Gelsenkirchen. Transfermarkt-Experte Philipp Marquardt findet Schalkes Personal-Politik bei der Kader-Neuausrichtung bisher „gut und schnell“.

Über 15 Abgänge und bisher fast durchweg routinierte Zugänge: Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 ist beim Kader-Umkrempeln noch lange nicht am Ziel, hat aber schon große Schritte in die gewünschte Richtung unternommen. "Bei den Königsblauen fällt auf, dass sie eine schnelle und gute Kader-Planung machen. Da kann, was die ersten Tage nach dem Trainingsstart der Zweitligisten angeht, bisher kein anderer Verein mithalten", sagt Philipp Marquardt vom angesehenen Statistik-Portal transfermarkt.de.

Experte begrüßt Terrode-Transfer

Der Transfer-Experte hatte schon im Frühjahr dazu geraten, dass sich die Königsblauen im Falle eines Abstiegs mit Torjägern der Kategorie Simon Terodde oder Serdar Dursun (zuletzt Darmstadt, jetzt Fenerbahçe Istanbul) beschäftigen sollten. Schalke 04 machte kurz darauf Nägel mit Köpfen und nahm Terodde, der ablösefrei vom Hamburger SV ans Berger Feld wechselte, unter Vertrag.

"Für 15 bis 20 Tore ist Simon Terodde in der neuen Spielzeit auf alle Fälle gut. Bei seinem letzten Verein HSV hat er über 20 Treffer erzielt, allerdings in der Rückrunde nicht mehr so konstant getroffen. Trotzdem muss man unter dem Strich feststellen, dass Terodde der Neuzugang war, der noch am ehesten eingeschlagen hat", bilanziert Marquardt und stellt fest: "Für Schalke kann er ein guter Move sein. Terodde kann dort seine Erfahrung einbringen. Er weiß von seinen früheren Stationen, wie ein Bundesliga-Aufstieg funktioniert. Und aus Hamburg weiß er auch, wie er nicht funktioniert. Ein Simon Terodde alleine wird Schalke nicht hochschießen. Er muss entsprechend beliefert werden."

Schalke verpflichtet Spieler mit Leader-Qualitäten

Auch daran haben die Königsblauen gedacht und sich sowohl in der Zentrale als auch auf den Außenbahnen neu aufgestellt. Mit Danny Latza (FSV Mainz 05) kehrte ein Mann mit Leaderqualitäten zurück. Dazu wurde mit Victor Pálsson (Darmstadt 98) ein aggressiver Defensiv-Spezialist verpflichtet.

Reinhold Ranftl (Linz) soll über die rechte Seite Dampf machen und für Flanken sorgen. Links soll Thomas Ouwejan (Alkmaar) powern. "Ranftl bringt viel Schnelligkeit mit und kann dem Schalker Team eine eigene Note verleihen. Die Ablösesumme von 650.000 Euro kann durchaus eine sinnvolle Investition sein, aber unter dem Strich ist Ranftl auch ein bisschen eine Wundertüte", meint Philipp Marquardt. Nach seiner Einschätzung könnte das Duo Latza/Pálsson die wichtige Defensiv-Achse werden: "Schalke versucht, auf die Karte Erfahrung zu setzen. Das ist in der 2. Liga nicht verkehrt. Sie haben mit den genannten Spielern und Marcin Kaminski aus Stuttgart viele geholt, die um die 30 Jahre alt sind – oder etwas darüber."

Er fügt hinzu: "Dazu kommt der junge Ouwejan, der mit 24 Jahren noch Entwicklungspotenzial besitzt. Schalke soll künftig wieder dafür stehen, dass sich die Spieler voll reinhauen und alles geben. Das Potenzial, eine gute Rolle zu spielen, ist bei den Königsblauen auf jeden Fall vorhanden. Sie müssen einen guten Mix hinbekommen." Marquardt gibt zu bedenken, dass bei allen Aufstiegs-Ambitionen auch ein zweites Zweitliga-Jahr auf den Traditionsverein zukommen könnte: "Die 2. Liga wird in der kommenden Saison vermutlich noch mal zäher und schwieriger als sie es zuletzt war."

Dass die Schalker auch ihre eigenen Talente im Blick haben, findet Philipp Marquardt genau richtig. Sowohl Florian Flick aus auch Blendi Idrizi, die beide aus der U23 hochgezogen wurden, sind jetzt S04-Profis. "Die berühmte Knappenschmiede ist mehr denn je gefordert. Das klang bei den Verantwortlichen schon deutlich durch. Die Zeiten, in denen Schalke sehr teure Transfers stemmen konnte, sind vorbei. Die Jungen sollen und werden künftig wieder einen größeren Stellenwert einnehmen."