Gelsenkirchen. Bei keinem Bundesligateam gab es zuletzt so viele Torwartwechsel wie bei Schalke 04. Aktuell hat Frederik Rönnow die Nase vorn. Das sagt er dazu.
Torhüter des FC Schalke 04 zu sein ist seit etwa anderthalb Jahren kein Spaß mehr. In dieser Saison gab es in elf von 24 Spielen mindestens drei Gegentore – die Königsblauen sind nicht nur das Schlusslicht, sondern auch die Schießbude der Bundesliga. Doch nicht nur das macht die Arbeit der Schalker Nummer eins so schwierig: Durch Leistungsschwankungen, Verletzungen und vor allem die Vorlieben der jeweiligen Trainer gab es zuletzt etliche Torwart-Wechsel. Und die T-Frage stellt sich nun unter Dimitrios Grammozis wieder. Aktuell liegt einer vorn, der schon längst abgeschrieben war: Frederik Rönnow, 28 Jahre alt, hielt beim 0:0 gegen Mainz 05 am Freitag gut.
Der Däne war vor dem dritten Spieltag auf Leihbasis von Eintracht Frankfurt gekommen. Schalkes Ersatzkeeper Markus Schubert war im Tausch zur Eintracht gegangen. Seitdem bestritt Rönnow acht Liga-Spiele für Schalke, seine Zeit hatte Höhen und Tiefen. Manuel Baum ernannte Rönnow im Oktober zum Stammkeeper – ein Höhepunkt. Als Ex-Trainer Christian Gross aber Anfang Januar Ralf Fährmann zu seinem Stammtorwart ernannt hatte, war Rönnow niedergeschlagen. „Natürlich war ich enttäuscht. Ich weiß, dass ich mit meiner Art die Mannschaft unterstützen kann – das hat es besonders frustrierend gemacht“, sagte er am Dienstag in einer Medienrunde. „Aber es kann eben immer nur ein Torhüter spielen – und der Ex-Trainer hat gegen mich entschieden.“
Schalke-Trainer Grammozis: "Er hat seine Sache super gemacht"
Rönnows Zeit auf Schalke schien sang- und klanglos zu enden. Im Training rutschte er Ende Januar aus, verletzte sich an den Adduktoren, fehlte im Training, saß nicht auf der Bank. Fährmann war die unangefochtene Nummer eins. Doch pünktlich zum Amtsantritt von Grammozis meldete sich Rönnow zurück – und Fährmann fehlt wegen einer Rippenverletzung. Rönnow ist von einem lautlosen Ende wieder weit entfernt. Er steht im Mittelpunkt.
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Für seine Leistung gegen Mainz gab es viel Lob. „Er hat seine Sache super gemacht, er hat zwei, drei ganz wichtige Bälle entschärft“, lobte Grammozis. Fährmann fällt vorerst aus, auch am Samstag, wenn Schalke beim VfL Wolfsburg antritt (15.30 Uhr/Sky), ist Rönnow erste Wahl. Er ist ein ganz anderer Typ als Fährmann, bezeichnet sich als „Sweeper Keeper“ – so werden Torhüter genannt, die sich auch gern in den Spielaufbau einschalten. Manuel Neuer ist das Vorbild dieser Torhüter-Generation.
Doch bleibt Rönnow die Nummer eins, wenn Fährmann zurückkehrt? Grammozis hat eine Entscheidung noch nicht verkündet, Rönnow äußert sich diplomatisch: „Das ist eine Was-wäre-wenn-Frage, ich bin da der falsche Ansprechpartner.“ Seine Einstellung gleicht der, die Grammozis im Teamkreis Tag für Tag predigt: „Die Vergangenheit ist die Vergangenheit, wir schauen noch vorwärts.“ Der neue Trainer würde seine Sache gut machen, sagt Rönnow, sehr leidenschaftlich.
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Doch wie geht es im Sommer weiter? Fährmanns Vertrag gilt noch bis 2023 – und der Torwart-Tausch wird wieder rückgängig gemacht. Schubert kehrt zu Schalke 04 zurück, Rönnow nach Frankfurt. Dort würde ihm erneut die Ersatzbank drohen, Kevin Trapp ist gesetzt.
Schalke-Torwart Rönnow will mit Dänemark zur EM
Konkret planen mag Rönnow nicht. Er hofft noch, als einer von drei Torhütern mit der dänischen Nationalmannschaft zur Europameisterschaft zu fahren – weitere Einsätze in der Bundesliga könnten helfen. Und danach? „Du weißt nie, was im Fußball passiert, das ist alles noch sehr hypothetisch. Allein in dieser Saison hat sich meine Situation dreimal geändert – im Herbst, im Januar, und jetzt wieder“, sagt er.
Wichtig sei ihm aber, auf seiner nächsten Station zu spielen – es müsse auch nicht eine erste Liga sein, sagte er. Schalke zum Beispiel sei für ihn kein Zweitliga-Verein. Konkret über den Abstieg reden wollte er aber nicht: „Dafür sind noch zu viele Spiele zu gehen.“
Und wenn er noch häufiger ohne Gegentor bleibt – wer weiß, vielleicht ist dann das Wunder Klassenerhalt noch möglich. Und es macht doch wieder Spaß, Torwart auf Schalke zu sein.