Gelsenkirchen. Schießbude gegen Torfabrik. Oder: Schalke gegen Bayern. Größer könnte der Unterschied vor dem ersten Rückrundenspiel am Sonntag nicht sein.

Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, da trennten Schalke 04 und Bayern München nach dem 18. Spieltag der Saison 2019/2020 drei Punkte. Beide Teams trafen sich zum Bundesliga-Topspiel in München, Schalkes damaliger Trainer David Wagner wurde – wirklich – zu einer Kampfansage befragt. Nein, antwortete Wagner, die käme von ihm nicht. Aber er ergänzte: „Ich kann mir vorstellen, dass es ein gutes Spiel wird und wir etwas dazu beitragen.“ Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) treffen Schalke und der FC Bayern wieder aufeinander, diesmal am 19. Spieltag. Größer könnten die Unterschiede kaum sein – nur zwölf Monate später.

Nach der 5:0-Gala des FC Bayern am 25. Januar 2020 wurden 32 Liga-Spiele ausgetragen – seitdem liegen Welten zwischen den Klubs. Von 96 möglichen Punkten holten die Bayern 80, die Schalker lediglich 13. Das Torverhältnis der Bayern in diesem Zeitraum: 94:35. Das der Schalker: 21:76. Bayern-Torjäger Robert Lewandowski erzielte 37 Tore – 16 mehr als alle Königsblauen zusammen. München holte das Triple und ist nun wieder Herbstmeister. Schalke war zunächst die zweitschlechteste Rückrunden-Mannschaft und ist nun aussichtslos Letzter und in höchster Abstiegsnot.

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Inzwischen ist nicht mehr Wagner Trainer, sondern Christian Gross. Und der wurde gestern in einer Pressekonferenz nicht nach einer Kampfansage befragt, sondern ob er sogar eine zweistellige Niederlage befürchten würde. „Was wollen Sie, das ich antworte auf diese Frage?“, sagte Gross etwas ungehalten. Seine Einstellung sei das nicht: „Es ist ein neues Spiel, eine neue Dramaturgie, mit einem neuen Regieplan. Es ist wichtig, dass wir keine Fehler machen. Und ich hoffe, dass sich die Spieler noch nicht aufgegeben haben. Ich tue mich enorm schwer mit Pessimisten.“

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Gross will die Mannschaft trotz der aussichtslosen Ausgangslage etwas offensiver aufstellen: „Aufgrund der Punktesituation müssen wir nach vorn mehr tun.“ Zum ersten Mal dabei helfen kann Sturm-Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar, der nach auskurierter Wadenverletzung zumindest auf der Bank Platz nehmen wird. Gesetzt ist aktuell Matthew Hoppe nach fünf Toren in den letzten drei Spielen. Hoppes Vertrag endet am 30. Juni, im Abstiegsfall wäre der 19-Jährige ein Hoffnungsträger. „Die Vereinsführung setzt alles daran, dass er auch künftig für Schalke spielen wird“, sagte Gross.

Die größten Sorgen haben die Bayern aber nicht wegen Hoppe. Sie fürchten sich vor dem Rasen in der Arena, der aktuell einer Kuhweide nach Dauerregen gleicht. „Der Platz ist nicht unbedingt das, was man in der Bundesliga sehen möchte. Da können Dinge passieren, die so nicht geplant sind – zum Beispiel mal ein ungenauer Pass, weil der Ball nicht richtig rollt. Wir dürfen uns dann nicht beschweren oder abschalten“, sagte Trainer Hansi Flick.

Ausgetauscht wird der Rasen erst nach dem Bayern-Spiel. Ist das Absicht, um das Spiel des Rekordmeisters zu lähmen? Trainer Gross verneint das: „Darüber denke ich nicht nach. Der Rasen stört auch mich, der ist im Moment nicht optimal. Aber das ist in jedem Jahr zu diesem Zeitpunkt ein Thema.“ Die offizielle Begründung der Schalker liegt im engen Terminplan in diesem Jahr – mit einer Englischen Woche zuletzt. Doch kann diese Maßnahme im Abstiegskampf helfen? Gross: „Die Mannschaft glaubt an das Ziel. Wir wissen alle, wie schwierig das ist.“

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Schalke an Wolfsburgs William interessiert

Unterdessen gehen Schalkes Personalplanungen weiter. Sportvorstand Jochen Schneider hat deshalb bei Jörg Schmadtke vom VfL Wolfsburg wegen Rechtsverteidiger William angefragt. Vor dem Bayern-Spiel kommt der 25 Jahre alte Brasilianer aber nicht als Unterstützung infrage. Flick will aber auch nicht die Qualität der aktuellen Schalker unterschätzen: „Sie spiegelt nicht das Tabellenbild wider.“ Das Hinspiel hatten die Bayern mit 8:0 gewonnen. „Das ist nullkommanull in unseren Gedanken“, sagt Flick.

So sehr sich die Teams im Jahresvergleich unterscheiden – Schalkes Motto ist geblieben.. „Ein Punkt wäre super, gewinnen der Wahnsinn“, hatte Wagner 2020 gesagt. Gross würde das unterstreichen.