Gelsenkirchen. Schalkes Trainer gesteht Fehler ein, reklamiert aber auch seinen Anteil an der Hinrunde. Konsequenzen bei der Fitness, nicht bei den Spielern.
David Wagner wirkte nicht kleinlaut, als er am Mittwoch seine Analyse vom beispiellosen Schalker Absturz in der vergangenen Saison präsentierte. Zwar gestand Schalkes Trainer auch Fehler ein, aber er reklamierte zugleich auch die gute Hinrunde für sich: „Ich bin der Verantwortliche – für beide Phasen.“
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Wagner zieht einen klaren Strich zwischen dem guten und dem schlechten Teil der Saison: „Der große Bruch“ sei nach den beiden Spielen gegen Hertha BSC Berlin entstanden: Am 31. Januar gab’s in der Bundesliga auswärts ein 0:0, vier Tage später im DFB-Pokal einen 3:2-Sieg nach Verlängerung. Bis dahin war Schalke in der Bundesliga auf Kurs („Wir hatten vier Niederlagen, darunter zwei gegen Bayern München“). Rund um die Hertha-Spiele verletzten sich in kurzer Zeit nacheinander Suat Serdar, Jonjoe Kenny und Daniel Caligiuri und es folgte die erste große Enttäuschung mit dem 1:1 zu Hause gegen Paderborn. Danach kam Schalke aus dem Tritt: „Wir haben in dieser Saison mit zwei verschiedenen Mannschaften gespielt“, sagt Wagner: Nach den Hertha-Spielen sei seine Mannschaft „eine andere“ gewesen. Dafür präsentierte er bei seiner Analyse fünf Gründe:
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Erstens: Die Zuspitzung der Verletztenmisere mit den Ausfällen von Serdar, Kenny und Caligiuri zusätzlich zu den Langzeitverletzten.
Zweitens: Die Schwierigkeiten bei der Reha von Benjamin Stambouli und Salif Sané nach ihren Verletzungen Ende Oktober/ Anfang November. Stambouli habe sechs Monate länger gebraucht als prognostiziert, Sané zwei Monate mehr.
Drittens: Das Torwart-Problem ab Mitte Februar: Ab da wackelten die zuvor stabilen Alexander Nübel und Markus Schubert.
Viertens: Die Transferpolitik in der Winterpause, in der man die Sturmproblematik nicht habe lösen können. Wagner: „Das Transferfenster im Januar war kein gutes für uns – da bin ich mit drin.“ Mit anderen Worten: Die Ausleihe von Michael Gregoritsch war eine Fehlentscheidung.
Fünftens: In der Corona-Pause ist einiges schiefgelaufen – auch da schließt sich Wagner mit ein. Man habe die länger verletzten Spieler nicht so hinbekommen und es sei ein Fehler gewesen, beim ersten Spiel danach in Dortmund (0:4) mit Sané, Caligiuri und Serdar gleich drei Rückkehrer von Anfang an aufzustellen: „Das hat nicht funktioniert, das muss ich annehmen. Das haben wir nicht richtig eingeschätzt.“
Deswegen darf Wagner weitermachen
Verletzungen und fehlende Fitness ziehen sich wie ein roter Faden durch die Analyse. Deswegen hat Schalke die erwartete Konsequenz gezogen und tauscht nahezu die komplette Abteilung Athletik im Trainer-Team aus: Ab sofort führt Werner Leuthard wieder das Kommando, der die Spieler schon in der Zeit unter Felix Magath ans Laufen gebracht hat. „Er wird uns mit seiner Expertise und als Persönlichkeit guttun“, glaubt Sportvorstand Jochen Schneider, der die Analyse seines Trainers teilt – auch darin, dass die Verletzungen der Grund für den Absturz waren: „Solange David Wagner das Gros des Kaders zur Verfügung hatte, haben wir tollen Fußball gespielt.“
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Wagner darf also in der neuen Saison weitermachen und kündigt für sein zweites Jahr auf Schalke an: „Wir wollen wieder den Fußball spielen, den wir bis Februar gezeigt haben. Da wollen wir wieder hinkommen.“ Das erste Training soll am 31. Juli stattfinden.
Die Spieler übrigens wurden von Schalke nicht als Grund für den Absturz ausgemacht – sie wurden jetzt nicht besonders in die Pflicht genommen. Schneider: „Ich möchte nicht in den Chor einstimmen, dass es eine Frage von Mentalität und Einstellung war.“ In der Hinrunde sei Schalke bei allen läuferischen Daten in der Bundesliga vorne mit dabei gewesen – „das machst du nicht, wenn du einen faulen Haufen beisammen hast“, erklärt Schneider: „Wir haben eine gute Truppe und gute Jungs – die kriegen das wieder hin.“