Freiburg. Schalke 04 erntet aktuell sogar Mitleid vom Gegner. Die Profis absolvieren noch Fitnesstests, Jochen Schneider und David Wagner stellen sich.

Auf dem Rasen des Schwarzwald-Stadions standen drei Kisten Bier. Die Spieler des SC Freiburg hatten pünktlich zum Saisonende eine kleine Party veranstaltet. Achter in der Fußball-Bundesliga sind sie geworden, beachtlich für so einen kleinen Verein. Eine Feier gab es beim FC Schalke 04 nicht. Der so stolze, große Verein ging im letzten Saisonspiel im Breisgau mit 0:4 (0:2) unter und stürzte noch auf Platz zwölf ab. Die nächste Blamage.

16 Spiele in Serie hat Schalke nicht gewonnen - bei einem Torverhältnis von 7:37. Nur das erste Rückrundenspiel entschieden die Königsblauen für sich, mit 2:0 gegen Champions-League-Teilnahmer Borussia Mönchengladbach. Am 17. Januar war das, mitten im Winter. Trainer David Wagner war da noch ein gefeierter Mann. Fünf Monate später ist er umstritten. Einen Rücktritt, das bekräftigte er in Freiburg, werde es nicht geben. „Schalker wissen, dass es harte Zeiten gibt. Und Schalker kämpfen. Ein Rücktritt ist außerhalb jeglicher Vorstellungskraft für mich“, sagte er.

David Wagner übernimmt Verantwortung

Die Position des Trainers ist nicht Schalkes einziges Problem. Der Mannschaft fehlen Führungsspieler, sie ist in der Breite nicht erstligatauglich besetzt. Der Verein hat 197 Millionen Euro Schulden, die Fans protestieren, wenden sich teilweise sogar ab. „Dass wir sehr viele Schwierigkeiten in unserem Verein haben, ist hinlänglich bekannt“, sagte Wagner in Freiburg. „Ich bin für die sportlichen Schwierigkeiten zuständig.“

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Welche es in der desaströsen Rückrunde gab, zeigte das Spiel in Freiburg beispielhaft. Die eine Mannschaft, Freiburg, trat fast in Bestbesetzung an. Schalke musste auf acht Spieler verzichten. Gute Phasen hatte Schalke in jeder Partie - aber meist dauerten diese nicht länger als 20 Minuten. So auch in Freiburg: In der Anfangsphase vergaben Rabbi Matondo (11.) und Weston McKennie (13.) erstklassige Möglichkeiten. „Wir müssen führen“, seufzte Wagner. Die Chancenverwertung aber? Eine große Schwäche.

Waldschmidt und Schmid nutzen Schwächen aus

Die Freiburger hingegen nutzten gleich ihre ersten beiden Chancen aus. Luca Waldschmidt (20.) und Jonathan Schmid (38.) nutzten Schnitzer in der Schalker Deckung zur sicheren 2:0-Führung. Auch das passierte oft: Mannschaften, die sonst viele Chancen brauchen, um zu treffen, sind gegen Schalke besonders effizient.

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Doch was auch für die Rückrunde steht: Ist der Rückstand zu deutlich, gibt sich Schalke auf. „Das“, sagte Kapitän Daniel Caligiuri nach seinem letzten Spiel in Königsblau, „ist für mich unverständlich.“ Lucas Höler (47.) und Luca Waldschmidt (57.) erhöhten auf 4:0, und die spielfreudigen Freiburger ließen weitere Chancen ungenutzt. „In der zweiten Halbzeit waren wir nicht konkurrenzfähig“, erklärte Wagner.

Jochen Schneider erklärt sich am Montag

Doch wie geht es nun weiter? Die Mannschaft flog direkt nach dem Spiel noch zurück ins Ruhrgebiet. Die Profis, die Schalke nicht verlassen, müssen bis Dienstag bleiben, um Fitnesstests zu absolvieren und ihre Trainingspläne für die Sommerpause abzuholen. Wagner und Sportvorstand Jochen Schneider wollen am Montag mitteilen, was ihre Analysen ergeben haben und was sie ändern wollen.

Bastian Oczipka (l.) bekommt einen Klaps von Christian Streich.
Bastian Oczipka (l.) bekommt einen Klaps von Christian Streich. © dpa

Ändern wird sich das Trainerteam. Die Athletiktrainer Bob Schoos und Klaus Luisser werden von Werner Leuthard abgelöst - als Reaktion auf die vielen Verletzungen im Team. Leuthard war schon einmal auf Schalke, als „Schleifer“ von Felix Magath. Neue Spieler kommen, nach Bild-Informationen soll Freiburgs Torwart Alexander Schwolow ein Kandidat sein. „Das“, sagte Wagner, „kann ich nicht bestätigen.“

Christian Streich drückt Mitleid aus

Seine erste Saison als Bundesliga-Trainer endete bitter. Mitleid bekam er immerhin von einem Kollegen. Freiburgs Trainer Christian Streich hatte auf dem Rasen mit seinen Spielern angestoßen. In der Pressekonferenz blickte er zu Wagner und sagte: „Auf Schalke passieren Dinge - die kannst du doch gar nicht wegdrücken.“

Und er verabschiedete sich „bis zum nächsten Jahr“. Denn auch wenn sich die Rückrunde nach Abstieg anfühlte - Schalke bleibt erstklassig. Das war am Samstagabend aber aus königsblauer Sicht die einzige gute Nachricht.