Gelsenkirchen. Am Sonntag muss Schalke bei Aufsteiger Union Berlin die Talfahrt stoppen – sonst wird’s noch ungemütlicher. Wagner lässt die Taktik offen.

Was für Schalke 04 am Sonntag im Auswärtsspiel bei Union Berlin die pure Pflicht ist, steht für Trainer David Wagner außer Frage: „Wir müssen punkten in diesem Spiel.“ Dafür hat der mit seiner Mannschaft arge in Bedrängnis geratene Coach am Freitag in einem Mediengespräch Worte voller Empathie gefunden: „Wir werden am Sonntag da sein. Wir werden uns stellen und wir wollen zeigen, dass wir es besser können. Sonntag, 15.30 Uhr ist unser Date.“

Mauern oder Fußball spielen?

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Über das „Wie“ hingegen verlor Wagner nicht so viele Worte. Ob Schalke am Sonntag wieder mauern wird oder zu dem Spielstil zurückkehrt, der die Mannschaft in guten Zeiten stark gemacht hatte, ließen sich bestenfalls Andeutungen heraushören. Man werde sicher „an einigen Stellschrauben drehen“ müssen, sagte Wagner und nannte als Beispiel „insbesondere unseren Mut, wieder Räume zu bespielen“. Auf die Nachfrage der WAZ nach der konkreten Schalker Ausrichtung im Spiel beim Aufsteiger, der ebenfalls im Formtief steckt, antwortete der Trainer aber eher ausweichend: „Was ich angesprochen habe, ist total unabhängig von Formation oder System.“

Man wird also bis zum Sonntag warten müssen um zu sehen, wie Schalke den Fight annimmt, um nach elf sieglosen Bundesligaspielen in Folge den Absturz zu stoppen. Neben mehr Mut verlangt Wagner von seinen Spielern vor allem die totale Konzentration über 90 Minuten, um individuelle Fehler wie in den vergangenen Spielen zu vermeiden: „Das sind die ersten kleineren Schritte. Der große Schritt, und das ist das, was wir brauchen, ist das Resultat am Sonntag.“

Für Schalke tickt die Uhr: Daran besteht nach dieser Woche kein Zweifel mehr. Noch so ein Auftritt wie in den vergangenen vier Spielen seit dem Re-Start der Bundesliga (0:4 in Dortmund, 0:3 gegen Augsburg, 1:2 in Düsseldorf und 0:1 gegen Bremen) – dann wird es wirklich ungemütlich. Zuletzt wurde schon kontrovers diskutiert, ob Wagner mit seiner Idee der defensiven Fünferkette gut beraten war: Das Fachmagazin Kicker will erfahren haben, dass diese Taktik beim 0:1 gegen Bremen „auch innerhalb des Teams kritisch betrachtet“ worden sei. Sportvorstand Jochen Schneider sagte der WAZ hingegen, diese Marschroute sei angesichts der drei Gegentore gegen Augsburg „ein legitimer Ansatz“ gewesen.

„Andere Geschütze auffahren“

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Das Spiel bei Union Berlin ist jetzt noch einmal die Chance, mit Appellen und guten Worten wieder auf Kurs zu kommen – sonst, so hat Wagner intern bereits angekündigt, wird er „andere Geschütze auffahren“ (Team-Koordinator Sascha Riether). Einen Vorgeschmack haben die Spieler bereits bekommen. Wagner will das aber nicht zu hoch hängen: „Dass die Ansprache, der Umgang und das tägliche Miteinander einen Tick anders sind in solchen Phasen, ist vollkommen normal“, sagt er: „Das machen wir aber auch nicht erst seit dem Bremen-Spiel, sondern schon seit mindestens drei Wochen.“ Geholfen hat’s offensichtlich bisher noch nicht.

Was jetzt nur noch zählt sind Taten und Fakten: Seit elf Spielen ist Schalke in der Bundesliga ohne Sieg (vier Unentschieden, sieben Niederlagen) – wenn’s in Berlin auch nicht klappt, würde die aktuelle Mannschaft auf traurige Art in die Geschichte eingehen. Denn sie würde dann mit der Mannschaft aus der Saison 1993/94 gleichziehen, die unter den Trainern Helmut Schulte und Jörg Berger in der Bundesliga sogar in zwölf Spiele in Folge ohne Sieg blieb – das hat noch kein anderes S04-Team geschafft.

Die Einstellung des Negativ-Rekords oder die Wende von Berlin: Noch hat es Schalke selbst in der Hand. Das Wort der Woche kommt von Jochen Schneider, der der WAZ bereits zwei Tage nach dem Bremen-Spiel gesagt hatte: „Wir können uns nicht weiter so in der Opferrolle präsentieren.“