Gelsenkirchen. 10.000 Mitglieder in der Arena – das geht nicht. Deswegen gibt’s einen irren Plan: S04 denkt an eine Online-Versammlung. 125.000 Stimmberechtigte.
Dass Schalke 04 lange Zeit gehofft hatte, am Samstag in einer Woche (9. Mai) ein Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg austragen zu können, zeigt auch diese Geschichte: Die Königsblauen haben in den vergangenen Wochen eine Mitglieder-Ausgabe des Vereinsmagazins „Schalker Kreisel“ produziert – erscheinen sollte sie pünktlich zu einem möglichen Spiel gegen Wolfsburg. Dass diese Partie aufgrund der Corona-Pandemie selbstverständlich ohne Zuschauer in der Arena geplant war, tat der Produktion keinen Abbruch: Der Kreisel wird ohnehin an die Mitglieder auf dem Postweg verschickt. Auch die März-Ausgabe des Vereinsmagazins war ohne das dazugehörige Heimspiel erschienen: Damals war die für den 21. März angesetzte Begegnung gegen den FC Augsburg abgesagt worden.
Nun wird auch am 9. Mai gegen Wolfsburg noch nicht gespielt werden können, weil die Politik erst drei Tage zuvor am 6. Mai endgültig über die Zulassung von Geisterspielen in der Bundesliga entscheiden wird. Wann der Ball dann wieder rollen kann, ist noch nicht genau abzusehen: „Wir gehen derzeit vom 16. Mai aus“, sagte Schalke-Vorstand Alexander Jobst am Freitag dazu im Gespräch mit der WAZ. Der für den 9. Mai geplante Kreisel ist aber dennoch nicht für den Papierkorb produziert: Denn Schalke informiert darin, wie es mit der Mitgliederversammlung in diesem Jahr weitergehen wird.
Mitglieder sollen sich von zu Hause einwählen können
Klar ist, dass das zunächst für den 7. Juni in der Arena anberaumte Jahrestreffen aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann – der Einladung aus dem März-Kreisel folgt nun die „Abladung“. Das ist aus formellen Gründen nötig. Und weil noch nicht abzusehen ist, wann Großveranstaltungen mit so vielen Teilnehmern überhaupt wieder möglich sind, prüft Schalke derzeit eine irre Idee: Nach WAZ-Informationen könnte die Mitgliederversammlung in diesem Jahr sogar virtuell stattfinden. Dabei können sich die Mitglieder von zu Hause online wie in eine Konferenz einwählen und so an der Versammlung teilnehmen. Ein Mittel, das auch DAX-Konzerne bei ihren Aktionärsversammlungen anwenden.
Auch interessant
Wie beim DAX-Konzern: Nur mit viel mehr Menschen
Indes: Auf Schalke ist diese Umsetzung technisch bei weitem aufwändiger. Während sich bei Aktionärsversammlungen meist nicht mehr als einige Hundert Teilnehmer zuschalten, hat Schalke 125.000 stimmberechtigte Mitglieder. Normalerweise kommen davon circa 10.000 zur Mitgliederversammlung in die Arena – wie viele sich zu einer virtuellen Versammlung von zu Hause zuschalten würden, kann indes niemand abschätzen. Schalke muss sich aber auf jeden Fall darauf vorbereiten, dass sich mehrere Zehntausend Mitglieder zuschalten könnten – entsprechend stabil müsste das System sein, dass so eine Versammlung ohne technische Störungen abgewickelt werden kann. Eine enorme Herausforderung.
Auch virtuell soll jeder Schalker zu Wort kommen können
Dazu kommt: Es müssen auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Mitglieder nicht nur virtuell abstimmen, sondern sich auch mit Wortbeiträgen an der Diskussion beteiligen können. Denn Schalke hat den Anspruch, dass möglichst viele zu Wort kommen sollen – ob in der Arena oder vor dem heimischen PC. Derzeit arbeiten die Königsblauen an einer Prüfung, ob das technisch zuverlässig möglich ist. Klar ist: Vor dem Herbst wird eine solche Versammlung nicht stattfinden können. Aber es wäre eine irre Lösung: Schalke trifft sich virtuell.