Berlin. . Nach dem 0:0 in Berlin bleibt die Zukunft von Jochen Schneider das Thema auf Schalke. Ein Fan-Protest lässt Diskussionen lauter werden.
Jochen Schneider wollte gar nichts sagen. Zwar verfolgte der Sportvorstand des Bundesliga-Schlusslichts FC Schalke 04 das magere 0:0 bei Union Berlin am Samstagabend im Stadion – aber er kommentierte im Anschluss weder das Spiel noch am Sonntag auf Anfrage die aktuell drängendste Frage in Gelsenkirchen: Ist er nur noch ein Sportchef auf Abruf? Dass er nicht spricht, ist ungewöhnlich für Schneider, dessen Motto in zwei Jahren Amtszeit immer war: „Ich laufe nicht davon.“
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Selten gab es zu Beginn einer Woche vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) bei keinem Schalker so etwas wie Derby-Fieber. Reden Schalkes Fans zu einem solchen Zeitpunkt sonst nur über Stärken und Schwächen des schwarz-gelben Gegners und zählen die Stunden bis zum Anpfiff, überwiegen nun die Sorgen. Die drehen sich vor allem um die Planung im wahrscheinlichen Fall des Abstiegs in die 2. Bundesliga.
Schalke-Trainer Gross verteidigt Jochen Schneider
Und die Diskussionen darum gewinnen an Schärfe, weil die Proteste gegen Schneider lauter werden. Am Freitagabend trafen sich Hunderte Fans vor der Geschäftsstelle, riefen „Schneider raus“. Der Sportvorstand stellte sich, diskutierte mit einigen Anhängern. Und doch brachte nicht nur ihn dieser geballte Protest zum Nachdenken.
„Wir Spieler stecken da genauso mit drin“, sagte Torwart Ralf Fährmann dazu. „Deswegen ist das für uns alle eine bittere und harte Situation.“ Und auch Trainer Christian Gross hatte Mitleid: „Ich finde das schade. Jochen Schneider hat sich in der Transferzeit im Januar unglaublich eingesetzt, er setzt sich Tag und Nacht ein für diesen Verein.“
Über die Zukunft entscheiden muss der Aufsichtsrat der Königsblauen. Der trifft sich zwar mit Kandidaten, doch eine Entscheidung ist noch nicht in Sicht. Dabei würde in weniger als vier Monaten die Vorbereitung auf die Zweitliga-Saison beginnen – einen neuen Trainer und neue Spieler könnte aber lediglich der neue Sportchef auswählen. Die Trainer, die zur kommenden Saison aktuell noch nirgendwo unter Vertrag stehen, wollen so schnell wie möglich Klarheit.
Schalke: Beförderung von Sascha Riether zum Sportvorstand kommt nicht infrage
Wer käme für den Job des Sportchefs infrage? Einer, der sich überzeugen ließe, wäre Erik Stoffelshaus (50). Der einstige Assistent von Schalkes Ex-Manager Andreas Müller, der zuletzt Sportdirektor von Lokomotive Moskau war, hat den Kontakt zu Schalke nie verloren. Einige Mitglieder des Aufsichtsrats haben Stoffelshaus kontaktiert – dem Vernehmen nach läuft die Suche aber in eine andere Richtung.
In eine interne? Auch das ist eher unwahrscheinlich. Peter Knäbel (54), der Chef der Schalker Nachwuchsabteilung „Knappenschmiede“, drängt es nicht zurück in die erste Reihe, nachdem er beim Hamburger SV in dieser Rolle nicht erfolgreich war. Zudem arbeitet Knäbel sehr eng mit Schneider zusammen. Eine Beförderung von Sascha Riether (37), aktuell Teammanager und ein Teil des Kaderplaner-Teams, kommt nicht infrage. Riether ist zu unerfahren und muss sich ein umfangreiches Netzwerk erst noch aufbauen.
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Es sieht so aus, als könnte nur ein Derby-Sieg die königsblauen Schmerzen wenigstens für ein paar Stunden betäuben. „Ein Punkt ist ein Punkt – aber wir brauchen das gesamte Paket“, sagte Trainer Gross nach dem 0:0 in Berlin. Zum ersten Mal in dieser Saison blieb Schalke in einem Auswärtsspiel ohne Gegentor, Nabil Bentalebs Leistung bei seinem überraschenden Comeback war okay. Die Leistungskurve der Mannschaft zeigt leicht nach oben – doch das genügt im Abstiegskampf nicht, um den beträchtlichen Rückstand aufzuholen.