Gelsenkirchen. Benito Raman läuft seit Wochen auf Schalke unter dem Radar, er passt sich den Mitspielern an. Lässt Schalke die Saison jetzt nur noch austrudeln?
In einem normalen Spiel ist Benito Raman manchmal ganz schwer zu bremsen: An die 50 Sprints zieht der belgische Stürmer an einem guten Tag an und hält damit die gegnerische Verteidigung ordentlich auf Trab – mit diesem enormen Pensum führte er in dieser Saison lange Zeit die Sprintwertung aller Spieler der Bundesliga an. Am Samstag beim Schalker Heimspiel gegen Wolfsburg (1:4) kam Raman gerade mal auf für ihn bescheidene 17 Spurts, und das lag nicht nur daran, dass er erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Der Raketen-Mann passte sich einfach dem Niveau seiner Mitspieler an.
Wo in der Hinrunde auf dem Platz noch malocht wurde, kann man jetzt nicht einmal mehr erkennen, dass sich Schalke wenigstens noch gegen die Niederlagen wehrt. Nicht bei allen Spielern, aber bei einigen kommt der Eindruck auf: Sie lassen diese Saison einfach nur noch austrudeln. Das 1:4 gegen Wolfsburg war das 15. Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg. Und von den acht Spielen nach der Corona-Pause hat Schalke sechs verloren: Seit dem Re-Start wurden nur zwei von 24 möglichen Punkten geholt.
Keiner macht mal deutlich: Bis hierhin, und nicht weiter!
Konnte man der Mannschaft vor einer Woche beim Heimspiel gegen Leverkusen (1:1) wenigstens noch attestieren, in ihrer derzeitigen schwer angeschlagenen Situation alles versucht zu haben, so war Schalke gegen Wolfsburg einfach nur chancenlos. Das Tor durch Rabbi Matondo fiel in der 70. Minute zu einem Zeitpunkt, als die Gäste schon mit 4:0 vorne lagen; bei den VfL-Treffern von Wout Weghorst (16., 56.), Kevin Mbabu (59.) und Joao Victor (69.) gab’s von Schalker Seite keine nennenswerte Gegenwehr. Es gab keinen, der mal mit Erfolg deutlich machte: Bis hierhin, und nicht weiter!
Wagner sieht keine Nachlässigkeiten bei der Einstellung
Für Trainer David Wagner war die hohe Niederlage ein Ausdruck der derzeitigen „Kräfteverhältnisse“ im Vergleich zum VfL Wolfsburg und der größeren „Qualität“ im Kader des Tabellensechsten: Der übliche Hinweis darauf, dass Schalke seit Wochen auf viele wichtige Spieler verzichten muss. Das trifft zweifelsohne zu, und trotzdem drängt sich die Frage auf, ob nicht auch mit den noch vorhandenen Spielern weitaus bessere Leistungen zu verlangen sind. Immerhin standen erfahrene Profis wie Daniel Caligiuri oder Bastian Oczipka auf dem Platz oder einige andere, die Nationalspieler sind. Einer von ihnen, Alessandro Schöpf, sagte im ZDF-Interview, die Wolfsburger seien „entschlossener“ gewesen und hätten „vielleicht auch mehr investiert als wir“. Wagner wollte indes zumindest öffentlich keine Nachlässigkeiten in Sachen Einstellung thematisieren: „Ich bin nicht der Meinung, dass die Jungs es ausklingen lassen“, entgegnete Schalkes Trainer.
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Die hängenden Köpfe und den bei vielen Spielern kaum zu erkennenenden Behauptungswillen führte er eher auf die schier unendliche Serie von Negativ-Erlebnissen zurück: „Es gibt sicher einige, die mit der Situation mental nicht so gut zurechtkommen wie andere.”
Raman schoss sein letztes Bundesliga-Tor im Dezember
Angesprochen war da auch Benito Raman, bei dem man sich schon fragt, was seit Wochen mit ihm los ist. Die eingangs erwähnte Sprint-Statistik ist nur ein Indiz für den Formabfall des belgischen Stürmers, der sein bislang letztes Bundesliga-Tor im Dezember geschossen hat; in der Rückrunde traf er nur einmal im DFB-Pokal gegen Hertha BSC. Seit der Corona-Pause läuft Raman völlig unter dem Radar: Er machte nur zwei Spiele von Anfang an, stand zweimal wegen Verletzungen gar nicht im Aufgebot und wurde viermal nur eingewechselt.
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Wenn Wolfsburg mehr „Qualität“ auf dem Platz hatte, dann liegt das auch daran, dass Schalke seine Qualität nicht zum Tragen bringt. Immerhin war Raman den Schalkern, die schon im vergangenen Sommer klamm waren, damals noch einen zweistelligen Millionenbetrag an Ablöse wert. Nun muss man feststellen, dass der Stürmer zumindest in dieser aktuellen Situation auch nur ein Mitläufer ist und die gegnerische Verteidigung bei Weitem nicht mehr so auf Trab hält, wie er das an guten Tagen tut.
Unfreiwillig lieferte der instabile Belgier dazu sogar noch ein passendes Bild: Als er gegen Wolfsburg zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, mussten die anderen 21 Spieler auf dem Platz noch auf den Schalker warten, bis dieser am Spielfeldrand sein Trikot übergezogen hatte. Raman war sogar bei seiner Einwechslung zu spät dran.