Essen. Er berichtete beruflich über den großen Sport, privat aber hat er alles verzockt: Kommentator Werner Hansch erzählt von seiner Spielsucht.
Es war 1973, als Werner Hansch erstmals ans Mikrofon trat, um die Spieler des FC Schalke 04 anzukündigen. Der eigentliche Stadionsprecher war verhindert, Hansch hatte bis dahin kein einziges Fußballspiel gesehen, leistete sich gleich einen groben Versprecher und kündigte den Torhüter wie folgt an: „Mit der Startnummer eins: Norbert Nigbur“. Hansch war schon immer dem Pferdesport zugetan, jenen Sport mit Start- statt Triktotnummern…
Der Rest ist Geschichte, der Fehler hatte der Karriere des heute 81-Jährigen nicht geschadet. Werner Hansch wurde zur Bekanntheit, er kommentierte für WDR, ARD und später Sat1 unzählige Bundesliga-, Europapokal-, EM- und WM-Spiele sowie über die Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Und doch leistete er sich in den vergangenen Jahren einige Fehler, nach denen es nicht bergauf, sondern steil bergab ging. Deshalb ist er nun im Promi-Big-Brother-Haus.
Erst 20 Euro bei Wetten gesetzt dann 25.000
Es begann im Jahr 2006, der gebürtige Recklinghäuser Hansch arbeitete für den TV-Sender Arena TV, aber nach nur einem Jahr war der Bezahlsender bereits wieder Geschichte. „Das Gefühl „nicht mehr gebraucht zu werden“ erfasste Hansch. Eher zufällig betrat er kurz darauf ein Wettbüro und platzierte die erste Wette. Hansch setzte 20 Euro, gewann – und spielte weiter. Er setzte bis zu 2000 Euro auf einzelne Pferde, manchmal brachte er Umschläge mit mehr als 25.000 Euro zu den Buchmachern. Er gewann längst nicht mehr – bald war das gesamte Vermögen weg. Selbst sein Haus im Dortmunder Stadtteil Lücklemberg musste er verkaufen. Hansch war längst ein Süchtiger, nicht mehr Herr seiner Sinne, lieh sich immer häufiger Geld im Bekanntenkreis. „Die Sucht war so groß, dass ich mir regelmäßig Märchen ausdenken musste, welche ich den Menschen, welche mir vertraut haben und mir wohlgesonnen waren, erzählt habe, um an Geld für meine Spielsucht zu kommen. Der Druck war so groß, ich hätte selbst den Papst angepumpt, wenn ich ihn getroffen hätte.“
Einer, der ihm 2018 ebenfalls Geld lieh, war CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Hansch konnte die geliehenen 5000 Euro nicht rechtzeitig komplett zurückzahlen, Bosbach erstattete im Dezember 2019 Anzeige wegen Betrugs. Hansch: „Dies war der Moment, in dem es in meinem Kopf klick gemacht hat. Ich realisierte, dass ich spielsüchtig war und es so nicht weitergehen konnte. Daher muss ich Herrn Bosbach vielleicht sogar in gewisser Weise dankbar sein, denn ohne seine Strafanzeige, hätte ich wahrscheinlich meine eigene tragische Situation nie realisiert.“
„Lebe von dem, was nach der Pfändung bleibt“
Nach weiteren persönlichen Rückschlägen begab sich Werner Hansch schließlich in eine Therapie gegen Spielsucht und schloss sich einer Selbsthilfegruppe anonymer Spielsüchtiger an. „Ich fühle mich in der Therapie gut aufgehoben und befinde mich auf einem guten aber langen Weg, der alte Werner Hansch zu werden, der ich 70 Jahre lang war. Ein Wettbüro habe ich seit inzwischen mehr als acht Monaten nicht mehr betreten und verspüre auch null Verlangen.“
Nun also Promi Big Brother auf SAT.1. „Ich habe bereits Schulden im mittleren fünfstelligen Bereich getilgt und sehe es als meine Lebensendaufgabe an, den Menschen, welche mir jahrelang ihr Vertrauen geschenkt haben und die ich belogen habe, Ihr Geld zurückzuzahlen. Ich lebe aktuell von dem, was mir nach der Pfändung von meiner Rente noch bleibt. Das wird sicherlich ein langer, steiniger Weg und viel Zeit habe ich sicherlich auch nicht mehr, aber das möchte ich in jedem Fall durchziehen.“ (Gold)