Gelsenkirchen. Nach Monaten der Entbehrung hoffen viele Schalke-Fans auf einen sportlichen und emotionalen Neubeginn in Liga zwei. Das sind ihre Erwartungen.

Die vergangene Spielzeit war für Fans des FC Schalke 04 geprägt von Leid, Wut und Verdruss. Sie endete bekannterweise mit dem vierten Abstieg aus der Bundesliga in der langen Vereinsgeschichte. Noch schlimmer als diese sportliche Talfahrt war für viele der Enttäuschten aber die Außendarstellung des Klubs und die seiner Verantwortlichen. Vor dem Auftakt in die Zweitliga-Spielzeit 2021/22 am Freitag gegen den Hamburger SV baten wir einige Anhänger um ihre Einschätzungen und Erwartungen.

„Ich erhoffe mir, dass wir endlich wieder eine Mannschaft auf dem Platz sehen. Ein Team, wo jeder für jeden durchs Feuer geht und sich in jeden Zweikampf haut“, sagt Benjamin Happe (32). Er lebt in Iserlohn und ist im Vorstand des Schalke-Fanclubs „Blau-Weißer Stachel“ aktiv. „Ich erwarte, dass der Verein als Ganzes auch wieder geschlossen in der Öffentlichkeit auftritt und nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste springt“, lautet seine zweite Kernforderung. Mit Blick auf die neuen Gegner freut er sich vor allem auf die Auswärtspartien am Millerntor gegen St. Pauli. „Und in Aue werden wir vor Spielbeginn mit den Heim-Fans gemeinsam das Steigerlied singen – wenn Corona es zulässt“, so Happe.

Viele Traditionsvereine in der zweiten Liga

„Die zweite Liga ist stärker als man glaubt. Viele ehemalige Traditionsvereine kämpfen da um den Aufstieg.“ So lautet die Einschätzung von Sven Weingärtner (46), der in Dortmund lebt. „Ich erwarte, dass wir oben mitspielen. Der neue Kader ist namentlich gut aufgestellt“, findet er. An den direkten Wiederaufstieg glaubt er aber nicht: „Die Mannschaft wird Zeit brauchen. Wir haben den jetzt vollzogenen Umbruch aber gebraucht. Nun müssen wir auch ein wenig Geduld haben, bis das Konzept aufgeht.“ Auch er fiebert einer Begegnung mit den St.-Pauli-Fans entgegen: „Die sind Kult und ähnlich verrückt wie wir Schalker.“

S04-Fan Kevin Helleken lebt in Gelsenkirchen und gibt in Richtung Mannschaft eine unmissverständliche Botschaft aus: „Ich will einfach Kampf und Leidenschaft sehen“, sagt der 28-Jährige. Er hofft zudem, dass die Corona-Pandemie in der neuen Saison deutlich weniger Einfluss nehmen wird und dauerhaft wieder Zuschauer auf die Tribünen zurückkehren dürfen. Willeken glaubt zudem felsenfest an den sofortigen Wiederaufstieg: „Ich hoffe, dass wir den Vorteil nutzen können, dass wir quasi bereits seit Januar Planungssicherheit für die zweite Liga hatten.“

„Ich glaube an den Wiederaufstieg!“

Klaus Herzmanatus (60), Gelsenkirchens „Mister Bergbau“, wünscht sich eine Rückkehr des Vereins zu seinen Wurzeln: Dazu gehört für ihn wieder eine größere Nähe der Spieler zu den Fans. „Ich erwarte dass der Neuanfang, der im vollen Gange ist weiter umgesetzt wird“, sagt er. Er rechnet mit einer erfolgreichen Spielzeit. „Wenn ich nicht an den Aufstieg glauben würde, wäre ich ein schlechter Schalkefan“, sagt er. „Ich traue es dem Trainerteam und der Mannschaft zu.“

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Nicht ganz so optimistisch zeigt sich Tobias Neumann (41), Schalke-Fan aus Herne. „Ich hoffe es, halte es aber für unrealistisch“, sagt er. Das Schicksal des HSV, der sich seit Jahren erfolglos am Wiederaufstieg versucht, ist ihm ein mahnendes Beispiel. Aber auch er freut sich, dass es wieder losgeht: „Endlich wieder Bundesliga – wenn auch nur die zweite.“ Sorge bereitet ihm die Corona-Lage. „Die Bilder von der EM mit tausenden Zuschauern waren schon erschreckend“, findet er. „Kinder dürfen nur mit Maske zur Schule, aber im Stadion soll das okay sein?“

Nicht nur Kampf, auch Kunst auf Schalke

Martin Allgeyer (48) aus Hassel war in dieser Woche mit seiner Frau Doris bereits im Fanshop: „Wir haben eingekauft, um den Verein zu unterstützen“, sagt er. Auch er ist skeptisch, dass es mit dem sofortigen Aufstieg klappt: „Es wäre wünschenswert, aber wir glauben nicht daran.“ Zumindest einen Wunsch hat er: „Wir erwarten eine Mannschaft, die attraktiven Fußball spielt“, sagt er. „Nur Kampf- und Malocher-Fußball will doch keiner mehr sehen.“