Gelsenkirchen. Einige Aussagen von Schalke-Trainer Grammozis und Sportdirektor Schröder waren etwas widersprüchlich. Steckt ein Zwist dahinter? Ein Faktencheck.
Fünf Zweitliga-Spieltage sind um, Absteiger FC Schalke 04 steht mit sieben erreichten Punkten auf dem neunten Tabellenplatz. Das ist nur ein durchschnittlicher Start. Der Trend ist positiv, die Königsblauen siegten vor der Länderspielpause mit 3:1 (1:1) gegen Fortuna Düsseldorf, der zuvor kritisierte Trainer Dimitrios Grammozis verlebte deshalb ein paar ruhige Tage. Nun steht das Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten SC Paderborn an (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Vorher fielen Grammozis und Sportdirektor Rouven Schröder durch verschieden interpretierbare Aussagen auf. Kriselt es zwischen Trainer und Sportchef? Ein Faktencheck.
Klar ist: Schröder und Teile des Aufsichtsrats waren in der Saisonvorbereitung nicht zu 100 Prozent von Grammozis überzeugt. Schröder checkte im Umfeld von Ex-Paderborn-Trainer Steffen Baumgart im Sommer ab, wie weit fortgeschritten dessen Verhandlungen mit dem 1. FC Köln schon waren. Baumgart, Wunschkandidat einiger Aufsichtsräte, unterschrieb aber kurz darauf in Köln. Und Grammozis blieb. Gemeinsam mit Schröder stellte er das Aufgebot zusammen.
Schalke-Trainer Grammozis: "Wir müssen uns nicht aussprechen"
Von Dissonanzen will Grammozis nichts wissen: „Rouven und ich tauschen uns jeden Tag aus. Worüber, das bleibt intern. Wir müssen uns aber nicht aussprechen.“ Die öffentlichen Aussagen der Beiden unterschieden sich aber nicht nur einmal.
Zum Beispiel nach der 1:4-Blamage bei Jahn Regensburg, als Grammozis von einer „zusammengewürfelten Mannschaft“ sprach und darüber, dass es noch ein wenig dauern könnte, bis alles eingespielt sei. Das Wort „zusammengewürfelt“ wies Schröder in einem TV-Interview zurück, forderte schnellstmöglich erfolgreichen und guten Fußball.
Während der Länderspielpause sprach Schröder, der den Kader federführend umgebaut hatte, nicht ohne Stolz von einem ausgeglichenen Kader. Grammozis betonte aber am Mittwoch nach dem Training in einer Medienrunde: „Andere Vereine haben eine größere Tiefe im Kader.“ Kein Satz, der einem Sportdirektor gefällt.
Schalke unterlag KAS Eupen mit 1:5
Aber Unrecht hat Grammozis nicht: Einen zu fulminanten Eindruck hatte die heftige 1:5-Schlappe im Test gegen KAS Eupen hinterlassen, als Spieler aus der zweiten Reihe und U23-Talente chancenlos waren gegen den belgischen Erstligisten. „Wir dürfen als Schalke 04 nicht 1:5 gegen Eupen verlieren“, sagte Grammozis. Das Testspiel habe er klar aufgearbeitet. Und am Freitag klang der Trainer bei der Pressekonferenz in der Beurteilung des Kaders mit zwei Tagen Überlegungszeit versöhnlicher: „Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Kader. Wir haben das Bestmögliche herausgeholt aus der Transferperiode.“
Einen Schwachpunkt gibt es aber noch – Grammozis hat bisher keinen Sturm-Ersatz für Matthew Hoppe (ging für 3,5 Millionen Euro zu RCD Mallorca) bekommen. Die Verpflichtung von Sergi Enrich (31) zerschlug sich kurzfristig. "Ich sehe es sportlich", sagte Grammozis. "Ich wünsche mir immer die bestmögliche Qualität. Wir haben uns mit dem Spieler beschäftigt, letztendlich haben wir gesagt, wir machen es nicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Optimal ist die Lage für den Trainer nicht, da für zwei Positionen nur Simon Terodde, Marius Bülter und Marvin Pieringer zur Verfügung steht. Darko Churlinov, von Grammozis als Alternative genannt, wäre nur eine Notlösung und wird auf anderen Positionen dringender benötigt.
Auch interessant
Terodde zu ersetzen sei aber ohnehin kaum möglich, sagte Grammozis. "Wenn bei Bayern München Robert Lewandowski ausfällt, dann haben sie auch nicht den Spieler auf der Bank, der ihn Eins-zu-eins ersetzt."
Fazit: Von einem Zerwürfnis zu sprechen, wäre viel zu hart. In der Transferperiode arbeiteten beide ganz eng zusammen. Schröder verschafft sich an jedem Trainingstag ein Bild von Grammozis' Arbeit. Klar ist auch: Nicht in allen Bewertungen der Spiele und des Aufgebots sind beide einer Meinung. Und viele Spiele in Folge sollte der Trainer nicht verlieren. Eine Trennung von ihm wäre nicht unerschwinglich.