Gelsenkirchen. Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst sieht schwierige Zeiten und wünscht sich „einzigartige Strukturen, die perfekt zu Schalke passt.“
Marketing-Vorstand Alexander Jobst arbeitet seit 2011 bei Schalke 04, steigerte den Markenwert des Klub erheblich und führte die Königsblauen in der Tabelle der wertvollsten Fußball-Marken unter die Top-15 in Europa. Doch jetzt in der Corona-Krise ist die Goldgräber-Stimmung vorbei. „Kein Fußballverein ist vor einer Krise im aktuellen Ausmaß wirtschaftlich gefeit, genauso wie viele andere Branchen. Der Profi-Fußball in Deutschland beansprucht keine gesellschaftliche und politische Sonderstellung“, schreibt Alexander Jobst in seinem heute veröffentlichten Gastkommentar für das Handelsblatt.
Jobst: Der Fußball ist nicht krisenresistent
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Jobst bezeichnet das Geschäftsprinzip im Fußball als „schlichtweg nicht krisenresistent.“ Der ehemalige FIFA-Mitarbeiter analysiert: „Im Spezialfall von Schalke kommen dann noch einige, zum Teil chronische Vorerkrankungen hinzu. Der Verlust im Geschäftsjahr 2019, der geringe sportliche Erfolg der letzten Jahre, die Restriktionen der Vereinsstruktur und damit verbunden vergleichsweise beschränkte Finanzierungsmöglichkeiten. All das führt dazu, dass wir schneller in eine auch existenziell bedrohliche Schieflage geraten können als andere Klubs.“
Angst bei Schalke vor der Negativ-Spirale
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Zum aktuellen Sparkurs bei den Königsblauen führt Jobst aus: „Es gibt nun intern eine Richtlinie für ein maximales Gehaltsgefüge, wenn wir Spieler neu verpflichten.“ Zudem müssten die Verbindlichkeiten von knapp 200 Millionen Euro im Auge behalten werden. In den vergangenen Jahren sei bei Schalke immer so investiert worden, um auf einem gewissen sportlichen Niveau sportlich erfolgreich zu sein. Diese Kalkulation sei aber nicht aufgegangen. Deswegen stellt Alexander Jobst fest: „Den Berg an Verbindlichkeiten, den wir vor uns herschieben, müssen wir daher jetzt noch einmal vergrößern. Bleibt der sportliche Erfolg aus, sinken zwangsläufig irgendwann auch die Vermarktungsumsätze und die medialen Erlöse. Das ist eine relativ einfach zu erkennende Negativspirale.“
Mit neuen Fremdfinanzierungen kann sich Schalke laut Jobst „nicht von dem Schuldenberg befreien.“ Der gesamte Geschäftsbetrieb des Traditionsklubs ist auf die Teilnahme am internationalen Wettbewerb ausgelegt. Wenn allerdings, wie auch in dieser Saison, kein Geld aus internationalen Töpfen fließt, „müssen wir das wirtschaftliche Niveau spürbar herunter skalieren“, so Jobst. In diesem Fall sei kein realistischer Anspruch mehr möglich, auch künftig zu den Top-15-Klubs in Europa oder zum besten Drittel der Bundesliga zu gehören. Jobst: „Das gilt im Übrigen auch, falls wir weiter an den traditionellen Vereinsstrukturen festhalten.“
Jobst wirbt für konservative Planungen auf Schalke
Jobst führt mit seinem Ausblick Richtung Zukunft weiter aus: „Als Schalke 04 müssen wir uns nun noch solider und zukunftsgerichteter aufstellen.“ Dazu müsse konservativer geplant und dann hoch skaliert werden, sobald der Klub den internationalen Wettbewerb erreicht. Das Hoffen auf Fremdfinanzierungen wie in der Vergangenheit ist für Jobst kein Thema: „Es funktioniert nicht mehr, weil wir uns damit mehr und mehr strangulieren.“ Der Jobst-Ansatz: „Ich sehe für Schalke 04 nun die Aufgabe, an einer einzigartigen, zukunftsfähigen Struktur zu arbeiten, die perfekt zu Schalke passt und alle Mitglieder überzeugt.“