Gelsenkirchen. Nach der Absage von Alexander Schwolow bemüht sich Schalke nicht intensiv um einen neuen Torwart. Es schlägt die Stunde von Ralf Fährmann.
Die Mitspieler hatten Benjamin Stambouli (29) sehr vermisst. Schon in den sozialen Netzwerken gab es kaum einen, der den Verteidiger nach dessen Vertragsverlängerung an diesem Dienstag nicht mit einem königsblauen Herzen begrüßt hätte. Am Mittwoch kehrte der Franzose nun ins Mannschaftstraining des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zurück - die positivste Nachricht des Tages. Doch die großen Diskussionen drehen sich weiter um die Torwart-Frage. Am Dienstag wurde bekannt, dass Schalke Wunschkandidat Alexander Schwolow nicht verpflichten kann - der 28-Jährige wechselt vom SC Freiburg zu Hertha BSC. Nun stehen drei Torhüter unter Vertrag, die wissen, dass ihnen der Stammplatz ursprünglich nicht unbedingt zugetraut wurde. Wie passt das zusammen?
Schalke-Vorstand Schneider lobt Fährmann und Schubert
Sportvorstand Jochen Schneider bestätigte nicht direkt, dass es Verhandlungen mit Schwolow gab. Aber er sagt: "Wir haben immer betont, dass wir zu diesem Zeitpunkt der Transferperiode auf allen Positionen die Augen offenhalten." Nach Schwolows Absage planen die Schalker erst einmal keine Verpflichtung für die Torhüter-Position. Ralf Fährmann (31) und Markus Schubert (22) konkurrieren nun nicht mehr um die Nummer zwei, sondern um die Nummer eins. Was auch Schneider bestätigt: "Wir haben mit Fährmann und Schubert zwei Torhüter unter Vertrag, die den Anspruch haben, die Nummer eins zu werden. Wir unterliegen hier also keinerlei Handlungszwängen." Trainer David Wagner hat nach unseren Informationen ein langes Gespräch mit Fährmann geführt und ihm versichert, er würde eine faire Chance bekommen. Wagner hatte Schwolow noch zugesagt, er käme nur als Stammtorwart. Der dritte Torwart, Michael Langer, steht für den Notfall bereit und soll der gute Geist der Kabine bleiben.
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In den Gremien der Königsblauen sind nicht alle über den geplatzten Schwolow-Transfer verärgert. Wie unsere Redaktion erfuhr, hat der langjährige Stammtorwart Fährmann gerade im Aufsichtsrat sehr viele Fans. Die Mitglieder des Gremiums wollten genau wissen, warum Schalke das spärlich vorhandene Geld ausgerechnet in einen Torhüter investieren möchte, obwohl es in der Mannschaft auch andere große Baustellen gibt. Auch die sportliche Leitung soll in dieser Frage nicht komplett einer Meinung gewesen sein.
Für Fährmann ist nach der Rückkehr von Brann Bergen alles perfekt gelaufen. Sein sehr gut dotierter Vertrag gilt noch bis Juni 2023, er hat wirtschaftlich keinen Druck, noch einmal einen neuen Klub zu suchen. Er hat ein Haus in Recklinghausen gebaut, ist Schalker durch und durch. Fährmann hat nun acht Testspiele Zeit, Trainer Wagner davon zu überzeugen, dass er wieder ganz der Alte ist. Dass er sich im Spiel mit dem Ball verbessert hat und auch im Spielaufbau ein passender Anspielpartner sein kann.
Dass noch ein neuer Konkurrent kommt, ist vorerst auszuschließen - auch wenn der Kicker berichtet, Schalke hätte Interesse an Yvon Mvogo (26) von RB Leipzig bekundet. Mvogo war zuletzt drei Jahre Ersatzkeeper hinter Petar Gulacsi. Er bestritt in dieser Zeit lediglich fünf Bundesligaspiele. Vorteil: Mvogo wäre möglicherweise auf Leihbasis zu haben. Sven Ulreich (Bayern München) wurde den Schalkern mehrfach angeboten, aber die Königsblauen haben stets abgelehnt. Sie halten den gerade 32 Jahre alt gewordenen Ulreich nicht für stärker als Fährmann.
Ablösefrei könne Weltmeister Ron-Robert Zieler (Hannover 96) kommen, der beim Zweitligisten gerade weggemobbt wird. Doch auch Zieler (31), der zuletzt in der 2. Bundesliga nicht überzeugte, wäre aktuell wohl kaum besser als Fährmann.
Schalkes Teammanager Riether ist ein Fährmann-Fan
Ein großer Fan von Fährmann ist Teammanager Sascha Riether. Beide spielten auf Schalke noch zusammen. "Er hat jetzt anderthalb Jahre nicht so viel gespielt. Aber ich weiß, was er zu leisten imstande ist. Als ich noch gespielt habe, hieß es: Warum spielt Fährmann nicht in der Nationalmannschaft? Im Fußball kann es ganz, ganz schnell gehen", sagt Riether. Der Kampf zwischen Fährmann und Schubert sei aber offen. Da Schubert aber in der verkorksten Rückrunde der vergangenen Saison viele Fehler unterliefen - heißt es nun: Vorteil Fährmann. Und die "1" auf dem Trikot wurde ihm bereits zugesichert.