Gelsenkirchen. Timo Becker hat sich auf der rechten Abwehrseite in Schalkes Abwehr einen Stammplatz erkämpft. Das hat er Trainer Christian Gross zu verdanken.
Es gibt Fußballspieler, die bei jedem Trainer gesetzt sind - und es gibt Profis, die Trainer höchst unterschiedlich bewerten. Profis wie Timo Becker vom FC Schalke 04 zum Beispiel. Unter Manuel Baum schaffte es der 23-Jährige nur einmal ins 20-Mann-Aufgebot, spielte sonst meist für die Regionalliga-Mannschaft. Seit Christian Gross übernommen hat, startet Becker als Rechtsverteidiger durch. "Er ist ein hoffnungsvoller, optimistisch eingestimmter Zeitgenosse, der sehr gern für Schalke spielt", sagt Gross.
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Becker ist ein Bundesliga-Spätstarter. Seine ersten Stationen hatte er in Gelsenkirchen, er spielte für den Erler SV 08 und die SSV Buer 07/28, bevor er in die Knappenschmiede von Schalke 04 wechselte. Zur B-Jugend aber zog er zu Rot-Weiss Essen weiter, blieb aber glühender Anhänger der Königsblauen. Nach seiner Zeit im Nachwuchs spielte er für RWE in der Regionalliga meist von Anfang an als Innenverteidiger - ab und an wurde er aber auch auf die Bank verbannt.
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Für viele Fans und Verantwortliche von RWE kam die Nachricht überraschend, dass Becker kurz nach seinem Wechsel zur U23 von Schalke 04 zum Profitraining eingeladen wurde. Am 29. November 2019 feierte Becker sogar sein Bundesliga-Debüt, spielte in der Rückrunde ab und zu von Beginn an - mal im Abwehrzentrum, mal auf der Außenposition. Im Sommer 2020 unterschrieb er einen Profivertrag über ein Jahr - plus Option für ein weiteres. Noch hat niemand diese Option gezogen. "Heute ist einer der schönsten Tage in meinem Leben", sagte Becker am Tag der Unterschrift. "Diesen Traum hatte ich schon immer. Ich bin sehr stolz, dass das nun geklappt hat." Sportvorstand Jochen Schneider bezeichnete Becker als einen "Schalker Jungen" und sagte: "Er hat gezeigt, dass er das Rüstzeug für die Bundesliga besitzt."
Schalke-Verteidiger Becker: Erst unter Stevens wieder im Einsatz
Schalkes Ex-Trainer David Wagner, der Becker zum Profi gemacht hatte, wechselte ihn beim 0:8 beim FC Bayern München zum Liga-Start elf Minuten vor Schluss ein - doch danach begann eine lange Durststrecke. Erst Baum-Nachfolger Huub Stevens gab Becker wieder Spielpraxis bei den Profis. Im DFB-Pokalspiel gegen den SSV Ulm 1846 (3:1) durfte er als Innenverteidiger durchspielen. Und dann kam Gross.
Der 66 Jahre alte Schweizer signalisierte Becker seit dem ersten Training, dass er auf ihn setzen würde - und das als rechter Verteidiger. Inzwischen wird Gross sogar überschwänglich: "Timo hat internationales Potenzial." Und das begründet der Trainer auch: "Timo hört sehr gern zu, er hat ein unglaubliches physisches Potenzial. Er ist ein absolut belebendes Element." Sein bestes Spiel zeigte im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg am Mittwoch (0:1). "Timo muss vermehrt in die Angriffsaktionen eingebunden werden", sagt Gross. "Ich habe immer betont, dass wir vermehrt druckvoll über die Seiten angreifen müssen." Lediglich in der Verteidigung müsse Becker noch "etwas sauberer" werden.
Schalke trifft auf RB Leipzig
Auf den Seiten, so scheint es, hat Gross seine Stammformationen gefunden. Über links kommen der neue Kapitän Sead Kolasinac und Amine Harit, über rechts Becker und Neuzugang William, der eigentlich für die Verteidigung geholt worden war - aber nun nicht an Becker vorbeikommt. "In Abstimmung mit William könnte das in Zukunft eine gute Waffe werden", erklärt Gross.
Auch Becker wird immer selbstbewusster. "Wenn man eingespielt ist, wird man auf dieser Position auch offensiver. Durch die vergangenen Spiele habe ich noch mehr Selbstvertrauen bekommen. Mit diesem Zug nach vorn will ich weitermachen", sagt er. Doch auch er weiß, dass die nächste Aufgabe zu den schwierigsten im deutschen Fußball gehört: Am Samstag kommt RB Leipzig (15.30 Uhr/Sky) in die Arena.