC St. Pauli als leichter Favorit ins Spiel gehen wird. „Vor zwei Jahren hätte das wohl niemand für möglich gehalten“, sagte Paulis Kapitän Philipp Ziereis dem Kicker mit Blick auf das anstehende Gipfeltreffen in der Liga zwei.

Für Burgstaller wird es das zweite Ehemaligentreffen binnen weniger Tage sein. Denn schon am vergangenen Wochenende traf er mit St. Pauli auf seinen anderen Ex-Klub, den 1. FC Nürnberg. Mitleid hatte der Österreicher beim 3:2-Sieg seines Teams nicht. Schon nach drei Minuten brachte er sein Team in Führung. Die Schalker sollten also gewarnt sein.