Gelsenkirchen. Marius Bülter ist der achte Zugang des FC Schalke 04. Hier sind alle Infos über seinen Charakter, seine Position und Schalkes Finanzen.

Es ist noch nicht lange her, da griff der FC Schalke 04 auf dem Transfermarkt im europäischen Fußball in die oberen Regale: Da kamen Jefferson Farfan, Raúl, Klaas-Jan Huntelaar, Kevin-Prince Boateng - auch aufstrebende deutsche Nationalspieler wie zum Beispiel Sidney Sam. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga sind die Ansprüche gesunken - diesmal ist bereits die Verpflichtung von Marius Bülter (28) vom 1. FC Union Berlin ein kleiner Coup.

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Laut transfermarkt.de beträgt Bülters Marktwert aktuell 1,7 Millionen Euro, die Schalker bekamen ihn nach Informationen dieser Zeitung für 800.000 Euro - da bewies Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder viel Verhandlungsgeschick. Doch was ist Bülter für ein Typ? Und wie finanziert Schalke den Deal? Hier sind die wichtigsten Antworten zum achten Zugang der Königsblauen in dieser Transferperiode:

Wie finanziert Schalke den Deal?

Durch den Wechsel von Suat Serdar zu Hertha BSC und die damit verbundene Einnahme von 6,5 Millionen Euro Ablöse sowie die Vertragsauflösungen von Mark Uth und Sebastian Rudy, die nicht so kostspielig waren wie erwartet, war etwas Platz im Budget. Außerdem, so erfuhr diese Zeitung, bahnt sich ein weiterer Transfer an, der in der kommenden Woche eingetütet werden soll.

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Klar ist aber: Nach der Bülter-Verpflichtung kann Schalke finanziell keine großen Sprünge mehr machen. Bereits für Victor Palsson (Darmstadt 98) und Reinhold Ranftl (Linzer ASK) mussten die Königsblauen eine kleine Ablösesumme bezahlen.

Auf welcher Position hat er seine größten Stärken?

In der offiziellen Pressemitteilung vermieden die Schalker eine Präzisierung, sprachen stets von "Offensivmann" oder "Offensivspieler". Bülter spielte bei seinem Ex-Klub Union Berlin zwar in den beiden Jahren auch mal Mittelstürmer - aber egal in welchem Spielsystem: Für Trainer Urs Fischer war er meist Linksaußen. Fischer ließ meist mit einer Viererkette verteidigen, Bülter kennt Systeme wie ein flaches 4-4-2 oder ein 4-3-3 wie aus dem Effeff. Da muss er sich ein wenig umgewöhnen, Trainer Dimitrios Grammozis lässt in der Vorbereitung das 3-5-2-System einüben. Gut möglich, dass daraus ein 3-4-3 wird. Einen klassischen Spielmacher haben die Schalker noch nicht verpflichtet. Auch auf ein Taktik mit Viererkette ist Grammozis nun vorbereitet.

Von Bülter erwarten die Schalker "große Dynamik, starke Physis und gefährliche Abschlüsse", wie Sportdirektor Schröder sagte. Grammozis, das deutete er nach dem 8:0 im ersten Test gegen Landesligist Wesel-Lackhausen an, setzt zwar auf starke Flanken auf Torjäger Simon Terodde, ihm ist es aber auch wichtig, dass möglichst viele Spieler den Weg in den Strafraum suchen, damit sich der Gegner nicht allein auf Terodde stürzt.

Warum wechselt der umworbene Bülter in die 2. Bundesliga?

Die Antwort ist einfach. "Ich habe einfach Bock auf Schalke", sagte er. Zudem gab ihm Schalke einen langfristigen Vertrag - und er kann wieder in der Nähe seiner Heimat Tecklenburger Land Fußball spielen.

Was ist Bülter für ein Typ?

Auch er passt in die Einkaufsstrategie von Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel. Er ist schon 28 Jahre alt, hat in seinem Leben schon einiges erlebt. Seine Fußball-Karriere war keine gerade Linie. Er hat Deutsch als seine Muttersprache und gilt als guter Typ in der Kabine.

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Seine Karriere verlief über Umwege: Er stammt aus dem Tecklenburger Land, wuchs gar nicht so weit von den großen Klubs im Ruhrgebiet entfernt auf - zu einem Wechsel kam es aber nie. Er landete in der Regionalliga West beim SV Rödinghausen - führte fast ein Studentenleben. In einem Sportbuzzer-Interview verriet er, dass er mit zwei Freunden zu dieser Zeit eine WG in Osnabrück bildete - neben dem Viertliga-Fußball studierte er Maschinenbau. "Da war man öfter mal unterwegs. Und in unserer WG gab es schon mal einen Döner oder wir haben Pizza bestellt, weil wir zu faul waren zu kochen." Seine Einstellung sei nicht kompatibel für den Profifußball gewesen: "Bei mir war es so: Wenn das Training fertig war, war ich auch fertig. Was Zusatzschichten und die Nachbereitung angeht, habe ich das früher nicht so oft gemacht wie jetzt." Erst, als er in der Saison 2017/2018 20 Tore für Rödinghausen erzielt hatte und er Angebote aus dem Profibereich hatte, setzte er sich neue sportliche Ziele - da war er schon 25. "In meinem letzten Jahr beim SV Rödinghausen habe ich gesagt: Entweder ich packe es noch mal in der 3. Liga, was immer mein Ziel war, oder ich bleibe ewig bei Rödinghausen", sagte er.

Er wechselte zum Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg - und hatte fortan eine Menge Glück. Er erzielte in 32 Spielen vier Tore, überzeugte sportlich. Durch den direkten Abstieg der Magdeburger wurde er wieder frei und konnte günstig wechseln. Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Union Berlin zeigte Interesse und bekam im Sommer 2019 den Zuschlag - zunächst für 400.000 Euro Leihgebühr, ein Jahr später für 1,5 Millionen Euro Ablöse. Im ersten Jahr traf er sieben Mal in 32 Spielen, im zweiten kam er überwiegend als Joker. Ein Tor trug er in 26 Partien zum Einzug in die Europa League bei.

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Die Berliner finden nur lobende Worte für Bülter. „Marius abzugeben fällt uns schwer", sagte Sportchef Oliver Ruhnert. "Er ist menschlich und sportlich ein wirklich guter Junge. Angesichts seiner Leistungen für uns in den letzten beiden Jahren werden wir viele tolle Erinnerungen behalten."

Wann steigt er auf Schalke ein?

Sofort. Am Dienstag wird er mit seinen neuen Teamkollegen ins Trainingslager nach Mittersill reisen. „Ich freue mich sehr, dass ich diesen wichtigen Teil der Vorbereitung mit meinem neuen Team verbringen kann", sagt Bülter selbst.

Welche Rückennummer bekommt Bülter?

Eine, die auf Schalke mit großen Erinnerungen verbunden ist. Die "11" trugen einst Eurofighter Martin Max und Klub-Idol Ebbe Sand.