Gelsenkirchen. Zuschauer dürfen beim Revierderby am Samstag kaum ins Stadion. Mitfiebern werden die Fans von Schalke 04 dennoch. Wir haben uns umgehört.

20 Spiele ohne Sieg und jetzt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) das Derby bei Titel-Mitfavorit Borussia Dortmund – es gab schon günstigere Ausgangslagen für den FC Schalke 04. „Ich habe die Befürchtung, dass es für unsere Mannschaft was auf die Hose gibt“, sagt Hansi Bäumer, Vorsitzender des Fan-Clubs „Königsblaue Clubberer Kirchhellen“. Der Fan-Club vereint die Liebe für zwei Vereine in sich: Schalke und Nürnberg.

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„Ich bin Mitglied beim S04 und beim FCN. Das Schlimmste wäre für mich, wenn sich Schalke und Nürnberg am Ende der Saison in der Relegation gegenüberstehen würden. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt“, sagt Bäumer. Er blickt dem Revier-Klassiker mit erheblicher Skepsis entgegen. „Bei uns hat keiner große Erwartungen. Ich bin mal gespannt, ob sich die Situation unter Neu-Trainer Manuel Baum positiv für Schalke entwickelt. Früher waren solche Spiele in oder gegen Dortmund immer ein Hammer. Jetzt ist man aufgrund der sportlichen Lage natürlich weitaus zurückhaltender.“

Schalke-Fan Salzmann: "Ich sehe das Derby noch nicht unbedingt als verloren an.

Bäumer wird sich den Pott-Klassiker nicht live im TV ansehen. „Ich habe kein Sky und auch keinen Computer. Ich werde mich in eine stille Ecke verkrümeln und mir die Einblendungen des Spiels auf Radio Emscher Lippe anhören. Vielleicht gibt es da ja ja gute Nachrichten für uns.“ Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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Frank Salzmann, für zwei weitere Jahre bestätigter Vorsitzender des Fan-Clubs „Schalker Freudentaumel Wanne-Eickel“, lässt sich trotz des bitteren Saisonstarts nicht aus der Bahn werfen. „Ich werde am Samstag mein Schalke-Trikot anziehen und das Spiel im Fernsehen schauen. Natürlich geht das wegen Corona nicht in einer großen Gruppe, sondern nur im kleinen Rahmen. Ich sehe das Derby noch nicht unbedingt als verloren an.“

Woraus schöpft Frank Salzmann Hoffnung? „Aus dem 1:1 gegen Union Berlin. Ich hätte nicht gedacht, dass Nabil Bentaleb nach verlorenen Bällen Zweikämpfe im eigenen Strafraum gewinnt. Zudem gefällt mir Leihspieler Kilian Ludewig mit seiner Dynamik. Der Junge läuft rauf und runter.“ Wäre mit einem Derby-Erfolg vieles Negative, das sich in den vergangenen Monaten angesammelt hat, vergessen? Salzmann: „Nein! Für uns Fans wäre das natürlich schön, ein positives Resultat gegen den BVB zu erzielen, aber ein Spiel reicht nicht als Reaktion. Bei Schalke 04 muss Konstanz rein.“

Schalke-Fan: "Mit dem Abstiegskampf werden wir bis zum Ende nichts zu tun haben"

Salzmann war durchaus euphorisch in die neue Saison gestartet und hatte sich bereits Karten für das erste Heimspiel gegen den SV Werder Bremen bestellt. „Die habe ich nach dem 0:8 beim FC Bayern aber wieder storniert, weil ich mir das dann doch einfach nicht antun wollte. Und das war, bevor die Mitteilung kam, dass wegen der gestiegenen Corona-Infektionszahlen nur ganz wenige Zuschauer ins Stadion durften“, sagt der Fan-Club-Vorsitzende im Gespräch mit dieser Zeitung.

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Aktuell sieht er die Königsblauen zwar in einer schwierigen sportlichen Lage, aber den Teufel will er trotzdem nicht in dicken Lettern an die blau-weiße Wand malen. „Ich glaube, dass es für uns Richtung Tabellen-Mittelfeld gehen wird, was an sich schon traurig genug ist. Mit dem Abstiegskampf werden wir bis zum Ende nichts zu tun haben, aber mit den vorderen Rängen eben auch nicht.“ Frank Salzmann behält trotz der langen Serie ohne Dreier seine Zuversicht. „Ich werde bei einem Wettanbieter einen Betrag auf Schalke setzen. Wir gewinnen das Derby, fertig.“ Dann wäre der Fan-Club-Name „Schalker Freudentaumel“ wohl Programm. Von den 85 Mitgliedern ist während der sportlichen Dürre-Periode übrigens niemand ausgestiegen. Salzmann: „Einmal Schalke, immer Schalke. Das gilt auch für die schlechten Zeiten.“