Gelsenkirchen. Auch ohne Simon Terodde besiegte der FC Schalke 04 den SV Sandhausen. Beim 5:2 (0:0) drehten die Königsblauen einen 0:1-Rückstand.

Die Fans waren begeistert. „Der FC Schalke wird Deutscher Meister und wir holen den Pokal“, sangen sie, als nur noch wenige Minuten zu spielen waren. Und direkt danach: „Der S04 ist wieder da.“ Vorausgegangen war eine bemerkenswerte Zweitliga-Partie gegen den SV Sandhausen, in dem die Schalker mehrere Prüfungen bestanden. Sie widerstanden einigen Pfiffen, drehten einen 0:1-Rückstand mit einem fulminanten Schlussspurt zu einem 5:2 (0:0)-Sieg – und das ohne Top-Torjäger Simon Terodde, der sich kurz vor dem Spiel verletzt abgemeldet hatte.

Terodde hatte sich vor einer Woche im Spiel bei Werder Bremen (1:1) leicht verletzt und deshalb reduziert trainiert. Die Schmerzen verschlimmerten sich aber so sehr, dass der Top-Torjäger der Zweiten Liga passen musste. „Wir könnten jetzt rumheulen, aber wir schauen nach vorn“, sagte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis vor dem Spiel. Für Terodde begann Marvin Pieringer. Das blieb aber nicht die einzige Änderung. Florian Flick, Reinhold Ranftl und Rodrigo Zalazar ersetzten Danny Latza (verletzt), Victor Palsson und Mehmet Can Aydin (beide Bank).

Schalke dominiert die Anfangsphase, aber trifft nicht

Trotz des Aufstellungs-Schocks dominierte Schalke die Anfangs-Viertelstunde gegen einen sehr schwachen Gegner. Sie zogen ein Powerplay auf, kamen zu drei Ecken, vielen Torschüssen und zwei erstklassigen Chancen. Nach einem Querpass von Rodrigo Zalazar verpasste der freistehende Marius Bülter (8.) und Malick Thiaw schlenzte den Ball an die Latte (11.). Ein 1:0 für Schalke war überfällig und wäre hochverdient gewesen.

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Das gelang aber nicht – und zwischen der 15. und 30. Minute zog sich Schalke etwas zurück. Der Tabellenvorletzte aus Sandhausen nutzte das aber nicht zu einer eigenen Offensive. Der SV kam lediglich zu einer kleinen Torchance, als Cebio Soukou nach einem schweren Fehlpass von Schalkes Abwehrchef Ko Itakura an den Ball kam. Doch Soukou schlenzte den Ball weit über das Tor (24.). S04-Torwart Martin Fraisl bekam in der ersten Hälfte keinen Ball aufs Tor und hätte auch mit den Zuschauern einen heißen Kaffee trinken können.

Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte wurde Schalke wieder munterer, entwickelte aber nicht genug Durchschlagskraft. Die Torschüsse waren alle zu ungefährlich – das galt auch für die dritte erstklassige Chance der Halbzeit. Nach einer maßgenauen Flanke von Thomas Ouwejan stand Schalkes Bester, Rodrigo Zalazar, ganz allein vor dem Tor, köpfte den Ball aber in die Arme von SV-Torwart Patrick Drewes (45.). Simon Terodde hätte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Es blieb zur Pause beim 0:0, die Fans waren unzufrieden. Es gab laute Pfiffe.

Schalke steckt Rückstand gut weg

Grammozis änderte seine Startelf nicht, setzte auf einen ähnlich schwungvollen Start wie in der ersten Hälfte, schon nach wenigen Sekunden erarbeitete sich Schalke schon die erste Ecke. Doch kurz darauf gab es den großen Schock: Reinhold Ranftl verdribbelte den Ball im Spielaufbau. Sandhausen konterte blitzschnell, den Steilpass von Charlison Benschop verwandelte Marcel Ritzmaier zur 1:0-Führung für die Gäste (47.). Das war ein Schock für die Schalker, die entweder schwiegen oder pfiffen.

Die Schalke-Profis jubeln über einen der Treffer gegen Sandhausen.
Die Schalke-Profis jubeln über einen der Treffer gegen Sandhausen. © firo

Alle Schalker mussten sich erst einmal sammeln – Spieler, Fans, Trainerteam. Das gelang schnell – und ab der 52. Minute begann ein Schlussspurt, an den sich die anwesenden Fans noch lange erinnern. Alle Spieler hielten sich nun bis auf wenige Ausnahmen dauerhaft in der Hälfte des SV Sandhausen auf. Dominick Drexler vergab zunächst noch eine gute Chance (57.), zwei Minuten später fiel der Ausgleich. Drexler, lange unsichtbar, spielte einen überlegten Querpass auf Ouwejan, und der Niederländer hämmerte den Ball zum 1:1 ins Tor.

Die Laune der zuvor missmutigen Fans änderte sich schlagartig und Ouwejan krempelte seine Ärmel hoch. Fünf Minuten nach dem Ausgleich folgte die 2:1-Führung. Nach einer Ouwejan-Flanke rangelten im Strafraum mehrere Spieler um den Ball. Marius Bülter bekam seinen Fuß an den Ball und traf (64.). Und auch am 3:1 (71.) war Ouwejan beteiligt. Seine Ecke flog auf den Oberschenkel des SV-Innenverteidigers Aleksandr Zhirov und von dort ins eigene Tor. Die Entscheidung?

Schalke: Zalazar und Bülter machen Tor-Festival perfekt

Nein, denn nun war jeder Schuss ein Treffer. Zunächst nutzte Sandhausen auch seine zweite Chance. Pascal Testroet verkürzte mit einem Schlenzer auf 2:3 (74.). Im Gegenzug stellte Bülter den alten Abstand wieder her. Nach einer Ranftl-Flanke traf er mit der Hacke – das schönste Tor des Tages zum 4:2. Rodrigo Zalazar erhöhte nach einer Bülter-Vorlage sogar noch auf 5:2 (82.).

Ein Tor-Festival hatte sich noch in der ersten Hälfte gar nicht angedeutet. Die Schalke-Fans bekamen den überzeugenden Sieg, den sie sich so erhofft hatten. Und Grammozis bekam den Beweis, dass sein Team auch ohne Terodde funktioniert.