Dortmund. Die Hall of Fame im Fußballmuseum in Dortmund ist erweitert worden. Bei der Ehrung fehlten der pompöse Rahmen, aber die Fußball-Größen waren da.

Der kleine Button erregt kaum Aufmerksamkeit zwischen all den Größen. Oliver Kahn scheint ihn nicht zu bemerken. Rudi Völler ebenfalls nicht. Auch Berti Vogts erspäht das kleine Schalke-Logo nicht, das sich Klaus Fischer an seinen schwarzen Anzug geheftet hat, während er am Dienstag im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund in die Hall of Fame des deutschen Fußballs aufgenommen wird.

„Ich bin Schalker, dazu stehe ich. Ich lebe seit 50 Jahren in Gelsenkirchen“, sagt Fischer. Der Abstieg in die Zweite Liga deprimiere ihn, aber: „Das bleibt mein Verein.“

Klaus Fischer über die Hall of Fame: "Das ist eine große Ehre"

Klaus Fischer mit Reporter Marian Laske im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
Klaus Fischer mit Reporter Marian Laske im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.

Schließlich hat der 71-Jährige im königsblauen Trikot die meisten seiner 268 Bundesliga-Tore erzielt. Schließlich reifte er auf Schalke in den 70er-Jahren zu dem Stürmer, der eine ganzen Generation begeistert hat, weil er bei manchen seiner Tore die Schwerkraft aushebelte und die Bälle in der Luft schwebend per Fallrückzieher ins Netz zauberte. Durch die vielen, vielen Tore hat Klaus Fischer nun einen Platz in der Ruhmeshalle eingenommen. „Das ist eine große Ehre“, erklärt er.

Normalerweise wäre diese Aufnahme pompös mit vielen Menschen zelebriert worden, wenn die Corona-Pandemie nicht das Leben einschränken würde. Wie 2019, als die Gründungself in Dortmund über den roten Teppich stolzierte. Zur ihr zählen Franz Beckenbauer. Helmut Rahn. Oder Günter Netzer. Auch Matthias Sammer. Und Uwe Seeler.

Seitdem bastelt eine Jury aus Sportjournalisten und dem Museumsdirektor Manuel Neukirchner daran, die Liste in jedem Jahr zu erweitern. Am Dienstag haben sich deswegen die Nationalspieler der zweiten und dritten Generation in Dortmund versammelt, um die kleine Trophäe, die jedes neue Mitglied erhält, entgegenzunehmen. Zuschauer fehlen, dafür zeichnet der TV-Sender RTL die Verleihung auf.

Und so stehen im Museum berühmte ehemalige Fußballer mit schwarzen Jacketts und teilweise grauen Haaren, die viele Menschen geprägt haben, als sie noch im Trikot Erinnerungen erzeugen konnten. Erinnerungen, die nun wieder hochkommen.

Oliver Kahn (mittlerweile 51), wie er als Torhüter die Gegner verzweifeln lässt.

Rudi Völler (61), wie er den Zeigefinger nach seinen Toren nach oben reckt.

Michael Ballack (44), wie er seine Mitspieler anführt.

Berti Vogts (74), wie er Stürmern die Torgefahr nimmt.

Andreas Möller (53), wie er an den Verteidigern vorbeirauscht.

Wolfgang Overath (77), wie er das Spiel gestaltet.

Und eben Klaus Fischer, wie er kopfüber in der Luft liegt.

Jürgen Klinsmann (56) und Dixie Dörner (70) können an diesem Dienstag nicht anwesend sein. Helmut Schön, Trainer der Weltmeister von 1974, wird ebenfalls geehrt. Dafür erinnert eine seiner legendären Mützen an den 1996 verstorbenen Dresdener.

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Klaus Fischer vermisst einen Mittelstürmer in der Nationalmannschaft

Für Fischer haben alle die Aufnahme in die Ehrenhalle verdient. Er selbst sei stolz, sich aus einem kleinen Dorf am Bayerischen Wald nach oben gearbeitet zu haben. In seiner Jugend habe er nichts anderes gemacht, außer draußen mit den Freunden zu kicken. Von morgens bis abends. „Mein Traum war immer, es in die Bundesliga zu schaffen. Wie mein Idol Uwe Seeler“, sagt Fischer. „Aber ich konnte mir nie vorstellen, einmal so eine Ehrung wie heute zu erhalten.“

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In der aktuellen Nationalmannschaft vermisse er einen Mittelstürmer, wie er selbst einer war. Oder wie es der polnische Bayern-Star Robert Lewandowski derzeit ist, der Fischer in dieser Saison mit mittlerweile 277 Toren vom zweiten Platz der ewigen Torjägerliste der Bundesliga verdrängt und den 40-Tore-Rekord von Gerd Müller geknackt hat. „Ich bin deswegen nicht so optimistisch, was die Europameisterschaft in diesem Sommer angeht“, sagt Fischer.

Klaus Fischer schlägt Manuel Neuer als Hall-of-Fame-Mitglied vor

Dafür glaube er, dass sein Herzensverein den Weg zurück in Bundesliga schaffen wird. „Schalke wird nicht untergehen, ich weiß nur nicht, wie lange die Rückkehr dauern wird“, meint Klaus Fischer. Und einen Wunsch formuliert er noch, wer ebenfalls in Zukunft in die Liste der großen Fußballer aufgenommen werden solle. „Da fällt mir sofort Manuel Neuer ein, wenn er seine Karriere beendet hat.“

Dass auch der ehemalige S04-Torhüter einen Schalke-Button tragen würde, darf nach seinen vielen Jahren beim FC Bayern bezweifelt werden. Aber in die Hall of Fame des Deutschen Fußballmuseum hätte es dann ein gebürtiger Gelsenkirchener geschafft.