Gelsenkirchen. Einige Schalke-Fans protestieren weiter gegen Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies. Nun äußerte sich die Ex-Ehrenrätin Kornelia Toporzysek.
Plakate hingen auch an diesem Freitag im Umfeld des Trainingsgeländes des FC Schalke 04. An einem Parkhaus vor der Arena hatten die Ultras Gelsenkirchen (UGE) zwei Transparente aufgehängt. „Wenn das Budget schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt...“ und„Warum wollt ihr immer erst reden, wenn es brennt? Das Feuer habt ihr doch selbst gelegt!“ stand darauf. Die Proteste einiger Fans gegen die ihrer Meinung nach verfehlte Vereinspolitik und gegen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies setzen sich fort.
Schalke: Moderate Strafe für Tönnies
Eine dieser Gruppierungen hat sich unter dem Oberbegriff "Schalke - nur als e. V." zusammengeschlossen und ihr Ziel bereits im Namen formuliert: die Ausgliederung der Profiabteilung verhindern. In einem Twitter-Video präsentierte die Gruppe nun ein Interview mit einer ehemaligen Ehrenrätin. Kornelia Toporzysek, Richterin am Oberlandesgericht Düsseldorf, gehörte dem Gremium an, als die rassistische Äußerung von Clemens Tönnies im Winter 2019 verhandelt wurde.
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Tönnies ließ sein Amt daraufhin für drei Monate ruhen, Toporzysek trat kurze Zeit später zurück. In dem im Internet verbreiteten Talk schilderte sie nun ihre Sicht und erhebt schwere Vorwürfe. Sie bezeichnet die Verhandlung gegen Tönnies als "Inszenierung" und "total bizarr". Ein Mitglied des obersten Vereinsgerichts hätte die Verteidigung von Tönnies übernommen. Damit meint sie Dr. Klaus Bernsmann, der Tönnies auch außerhalb von Schalke schon juristisch vertreten hatte. Sie sei von Bernsmann hart angegangen worden, erzählt Toporzysek. Sie vermutet: "Der dachte, dass von mir die größte Gefahr ausgeht. Dabei bin ich mit einer moderaten Position in die Verhandlung gegangen." Auch mit dem Urteil ,Ausschluss auf Zeit' hätte sie bei angemessenen Umständen leben können, wenngleich der Zeitraum drei Monate der unterste Rand "dessen, was vertretbar ist" gewesen sei.
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Schalke: Toporzysek greift Jobst und Buchta an
Ganz konkret griff Toporzysek Marketingvorstand Alexander Jobst und den stellvertretenden Aufsichtsrats-Vorsitzenden Jens Buchta an. Nach ihrem Rücktritt hätte sie dem Aufsichtsrat und dem Vorstand angeboten, über die Gründe für ihren Schritt zu reden. "Das hatte massive Gründe. Ich hätte mit meinem Verbleib im Gremium nichts mehr bewirken können", sagte sie. Aufsichtsrat und Vorstand hätten aber kein Interesse daran gezeigt. Jobst habe ihr das "empathielos" mitgeteilt. Buchta wiederum habe das Problem gar nicht gesehen: "Der sagt mir ins Gesicht, was ich eigentlich wollte, das Ansehen des Vereins hätte keinen Schaden genommen." Sie kommt zum Schluss: "Was ich am meisten anprangere, ist der Umgang des Vereins mit der Äußerung. Das hat dem Verein viel mehr geschadet als die Äußerung selbst."
Die Gremien des FC Schalke 04 seien "in ihrer Blase gefangen". Die entscheidende Frage für sie: "Diese Leute müssen sich entscheiden, wem gegenüber sie loyal sind: Ob sie Herrn Tönnies die Loyalität schulden wollen oder ob sie das nicht lieber dem Verein, den Mitarbeitern, den Mitgliedern, den Fans schulden."