Gelsenkirchen. Griechische Tragödien sind gar nix dagegen, was man als Königsblauer so erlebt. Hier sind ganz und gar subjektive Fun-Facts von einem Schalker.

Mein genialstes Schalke-Erlebnis

Unterdrücktes Schluchzen. „Ist das echt wahr?“ stammelt Kumpel Heiner. – „Glaub schon“, stottere ich unter Tränen. – „Na dann prost.“ – „Jau.“

So klingt das, wenn zwei leidgeprüfte Schalker den größten Triumph der Nachkriegsgeschichte feiern – ungläubig und überglücklich. Es ist der 21. Mai 1997, kurz vor Mitternacht. Marc Wilmots hat soeben in Mailand den entscheidenden Elfmeter zum Uefa-Cup-Triumph versenkt. Der Pott ist im Pott (hicks).

Mein schlimmstes Schalke-Desaster

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Schweigen und Entsetzen, während die Böller des zu früh gezündeten Freuden-Feuerwerks über dem Berger Feld verhallen. Und wieder Tränen ohne Ende: nicht aus Freude, sondern Fassungslosigkeit.

Patrik Andersson hat am 19. Mai 2001 in der vierten Minute der Nachspielzeit beim HSV das Tor erzielt, das Bayern zum Meister macht. Exakt vier Minuten und 36 Sekunden fühlte sich Schalke als Champion. Und wartet bis heute auf den achten Titel, seit nunmehr 62 Jahren.

Schalke 04: Das beste Derbyerlebnis

25.11.2017, 90 + 4: Naldo per Kopf zum 4:4 (Halbzeit 0:4). Noch Fragen?

Schalke 04: Das schönste Tor in blau-weiß

Raúl (l.) überlupft Kölns Torwart Timo Horn. Der Treffer wurde 2011 zum Tor des Jahres gewählt.
Raúl (l.) überlupft Kölns Torwart Timo Horn. Der Treffer wurde 2011 zum Tor des Jahres gewählt. © getty Images

Pardon, lieber Klaus Fischer. Natürlich war Ihr Fallrückzieher gegen den KSC am 24. September 1975 nach Ecke von Hannes Bongartz ein fantastischer Treffer.

Schweren Herzens muss ich nach Stichwahl mit mir selbst dann aber doch einem anderen Tor knapp den Vorrang gewähren. Señor Raúl Gonzales Blanco hat es erzielt, am 13. August 2011 zum zwischenzeitlichen 4:1 gegen den 1. FC Köln. Was bei Fischer Akrobatik und Dynamik waren, sind bei Raúl schiere Eleganz und Leichtigkeit: Ballannahme, Drehung und Lupfer über den verdutzten Keeper Michael Rensing sind eins – ein Treffer wie ein Gemälde von Vincent van Gogh oder eine Arie von Giacomo Puccini.

Schalke 04: Kultspieler Nr. 1

Es gab viele Schalker, bei denen Genie und Wahnsinn präzise Doppelpässe spielten: Günter „Schlipinho“ Schlipper, Wolfram Wuttke, Jörg Böhme, Jens Lehmann ...

Einer aber ist in der Kategorie „Kultspieler“ unschlagbar: Reinhard Libuda, genannt: Stan. „Keiner kommt an Gott vorbei“ soll einst am Schalker Markt auf einem Plakat des Predigers Billy Graham gestanden haben – bis einer „außer Stan Libuda“ drüber kritzelte. Egal ob schön oder nur schön erfunden, die Legende beschreibt trefflich den Dribbelkünstler, der in den 1960er- und 1970er-Jahren wechselweise die Zuschauer von den Sitzen riss („Lii – Buu – Daa!“) oder an schlechten Tagen zur Verzweiflung brachte. Spielerisch leicht umkurvte der Fummelkönig aus dem Gelsenkirchener Haverkamp seine Gegenspieler, kaum schwieriger war es, den sensiblen Rechtsaußen mit Sticheleien aus der Fassung zu bringen („Stan, deine Olle geht fremd!“).

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Am Ende kam er dann doch nicht vorbei: Am 25. August 1996 holte ihn der Fußballgott viel zu früh in sein Reich. Da war die Schalker Legende (mit kurzzeitigem BVB-Intermezzo) noch keine 53 Jahre alt.

Schalke 04: Unser schönster Skandal

Allein der Singular ist eine derbe Untertreibung. 2005 erschien im Klartextverlag (Herausgeber: Schalker Faninitiative) das Grundsatzwerk „Die Spitze des Eichbergs“, das auf 240 Seiten Schalker Schand- und Freveltaten aus vielen Jahrzehnten versammelt (und wohl längst nicht alle erfasst hat).

Natürlich spielte Schalke auch beim Bundesligaskandal 1970/71, der Mutter alle Fußball-Missetaten, eine wichtige Rolle: Für 2300 Mark pro Nase wurde das Spiel gegen Bielefeld verschoben (0:1). Fast wäre es in die Hose gegangen: Der Sage nach hatten die Schalker Ersatztorwart Dieter Burdenski (später Zeuge der Anklage) nicht eingeweiht – der hielt wie ein Weltmeister und hätte die geplante Niederlage um ein Haar verhindert. Die Sache flog auf, elf Schalker wurden gesperrt; acht Spieler und Funktionäre wegen Meineides verurteilt.

Fazit: Wir Schalker sollten uns den Skandal beim Patentamt in München als Wortmarke schützen lassen (falls wir nicht eh schon ein Gewohnheitsrecht erworben haben).

Der gemeinste Schalke-Spruch

„Schalke 04 führt Gehaltsobergrenze ein. Leistungsbezogene Gehälter aber weiterhin nicht möglich – wegen Mindestlohn.“