Gelsenkirchen. Schalke plant bereits für die 2. Bundesliga: Während Sportchef und Trainer noch fehlen, gibt es im Spielerkader schon Fakten. Eine Übersicht.

Abgestiegen ist der FC Schalke 04 noch nicht. Trainer Christian Gross spricht stets von der "rechnerischen Chance", die noch vorhanden sei. Doch vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) sind die Aussichten für das Schlusslicht gering. Schalke hat neun Punkte Rückstand zum Relegationsplatz, zudem die mit Abstand schlechteste Tordifferenz. Es sind aber nur noch 36 Zähler zu vergeben. Von den verbleibenden zwölf Spielen müsste Schalke wohl mindestens acht gewinnen. Zum Vergleich: Von den vergangenen 38 Partien entschieden die Königsblauen lediglich eins für sich.

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Selbst die Vereinsspitze ist da realistisch. In fast sämtlichen Planungen geht es um die 2. Bundesliga. Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers hat ein Konzept für die Finanzierung eines Jahres in Liga zwei vorgelegt. Marketingvorstand Alexander Jobst klappert die Sponsoren ab, wirbt um Vertrauen.

Doch sportlich? Wer plant nach dem angekündigten Rücktritt von Jochen Schneider verantwortlich die Saison? Wer bildet die Mannschaft, die in der Saison 2021/2022 den Wiederaufstieg schaffen soll? Ab 23. Juli rollt der Ball, rund um den 10. Juni dürfte die Vorbereitung beginnen. Doch vieles ist noch offen.

Wer auch in der 2. Bundesliga auf Schalke bleibt

Mehr Knappenschmiede, mehr Jugend - und weniger Routiniers: Das soll der Schalker Weg in der 2. Bundesliga sein. Deshalb sind es die Talente aus eigenen Reihen, auf die Schalke setzen wird, egal, wie Sportchef und Trainer heißen. Das gilt vor allem für Malick Thiaw (Abwehr, Vertrag bis 2024), Kerim Calhanoglu (Abwehr, Vertrag bis 2024), Nassim Boujellab (Mittelfeld, Vertrag bis 2022), Can Bozdogan (Mittelfeld, Vertrag bis 2024), Levent Mercan (Mittelfeld, Vertrag bis 2023) und Matthew Hoppe (Sturm, Vertrag bis 2023). Auch Torwart Ralf Fährmann (Vertrag bis 2023) kann sich vorstellen, mit in die 2. Bundesliga zu gehen.

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Von den Leih-Rückkehrern wollen und dürfen Torwart Markus Schubert (aktuell Eintracht Frankfurt, Vertrag bis 2023) und Stürmer Ahmed Kutucu (aktuell Heracles Almelo, Vertrag bis 2022) einen neuen Anlauf wagen.

Mit Timo Becker (Abwehr), dessen Vertrag am 30. Juni endet, laufen noch Verhandlungen. Der Rechtsverteidiger soll nach Auskunft von Sportvorstand Jochen Schneider langfristig verlängern, ihm liegen aber auch andere Angebote vor. Becker ist glühender Schalke-Fan, seine Unterschrift gilt bei einem vernünftigen Angebot als Formsache. Von Beckers sportlicher Entwicklung sind auf Schalke viele positiv überrascht.

Die Basis des Zukunftskaders umfasst weniger als vier Monate vor dem möglichen Vorbereitungsbeginn lediglich zehn Profis. Zu einem vernünftigen Aufgebot fehlen noch mindestens 14 Spieler.

Elf Spieler verlassen Schalke im Abstiegsfall definitiv

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Elf Spieler verlassen Schalke - darunter sind fünf aktuell ausgeliehene: Sead Kolasinac (FC Arsenal), William (VfL Wolfsburg), Frederik Rönnow, Goncalo Paciencia (beide Eintracht Frankfurt) und Kilian Ludewig (RB Salzburg) kehren zu ihren Heimatklubs zurück. Klaas-Jan Huntelaar beendet seine Karriere. Die Verträge von Shkodran Mustafi, Nabil Bentaleb, Alessandro Schöpf, Michael Langer und Steven Skrzybski enden. Sie können ablösefrei gehen.

Wen Schalke noch abgeben will

Es gibt viele Spieler, die noch unter Vertrag stehen, aber nicht unbedingt bleiben sollen. Sie belasten den Gehaltsetat und könnten Transfereinnahmen bringen. Doch Kenner der Branche vermuten, dass auch in der kommenden Transferperiode überwiegend Leihgeschäfte abgeschlossen werden. Für die Schalker ergeben sich deshalb Probleme, wenn sie Planungssicherheit haben wollen: Entweder sie geben einige Spieler frühzeitig zum Dumping-Preis ab, um hohe Gehälter zu sparen - oder sie warten bis zum Schluss auf gute Angebote. Dann läuft die 2. Bundesliga aber schon.

Verkaufskandidaten sind vor allem Suat Serdar (Vertrag bis 2022), Mark Uth (2022) und Amine Harit (2024). Dass dieses Trio bleibt, ist schwer vorstellbar.

Auch Matija Nastasic, Salif Sané, Omar Mascarell, Benjamin Stambouli, Hamza Mendyl, Bastian Oczipka und Benito Raman sind eigentlich zu teuer. Für ältere Spieler wie Stambouli dürfte es aber schwer sein, Abnehmer zu finden. Er wäre als erfahrene Stütze auch in einem Zweitliga-Aufgebot vorstellbar.

Das aktuelle Kaderplaner-Trio, bestehend aus Mike Büskens, Norbert Elgert und Peter Knäbel prüft gerade die Bereitschaft einiger Spieler, nach einem Abstieg zu bleiben - um dann mit einem neuen Sportchef und dem neuen Trainer schnell entscheiden zu können.

Offen ist zudem, was mit Sebastian Rudy (Hoffenheim), Ozan Kabak (Liverpool), Jonas Carls (Guimaraes) und Rabbi Matondo (Stoke City) ist, die nach Leihen zurückkehren.

Und mögliche Zugänge für Schalke?

Mit möglichen Neuen verhandeln kann Schalke erst, wenn der neue Sportchef begonnen hat. Die Zeit drängt. Einen Chefscout gibt es aktuell nicht, da mit Kaderplaner Michael Reschke auch Adrian Babic gehen musste. Die Abteilung wird aktuell von Interims-Chef Fabio Casalnuovo geleitet. Ihn hatte 2017 Ex-Sportchef Christian Heidel geholt.

Elgert, Büskens und Knäbel können aktuell nur die Vorarbeit leisten, Schalke benötigt für fast jede Position neue Spieler - Ausnahme sind womöglich die Torhüter. Ein konkretes Beispiel: Die meisten Zweitliga-Spitzenteams in den vergangenen Jahren hatten einen Torjäger, der etwa 20 Treffer garantiert. Der VfB Stuttgart (2016/17), der 1. FC Köln (2018/19) und aktuell der HSV (2020/21) setzten zum Beispiel auf Simon Terodde. Arminia Bielefeld (2019/20) hatte Fabian Klos, der SC Freiburg (2015/16) Nils Petersen. Egal, wer Sportchef wird: Dass ein Torjäger zusätzlich zu Hoppe und Kutucu benötigt wird, ist klar. Eine Vorauswahl ist jetzt schon möglich.

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Die Qualität der Zugänge hängt wesentlich von den Transfereinnahmen ab. Denn noch kann kein Profiklub sicher mit Zuschauereinnahmen kalkulieren. Fest einplanen kann Schalke bisher lediglich 18 Millionen Euro von Juventus Turin für Weston McKennie.

Die Suche nach einem Trainer und Sportchef

Ohne Sportchef gibt es keinen Trainer - deshalb sind sämtliche Gerüchte aktuell nur Blicke in die Glaskugel. Zur kommenden Saison frei wären, wie von dieser Zeitung berichtet, Domenico Tedesco (Spartak Moskau) und Steffen Baumgart (SC Paderborn). Zu beiden gab es bisher keinen Kontakt, weder direkt noch indirekt über Berater. Beide werden vereinsintern sehr geschätzt - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Denn die Meinung aktueller Aufsichtsräte ist nicht entscheidend, sondern die des neuen Sportchefs. Dass Christian Gross über den letzten Spieltag hinaus bleibt, gilt intern als ausgeschlossen.

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Und wer wird nun Sportchef? Immer noch gilt nach unseren Informationen, dass der Wunschkandidat im März, möglicherweise aber auch erst Anfang April beginnen wird, da er noch bei einem anderen Verein unter Vertrag steht. Erste Gerüchte, zu den Anwärtern würden Benjamin Schmedes (VfL Osnabrück) und Steffen Korell (Borussia Mönchengladbach) gehören, erhärteten sich bisher nicht. Rachid Azzouzi (Greuther Fürth) dementierte Kontakte zu Schalke, er habe lediglich in früheren Zeiten einmal ein Gespräch mit Jochen Schneider geführt. Schmedes ist ein Knäbel-Schützling, beide arbeiteten beim HSV zusammen. Azzouzi kennt Büskens aus gemeinsamen Zeiten in Fürth bestens. Und Korell ist als Assistent von Max Eberl auch verantwortlich für den Gladbacher Erfolg.

Rouven Schröder und Erik Stoffelshaus gehören nicht zur engsten Auswahl, auch wenn Stoffelshaus im Aufsichtsrat einige Fans hat. Er hat offenbar nur dann Chancen, wenn sich andere Möglichkeiten zerschlagen. Peter Knäbel hat, wie es heißt, bisher keine Ambitionen, selbst den Chef-Job zu übernehmen.

Aktuell ist der Startzeitpunkt kurz vor Saisonende in vielen Fällen ein Hindernis. Im Auf- oder Abstiegskampf lässt keiner seinen Verein gern hängen. Auch nicht für Schalke.