Gelsenkirchen. Der frühere Schalke-Trainer Peter Neururer geht mit seinem ehemaligen Klub hart ins Gericht und deckt die Defizite schonungslos auf.

Der ehemalige Schalker Trainer Peter Neururer geht mit seinem alten Klub hart ins Gericht. „Mehr als eine Stadt ist in tiefer, tiefer Verzweiflung im Augenblick“, meinte der Kult-Coach im Sport 1-Doppelpass zum Zweitliga-Fehlstart der Königsblauen. Schalke hatte zuletzt bei Jahn Regensburg eine 1:4-Packung kassiert und dümpelt aktuell nur im unteren Mittelfeld der Tabelle. Neururer: „Ich hoffe, dass am Samstagabend gegen Fortuna Düsseldorf endlich die Wende kommt.“

Schalke macht Peter Neururer fassungslos

Vor allem die Entstehung des ersten Gegentreffers in Regensburg, bei dem sich die Schalker bei der Spieleröffnung im eigenen Strafraum den Ball abjagen ließen, machte Neururer fassungslos. „Eine einzige Katastrophe“, fällte der langjährige Bundesliga-Coach ein knallhartes Urteil, „gehen wir mal von normalen Sportarten aus. Da sagt man: Spiele das, was du kannst. Und nicht das, was du möchtest.“

Neururer deutlich: „Mit dieser Spieleröffnung lädt Schalke 04 ja den Gegner ein, mich vorne zuzustellen, mich zu attackieren. Wenn da der kleinste Fehler passiert, wenn ich da den Ball ins Zentrum spiele, ist der Gegner sofort bei mir in Tornähe.“ Neururer stellt fest: „Das sind Fehler, die dürfen normalerweise selbst in den untersten Klassen nicht passieren. Da muss ich versuchen, das zu spielen, was ich kann und muss gucken, dass ich hinten rauskomme. Das ist wirklich oberamateurhaft, die Fehler, die da gemacht wurden.“

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Die Aussage von S04-Trainer Dimitrios Grammozis („Wir wissen, dass es keine einfache Saison wird mit dem großen Umbruch“) ist für Kult-Coach Neururer zum Teil nachvollziehbar. „Er kann nichts anderes sagen. Von einem zusammengewürfelten Haufen kann man nicht mehr erwarten. Das darf aber nicht als Alibi gelten. Der Trainer arbeitet akribisch und ist ein Fachmann. In der Situation wirkt er aber ein klein wenig überfordert.“

Neururer: Schalke-Team hat noch keine Linie

Dass die Erwartungen im Schalker Umfeld grundsätzlich enorm hoch sind, kennt Schalke-Mitglied Peter Neururer aus eigener Erfahrung. „Man darf nicht alles auf das Umfeld schieben. In jedem Verein ist es schwer“, stellt der 66-Jährige fest, „es muss in dieser Saison klappen, da einige Sponsoren nur ihre Verträge verlängert haben, wenn der direkte Wiederaufstieg gelingt.“ Neururer schiebt nach: „Mit diesem Druck muss man umgehen, weil man das weiß, wenn man dort spielt. Noch hat das Team keine Linie gefunden. Je größer die Frustration in der Tabelle, dann wird das Umfeld unglaublich sensibel.“ Neururer bilanziert: „Die Fans können die Mannschaft tragen, aber auch extrem bremsen. Ob der Verein damit umgehen kann, wage ich zu bezweifeln.“

Bei der Frage, ob der Traditionsverein nach dem Stolper-Start jetzt Fahrt aufnehmen und die obere Tabellenregion angreifen kann, kommen bei Peter Neururer leichte Zweifel hoch. „Bei Schalke wird die Unruhe nach dem 1:4 jetzt multipliziert. Es waren massenhaft Fehler, die hat der Gegner gnadenlos ausgenutzt. Die können glücklich sein, dass es nur ein 1:4 war.“