Gelsenkirchen. Gut und schlecht: Was S04-Trainer Grammozis aus dem Spiel gegen Hamburg mitnimmt. Fakt ist: So emotional hat Schalke lange nicht gespielt

Ganz zum Schluss des Abends blickte Dimitrios Grammozis schon wieder nach vorne und hatte Land in Sicht: An der Ostsee, wo Schalke am kommenden Sonntag bei Holstein Kiel antreten muss. „Wir werden jetzt weiter arbeiten, und wenn wir dann in Kiel ein gutes Spiel machen und hoffentlich ein gutes Ergebnis erzielen, dann sind wir wieder in der Spur“, sagte Schalkes Trainer – verbunden mit einer Mahnung: „Aber wir dürfen jetzt nicht unruhig werden.“

„Man darf nicht alles schlechtreden“

Dass Schalke mit einer 1:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV in die Saison gestartet war, hatte allen weh getan. Stürmer Marius Bülter spürte „eine riesige Enttäuschung“ und haderte mit dem Ergebnis: „Dieses Spiel hätten wir nicht verlieren müssen.“ Den Mitspielern erging es genauso – Dominick Drexler wies schon mal darauf hin, dass es in der Zweiten Liga „einen langen Atem“ brauchen würde, um am Ende oben zu stehen. Dass am Samstag mit Werder Bremen der zweite Liga-Favorit neben Schalke ebenfalls zu Hause nicht gewinnen konnte (1:1 gegen Hannover), stützte diese Theorie. Dabei war Schalke mit der frühen Führung durch Simon Terodde (8.) so gut gestartet, hatte dieses furiose Spiel aber nicht durchziehen können. „Man darf nicht alles schlecht reden und sagen, dass wir chancenlos waren“, beschwor Grammozis: „Das waren wir auf keinen Fall.“

Schalke: Der Einsatz und die Fans waren überragend

Vorwürfe an die Mannschaft ersparte er sich, weil die Spieler wirklich alles gegeben und bis zum Umfallen gekämpft hatten. Das war kein Vergleich mehr mit den leblosen Auftritten in der vergangenen Saison – damals auch schon zu Beginn und nicht erst am Ende, als alles verloren war. So emotional wie am Freitag hatte Schalke lange nicht mehr gespielt, wenngleich das natürlich auch durch die Atmosphäre in der Arena getragen wurde. „Die Fans haben honoriert, dass die Mannschaft versucht hat, alles rauszuhauen“, fand Grammozis.

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Sportlich funktionierte das Pressing in der Anfangsphase besser, als man das erwarten konnte – allerdings nur eine Viertelstunde lang. Mit der Verletzung von Danny Latza kam ein erster Bruch ins Spiel, zudem wies Grammozis auf eines hin: „Wir können nicht 45 Minuten vorne draufgehen und Angriffspressing spielen – das geht nicht. Wir wollen natürlich aktiv sein, aber wir müssen auch Phasen haben, in denen wir uns zurückziehen und versuchen, eng zu stehen.“

Ein zusammengewürfelter Haufen: Da kann noch nicht alles funktionieren

Das hatte aus seiner Sicht in der ersten Halbzeit gut funktioniert. Abgesehen von der Elfmeter-Szene, die Michael Langer in der 28. Minute entschärfte, sagte Grammozis für die ersten 45 Minuten: „Ich kann mich jetzt nicht an eine ganz klare Torchance des Gegners erinnern. Das ist das was für mich zählt, wenn man defensiv spielt.“ Das änderte sich aber in der zweiten Halbzeit, als Malick Thiaw vor dem 1:1-Ausgleich nicht konsequent genug verteidigte und insgesamt zum Schluss die Ordnung nicht mehr stimmte.

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Bedenklich wenig Ballbesitz für Schalke

Negativ zudem: Schalke hatte im Verlauf des Spiels viel zu wenig Ballbesitz – insgesamt nur 27 (!) Prozent, die Statistik war da brutal. „Wir wissen natürlich auch, dass wir uns in puncto Ballbesitz noch steigern müssen“, konstatierte der Trainer. Dass es diesmal so extrem war, führte er auf die Qualität des Gegners und dessen eingespielte Mannschaft zurück: „Bei den Hamburgern war es nicht so, dass die zehn oder 15 neue Spieler haben.“

Einmal bezeichnete Grammozis seine Mannschaft sogar als „zusammengewürfelten Haufen“ – was sie ja irgendwie auch ist: „Da kann nach fünfeinhalb Wochen Vorbereitung noch nicht alles laufen, wie es laufen muss.“ Umso bitterer, dass mit Danny Latza jetzt einer der Fixpunkte für lange Zeit ausfällt. Der zweite Verlust neben den drei Punkten vom HSV-Spiel.