Gelsenkirchen. Peter Knäbel ist neuer Sportvorstand bei Schalke 04. Eines seiner Anliegen: Die Schalker Identität stärken. Wie dem Manager das gelingen will.

Fast wäre es eine Punktlandung gewesen, aber eben nur fast. Am 1. April hatte vor 28 Jahren Rudi Assauer seinen Dienst als Frontmann auf Schalke angetreten – Peter Knäbel war nun einen Tag eher dran. Am Mittwoch hatte Schalke die Beförderung des bisherigen Knappenschmiede-Chefs zum Sportvorstand bekanntgegeben, und der drückte gleich vehement aufs Tempo: „Wir haben keine Zeit, um zu üben für die nächste Saison“, sagte der 54-Jährige: „Bei der Herkulesaufgabe, die auf uns wartet.“

Mal wieder ein Neuanfang auf Schalke, mal wieder eine bedrohliche Lage. Wo Rudi Assauer einst dafür Sorge tragen musste, dass Schalke überhaupt eine Lizenz bekommt, geht es für Peter Knäbel jetzt darum, eine Mannschaft für die Zweite Liga zusammenzustellen: „Die Taskforce Kaderplanung tagt wöchentlich zweimal. Nach Ostern werden die Informationen über mögliche Transfers deutlich mehr werden und zunehmen.“ Mit Danny Latza (Mainz 05) hat Schalke bisher einen Spieler verpflichtet.

Schalke: Verbleib von Trainer Dimitrios Grammozis wird wahrscheinlicher

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Der Blick geht dabei in Richtung Zweiter Liga. „Wir brauchen sehr druckresistente Spieler“, erklärt Knäbel, der ein mögliches Interesse an Hamburgs Zweitliga-Torjäger Simon Terodde zumindest nicht zurückweist. Generell sagt Schalkes neuer Sportboss: „Wir studieren die Zweite Liga sehr, sehr intensiv.“ Die Kaderplanung kündigt er „in Absprache mit dem Trainerteam“ an, womit ein Hinweis auf Dimitrios Grammozis gegeben ist. Dass der Deutsch-Grieche auch nach einem Abstieg bleiben soll, gilt unter Knäbel als wahrscheinlich: Er hatte ihn schließlich Anfang März selbst ausgewählt. Hätte sich Schalke nun für einen anderen Sportvorstand entschieden, wäre die Trainerposition womöglich noch einmal hinterfragt worden.

Die Berufung von Knäbel bringt für Schalke den Vorteil mit sich, dass dieser schon eingearbeitet ist, seit er am 28. Februar interimsweise die Aufgaben des beurlaubten Jochen Schneider übernommen hatte. Und dennoch steht der gebürtige Wittener für umfangreiche Veränderungen im königsblauen Gebälk. „Insbesondere unsere Strukturen im sportlichen Bereich sieht er sehr kritisch“, sagt Jens Buchta, der Vorsitzende des Schalker Aufsichtsrates, dessen Gremium die Beförderung von Knäbel einstimmig beschloss. Die Vertragslaufzeit benannte Schalke nicht – nun, sie wird irgendwann durchsickern. Auch das ist auf Schalke üblich.

Schalke: Peter Knäbel wünscht sich mehr Talente aus der Knappenschmiede im Profikader

Knäbel, der einst für den VfL Bochum in der Bundesliga gespielt hat, gilt als kluger Kopf, der gerne neue Strukturen entwickelt – das hat er aus seiner Zeit als junger Manager in der Schweiz mitgenommen, als er sich nacheinander beim FC Winterthur (bis 2003), beim FC Basel (bis 2009) und beim Schweizer Fußball-Verband (bis 2014) einen Namen machte. „Ein Land wie die Schweiz lehrt dich, dass du aus weniger mehr machen musst“, sagte er einmal im Interview mit dieser Redaktion – heute klingt das wie eine Ankündigung von dem, was Schalke nun in Zeiten von großer Not und knappen Kassen bevorsteht.

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Ein ganz zentraler Punkt in Knäbels Plänen ist dabei die Stärkung der Schalker Identität – als Junge, der im Revier geboren ist, kennt er sich damit aus. Vordergründig wird das schon daran deutlich, dass er bereits in den vergangenen Wochen mit Co-Trainer Mike Büskens, Team-Koordinator Gerald Asamoah oder den Knappenschmiede-Urgesteinen Norbert Elgert und Mathias Schober (beide Taskforce Kaderplanung) Schalker Traditionalisten mit in den Profibereich geholt hat. „Wir wollen unsere Belegschaft mitnehmen“, sagt er nun – ein Satz, den man auf Schalke gerne hört. Auch von jungen Talenten aus der Knappenschmiede hätte er „gerne mehr“ im Profikader.

Schalke sucht weiterhin einen Sportdirektor

Gesucht wird nun noch eine Art Sportdirektor: Auch das passt zu den Strukturen, die er schaffen will. „Wir sind uns einig, dass ich es nicht alleine machen kann“, erklärt Knäbel, aber übers Knie gebrochen wird diese Auswahl nicht: „Ich habe ja jetzt erst das Mandat bekommen, langfristig zu planen.“

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Pikiert darüber, dass sich Schalke erst Körbe von Markus Krösche und Ralf Rangnick holte, ehe der Klub nun auf die interne Lösung zugriff, ist Knäbel nicht – das würde auch nicht zu ihm passen. Einen Hinweis gibt er nach seiner Interimstätigkeit aber doch: „Für mich wäre es immer schwerer geworden, wenn man immer nur bis auf Weiteres im Amt ist. Deswegen habe ich gebeten, dass bis Ostern Klarheit herrscht.“

Diesen Wunsch hat ihm Schalke erfüllt, wobei es für Vereinschef Buchta ohnehin immer die „Zielsetzung war, die Sache bis Ende März abzuschließen“. Hat geklappt. Der 1. April ist erst am Donnerstag.